Archiv


Bäumepflanzen in Peru

Reisen und dabei die Natur so wenig wie möglich belasten - diesen Anspruch haben immer mehr Menschen. Inzwischen gibt es auch Angebote, die der Artenvielfalt sogar nutzen. Der Öko-Reiseveranstalter Colibri-Reisen etwa organisiert Reisen zu den bedrohten Tierarten, zu den Berggorillas in Uganda ebenso wie zu den Eisbären am Nordpol. Und es werden Bäume gepflanzt.

Von Claudia van Laak |
    "Colibri-Umweltreisen, guten Tag, Sie sprechen mit Frau Wernicke. Schönen Guten Tag, Herr Eichner, welchen Katalog wollen Sie denn bei uns bestellen?"

    Das Telefon klingelt bei Colibri-Reisen jetzt öfter als im letzten Jahr. Natur- und Umweltreisen liegen im Trend. Touristikassistentin Sarah Wernicke hat sich bewusst für diesen Arbeitgeber entschieden.

    Sarah Wernicke: "Naturreisen sind ein großes Thema hier. Es ist einfach was anderes als bei anderen Veranstaltern. Die Natur und die Tiere stehen im Vordergrund. Das ist anders als bei anderen, wo nur die Reise im Vordergrund steht."

    Colibri-Reisen gibt es seit 13 Jahren. Das Unternehmen vor den Toren Berlins beschäftigt mittlerweile sechs Mitarbeitern und setzt im Jahr zwei Millionen Euro um. Es ist langsam, aber kontinuierlich gewachsen.

    Jörg Drews: "Ich leg da jetzt nicht so viel Wert drauf, superschnell zu wachsen. Es ist zwar schön, wenn man finanziell keine Sorgen hat, aber man hat natürlich sehr, sehr viel mehr Arbeit und viel mehr Verantwortung."

    Gründer und Inhaber Jörg Drews ist von Haus aus Reisejournalist und Fotograf. Er tourte mit Diashows durch Deutschland, wurde immer öfter angesprochen, wo man solche Reisen buchen könne. So wurde er zum Reiseunternehmer mit ökologischer Mission. Der Katalog weist für jede Reise die CO2-Emmissionen aus. Wer zweieinhalb Jahre lang täglich 40 Kilometer Auto fährt, emittiert genauso viel CO2 wie bei einer Tour mit Colibri-Reisen nach Peru. Der Ausgleich:

    "Wir pflanzen generell 100 Bäume pro Person bei Fernreisen, 50 Bäume bei Europareisen, das pflanzen wir so oder so. Und zusätzlich fragen wir unsere Kunden, ob sie bereit sind, eine Klimaschutzabgabe zu leisten, die wir dann dem WWF überweisen."

    So sind seit Bestehen des Ökoreiseveranstalters mehr als eine Million Bäume unter anderem in Brasilien und Nepal gepflanzt worden. Wirtschaftlich haben wir nichts davon, ist Unternehmer Drews überzeugt.

    "Also ich verkaufe keine einzige Reise mehr dadurch, bin ich mir sicher. Das ist vielleicht eine nette Image-Werbung, aber nicht mehr. Ich sage mir manchmal, wenn ich dasselbe Geld, dass ich in die Bäume stecke, in die Werbung stecke, dann hätte ich da mehr davon, finanziell."

    Jörg Drews Kunden sind die von Trend- und Marketingbüros ausgerufenen "Lohas" - eine Abkürzung für "Lifestyle of Health and Sustanibility." Konsumenten, die ihr Geld bewusst ausgeben, ökologisch angebaute Lebensmittel kaufen und auf den Klimaschutz achten. Leute wie Thomas Rosenberg. Der 34-jährige Bankkaufmann gibt lieber 10.000 Euro für eine Reise in die Antarktis aus als für ein neues Auto.

    Thomas Rosenberg: "Definitiv ja. Solange das noch fährt, da fährt's. Schlicht und ergreifend, davon habe ich dann mehr."

    Rosenberg will mit Colibri-Reisen in die Antarktis fliegen. Er interessiert sich für die 6500 Euro teure Expedition mit einem Forschungsschiff zur Insel Südgeorgien, einer Nachbarinsel der Falklandinseln. Jetzt reisen, bevor das ewige Eis schmilzt und die dortigen Pinguine aussterben, sagt er sich.

    "Noch erlebe ich dort die Tiere live. Wenn ich noch 20 Jahre zuwarte, dann steht da der Pinguin und muss sich mit dem Propeller Luft zuwedeln, das ist dann nicht mehr so echt. Südgeorgien, ich war selbst schon einmal da, ist wirklich ein Paradies. Man kann es als das Galapagos des Südpolarmeers bezeichnen. Es ist voller Tiere, und wenn man da vor einer riesigen Menge von Königspinguinen steht, da stehen 250.000 auf einem Fleck, das ist atemberaubend, man glaubt es nicht."

    Wer die Natur wirklich schützen will, der muss zuhause bleiben, da hilft auch kein Ökotourismus, sagen Kritiker. Unternehmer Jörg Drews hält dagegen: Durch die Begegnungen mit den vom Aussterben bedrohten Tieren würden die Menschen motiviert, etwas für ihre Rettung zu tun und ihren Lebensstil zu ändern. "Mit unserer Reise zu den Gorillas nach Uganda retten wir diesen Tiere", versichert Drews:

    "Wenn der Gorilla-Tourismus nicht wäre, wären mit ziemlicher Sicherheit die Berggorillas schon ausgerottet, weil die als Bush-Meat in der Pfanne gelandet wären. Der Tourismus trägt dazu bei, dass Gelder fließen, man kann nicht sicher sein, dass das immer 100-prozentig in die richtigen Kanäle fließt, aber diese Geld fließt, und es ist so wichtig für die Region, dass die entsprechend geschützt werden, und so wächst die Zahl der Berggorillas seit Jahren kontinuierlich."

    Und das Unternehmen Colibri-Reisen auch. Der Umsatz ist in den ersten Monaten dieses Jahres im Vergleich zum letzten Jahr um 30 Prozent gewachsen.