Deutsche Bahn
Wie eine Maut für die Schiene den Bahnverkehr teurer macht

Höhere Gebühren für die Nutzung des Schienennetzes greifen die Wettbewerbsfähigkeit des Transportmittels Bahn an. Dabei hat die Ampelkoalition eigentlich vor, den Personen- und Güterverkehr auf der Schiene deutlich zu stärken.

27.06.2024
    Bauarbeiten im Bahnhof von Bad Wörishofen: An dem Gleis neben dem Bahnsteig steht ein großer Bagger.
    Gleisarbeiten bei der Bahn werden vor allem über Gebühren finanziert, die Verkehrsunternehmen für die Nutzung der Gleise bezahlen. (picture alliance / M.i.S. / Bernd Feil)
    Die Deutsche Bahn kämpft an allen Ecken und Enden mit Problemen. Zur Dauerdiskussion um Pünktlichkeit, Qualität und die Sanierungsbedürftigkeit der Strecken kommt nun auch noch eine Debatte über den Umfang des Angebots hinzu.
    Medienberichte, nach denen wegen knapper Kassen mehrere Fernverkehrsverbindungen gestrichen werden sollen, haben Bahn und Bundesverkehrsministerium zwar dementiert. Es stimme allerdings, dass es schwerwiegende finanzielle Engpässe gebe und deshalb das Fahrplanangebot überprüft werde, sagt DB-Fernverkehrschef Michael Peterson.
    Hintergrund ist unter anderem eine deutliche Erhöhung der Trassenpreise. Worum es geht – die wichtigsten Fragen und Antworten.

    Was ist die Schienenmaut?

    Bei der Schienenmaut – auch bekannt als Trassenpreise - handelt  es sich um Gebühren, die von der InfraGo erhoben werden. Die DB InfraGo gibt es seit Anfang 2024. Sie ist ein bundeseigenes Unternehmen, aus der Zusammenlegung von zwei Bahnsparten entstanden und für den Erhalt von Bahnhöfen und Schienennetz zuständig.

    Mehr als 33.000 Kilometer Schienennetz

    Die Gebühr richtet sich nach Nutzungsart und einem bestimmten Betrag  pro Trassenkilometer. „Mit diesen Mitteln finanzieren wir die laufenden Kosten für den Betrieb, die Instandhaltung und die Investitionsbeiträge der DB in das mehr als 33.000 Kilometer lange Schienennetz“, sagt InfraGo-Chef Philipp Nagl.
    Alle Unternehmen, die die Infrastruktur der Bahn nutzen, müssen  die Schienenmaut bezahlen – also auch die Verkehrsunternehmen der Bahn selbst. Eine Erhöhung trifft damit beispielsweise auch den Fernverkehr der Bahn, der die gestiegenen Kosten dann wieder kompensieren muss.

    Welche Erhöhung gibt es und warum?

    Die Bundesnetzagentur hat eine deutliche Erhöhung der Trassenpreise für 2025 genehmigt - im Durchschnitt um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. InfraGo-Chef Nagl nennt als Grund deutlich gestiegene Personal- und Materialkosten in den vergangenen Jahren – die Erhöhung entspreche der allgemeinen Preissteigerung in Deutschland.

    Regionalverkehr wird nur gering belastet

    Das Problem ist nun, dass die Erhöhung der Schienenmaut nicht gleichmäßig verteilt werden kann. Obwohl der Regionalverkehr für den meisten Verkehr auf der Schiene verantwortlich ist, darf er aufgrund einer gesetzlichen Regelung, die einst die Länder durchgesetzt haben, nur in geringem Umfang belastet werden. Die Netzagentur genehmigte für dieses Segment lediglich eine Erhöhung von 0,6 Prozent bei den Trassenpreisen.
    Fern- und Güterverkehr werden deshalb überproportional zur Kasse gebeten: Der Güterverkehr muss 16,2 Prozent mehr zahlen, der Fernverkehr sogar 17,7 Prozent.
    Verladestelle für Container auf die Bahn aus der Vogelperspektive fotografiert.
    Verladestelle für Container auf die Bahn: Der Güterverkehr auf der Schiene soll deutlich wachsen. (picture alliance / SvenSimon / Frank Hoermann)

    Was für Konsequenzen hat die Erhöhung?

    Ganz klar: Der Transport von Personen und Gütern über die Schiene wird teurer. Aus Sicht der Branche ist das ein schwerer Schlag für die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene gegenüber der Straße.
    Kritik kommt vor allem von Wettbewerbern der Bahn. Neele Wesseln, Geschäftsführerin des Verbands Die Güterbahnen, kritisiert „höhere Preise für weniger Qualität im Schienennetz und ungenügenden Service“.

    Kritik an der Verkehrspolitik des Bundes

    Die „historisch einmaligen Steigerungen der Trassenpreise“ seien das Ergebnis einer jahrelangen fehlgesteuerten Verkehrspolitik des Bundes, sagt Wesseln. Der Anteil der Schiene am Güterverkehr liegt aktuell bei knapp 20 Prozent. Ziel der Bundesregierung ist es eigentlich, ihn bis 2030 auf mindestens 25 Prozent zu steigern.
    Laut dem Unternehmen Flixtrain sind die Trassenpreise in Deutschland bereits die höchsten in Europa. Und die Allianz Pro Schiene erinnert den Bund daran, dass er sich ambitionierte Ziele zur Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene gesetzt hat. Stark steigende Trassenpreise seien aber „eine echte Verlagerungsbremse“.

    Was kann die Politik tun, um die Trassenpreise zu senken?

    Derzeit werden die Trassenpreise aus dem Bundeshaushalt bezuschusst, in diesem Jahr sind es 229 Millionen Euro. Das sei aber keine längerfristige Lösung, heißt es im Bundesverkehrsministerium. Trassenpreisförderung sei „immer nur Ausdruck einer Unterstützung eines ineffizienten Systems“, sagt ein Sprecher.
    Dennoch setzt sich das Ministerium in den aktuellen Haushaltsverhandlungen auch dafür ein, die Bahn hier kurzfristig weiter zu unterstützen. Dauerhaft müsse es aber eine Überarbeitung der Trassenpreise geben, heißt es. Langfristig soll die gesetzliche Berechnungsgrundlage für die Preise geändert werden. Ob das gelingt, ist momentan unklar – die Gespräche laufen.

    ahe