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Bahaitum
50 Jahre Europäisches Haus der Andacht

Die Bahai-Religion hat auf jedem Kontinent ein Haus der Andacht. Für Europa steht das Gebäude in Hofheim bei Frankfurt am Main und feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen.

Von Frank Aheimer |
    Das Bahá'í-Haus der Andacht Europas liegt in Hofheim-Langenhain im Taunus.
    Das Bahá'í-Haus der Andacht Europas liegt in Hofheim-Langenhain im Taunus. (picture alliance / dpa / Jörg Schmitt)
    "Meines Erachtens ist es ein architektonisches Kleinod, also ganz großartig! Es ist sogar jetzt noch verändert worden. Es war früher ein bisschen mehr abgeschottet - dieser Innenraum - und durch die Glasfront hat man jetzt einen Blick in die Natur raus und trotzdem hat man die Möglichkeit eine persönliche Andacht zu führen."
    Das Europäische Haus der Andacht der Bahai ist das einzige dieser Art in Europa. Die Konstruktion ist das Ergebnis eines internationalen Architekten Wettbewerbs in den 50er-Jahren. Den Zuschlag erhält der Frankfurter Architekturstudent Teuto Rocholl. Der heute 87-Jährige erinnert sich, wie schwer es damals war:
    "Wir haben glaube ich fünf oder sechs Jahre Grundstücke gesucht. Und jedes Mal, wenn wir soweit waren, kam irgendjemand, der das wieder hintertrieben hat oder wenn wir gar schon die Bauern hatten, die das verkaufen wollten, dann wurden sie in der Kirche so bearbeitet oder die Frauen im Frauen-Gottesdienst bis hin zu den Kindern im Kinder-Gottesdienst, damit die ihre Genehmigung wieder zurückzogen. Das war also unheimlich schwer!"
    1954: Der fremde Bau trifft auf Ablehnung
    Auch bereits abgeschlossene Kaufverträge werden im Nachhinein storniert. So wird im Juli 1954 in Eschborn ein 18.000 Quadratmeter großes Gelände gekauft. Doch als der evangelische Ortspfarrer davon erfährt, übt er Druck auf den Gemeinderat aus! Im "Spiegel" vom 15. August 1954 gibt er ein Interview:
    "Sollte der Tempelbau zustande kommen, dann hätte die alte evangelische Gemeinde Eschborn in den Augen der christlichen Gemeinden weit und breit ihre Ehre verloren. Man würde auf Eschborn schauen und an Judas denken, der den Herrn gegen 30 Silberlinge verriet!"
    Es kommt zum Rechtsstreit und die Kaufverträge werden für ungültig erklärt.
    "Niemand wollte sie haben! Niemand! Die haben in Frankfurt angefragt und rundum ist angefragt worden, ob sie hier vielleicht ihren Tempel bauen dürfen und niemand wollte sie haben."
    Hans Flietner ist 83 Jahre alt und lebt in Langenhain, das heute zur Gemeinde Hofheim im Taunus gehört.
    "Aber wir hatten einen Bürgermeister, der Altbürgermeister der war ein Schlitzohr. Der hat gedacht, Langenhain ist von der Außenwelt irgendwie ein bisschen abgeschieden. Keine Bahnverbindung und so weiter. Vielleicht kann man hier was draus machen! Und hat das Land aufgekauft von den Bauern und hat es den Bahai verkauft. Und so ging das hier los eigentlich."
    Ein Tempel auf dem Acker
    Der damalige Bürgermeister sieht in dem Verkauf eine Chance für seine Gemeinde, um das minderwertige Ackerland am Rande des kleinen Ortes günstig zu verkaufen. Als der zuständige Landrat - der unter dem Einfluss der Kirche steht - in Urlaub ist, wird die Baugenehmigung erteilt.
    Am 4. Juli 1964 wird das Europäische Haus der Andacht im Beisein von mehr als 1.000 Gästen aus aller Welt eingeweiht. Am Abend gibt es einen kurzen Bericht in der "Tagesschau":
    "Dieses Gebäude ist den drei Wahrheiten geweiht, die dem Bahai-Glauben zugrunde liegen. Der Einheit Gottes - der Einheit seiner Offenbarer - der Einheit des Menschengeschlechts! Seine Tore stehen offen für die Menschen aller Glaubensrichtungen, aller Rassen, aller Völker und Klassen."
    Als Kulturdenkmal heute fest etabliert
    Heute zählt das Europäische Haus der Andacht zu den Kulturdenkmälern des Landes Hessen. Es gibt einen regen Austausch mit den Kirchen und die Bahai-Gemeinde ist fest etabliert, wie Gisela Stang, Bürgermeisterin der Gemeinde Hofheim betont:
    "Die Bahai sind ein ganz wichtiger Bestandteil unseres Dialoges vor Ort mit allen Religionsgemeinschaften und auch mit den verschiedensten Kulturen in unserer Stadt. Weil die Bahais Menschen sind die sehr freundlich, sehr zugewandt und auch überhaupt nicht missionarisch unterwegs sind. Ich glaube das ist das Besondere an den Bahais und eine Offenheit und Menschlichkeit in die Gesellschaft gebracht haben, die außergewöhnlich ist!"
    Für die Einwohner von Langenhain ist das auch heute noch futuristische Gebäude längst zu "ihrem" Tempel geworden, wie Gunter Hübner, einer der wenigen Bahai die in Langenhain leben, beobachtet hat:
    "Es gibt ja auch hier im Ort, kann man sehen in den Vorgärten hat der ein, oder andere auch so einen Bahai-Tempel aufgestellt. Das hat schon so einen Symbolcharakter. In der Dorferneuerung gibt es so ein Emblem, so ein Wiedererkennungsemblem. Das hat sich die Arbeitsgemeinschaft für Dorferneuerung selbst gegeben. Und da sehen wir links so eine Silhouette vom Haus der Andacht, dann das Dorf und rechts die Kirche."