Baerbock betonte, alle Akteure in der Region seien zu maximaler Zurückhaltung aufgefordert. Die Grünen-Politikerin warb in diesem Zusammenhang erneut für eine maßvolle Reaktion Israels auf den iranischen Angriff. Dies könne auch ein Zeichen der Stärke sein, erklärte Baerbock. Netanjahu betonte, dass Israel seine Entscheidungen selbst treffe. Der Staat werde alles Notwendige tun, um sich zu verteidigen.
Baerbock hatte heute früh gemeinsam mit ihrem britischen Amtskollegen Cameron auch Israels Staatspräsident Herzog getroffen. Dieser forderte die internationale Gemeinschaft zu einem entschlossenen Vorgehen gegen das iranische Regime auf.
Cameron und Baerbock nehmen am Treffen der G7-Außenminister in Italien teil, das am Abend beginnt.
Sorge vor hartem Gegenschlag Israels
Der Iran hatte Israel in der Nacht zum Sonntag mit Hunderten von Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern angegriffen, die fast vollständig abgefangen wurden. Der Angriff war eine Reaktion auf einen mutmaßlich von Israel geführten Luftangriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus, bei dem am 1. April zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden getötet wurden. Mehrere israelische Medien meldeten am Abend, dass die Entscheidung über eine Reaktion im Kriegskabinett bereits gefallen sei und Israel Vergeltung üben werde - allerdings seien der genaue Umfang und Zeitplan des Gegenschlags noch offen.
Assmann: "Art und Umfang der Reaktion mit Hilfe diplomatischer Bemühungen wahrscheinlich noch zu beeinflussen"
Israel-Korrespondent Tim Assmann betonte im Deutschlandfunk, es gehe der israelischen Regierung bei der Reaktion auch um eine Gesichtswahrung. Er geht davon aus, dass Art und Umfang des geplanten Vergeltungsschlags mit Hilfe diplomatischer Bemühungen wie mit Baerbocks Reise noch zu beeinflussen sind. Auch die von den USA und der EU angekündigten Sanktionen gegen den Iran könnten ein Hebel sein, um Einfluss zu nehmen.
Das Spektrum der möglichen Reaktionen Israels sei breit und eine Gratwanderung zwischen einer entschiedenen Antwort und einem Schlag, der in einen direkten Krieg münde, erklärte Assmann weiter. Denkbar sei eine Attacke auf Drohnenfabriken und Raketenstellungen im Iran. Dies berge allerdings eine große Gefahr, dass die Lage weitere eskaliere. Auch ein Angriff auf verbündete Kräfte des Irans im Ausland wie etwa die Hisbollah-Miliz sei möglich. Ebenso werde ein großangelegter Cyberangriff in den israelischen Medien diskutiert, so Assmann.
Diese Nachricht wurde am 17.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.