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Bahn-Modernisierung
Milliarden für die Zukunft

Die Deutsche Bahn startet mit starker finanzieller Unterstützung des Bundes ihr größtes Modernisierungsprogramm ihrer Geschichte. Rund 28 Milliarden Euro sollen in den nächsten drei Jahren in neue Schienen, Weichen und Brücken investiert werden. Kritikern reicht das nicht, denn die Schatten der Sparpolitik vergangener Jahre lasten auf der Bahn.

Von Dieter Nürnberger |
    Zwei ICE fahren am zur Streckeneinweihung über die Unstruttalbrücke bei Karsdorf in Sachsen-Anhalt. Mit der Fahrt von Erfurt nach Leipzig wurde die 123 Kilometer lange und 2,8 Milliarden Euro teure ICE-Neubaustrecke Erfurt-Leipzig/Halle eingeweiht.
    Die Neubaustrecke Erfurt-Leipzig soll nicht die letzte bleiben. (picture alliance / dpa / Jan Woitas)
    Das Ziel ist ein leistungsstarker und zukunftssicherer Bahnverkehr. Bis 2019 wollen die Deutsche Bahn und der Bund dafür rund 28 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Es ist das bislang größte Infrastruktur-Modernisierungsprogramm in der Geschichte des Unternehmens. So sollen beispielsweise rund 17.000 Kilometer Schienen, knapp 9.000 Weichen und 875 Brücken modernisiert werden. Von den 28 Milliarden Euro kommen 16 Milliarden vom Bund, sagt Roland Busch vom DB-Vorstand Produktion:
    "Wir haben im heutigen Bestandsnetz einen Investitionsrückstau von rund 30 Milliarden Euro. Mit dem nun verwendeten Geld von durchschnittlich 3,5 bis 4,5 Milliarden Euro jährlich schaffen wir es, den Anstieg des Rückstaus abzumildern. Unser Anspruch liegt darin, diese Mehrmittel so in das Gleis zu bekommen, dass die Infrastruktur modernisiert wird und die Kunden möglichst wenig beeinträchtigt werden."
    Die Bahn sagt, dass es in Spitzenzeiten rund 850 Baustellen gleichzeitig geben wird, weshalb viele Maßnahmen gebündelt werden, um Anzahl und Dauer baubedingter Sperrungen zu reduzieren. Im Detail allerdings müssen die Kunden mit erheblichen Einschränkungen rechnen. Zum Beispiel die Neubaustrecke von Erfurt nach Nürnberg, ein Teil des Verkehrsprojektes Deutsche Einheit: Hier wird bis September bei Saalfeld voll gesperrt werden müssen. Eine unumgängliche Maßnahme, so Thomas Schaffer, im Vorstand zuständig für Vertrieb und Fahrplan.
    "34 Wochen Totalsperrung - die Alternative allerdings wäre eine Bauzeit von acht Jahren gewesen, eine permanente Belastung. Wir haben mit den Transporteuren, den Verkehrsunternehmen und auch der Politik gesprochen. Am Ende wurde gesagt - 34 Wochen ist da die bessere Maßnahme, als eine Dauerbelastung von acht Jahren"
    Falsche Sparpolitik in der Vergangenheit
    Gerade solche Beeinträchtigungen sorgen jedoch für Kritik beim Fahrgastverband Pro Bahn. Aus heutiger Sicht sei die Vollsperrung der Teilstrecke vielleicht noch verständlich, doch macht Karl Peter Naumann darauf aufmerksam, dass die Pläne für die Verkehrsprojekte Deutsche Einheit aus den 90er-Jahren stammten, man hätte damit längst beginnen können. Für den Experten des Fahrgastverbandes ein Beispiel für leider immer wieder aufgeschobene Infrastrukturprojekte, für eine falsche Sparpolitik in der Vergangenheit, als die Deutsche Bahn noch das Ziel hatte, ein börsennotiertes Unternehmen zu werden. Naumann sieht generell einen deutlich höheren Modernisierungsbedarf bei der Bahn:
    "Wir könnten gut und gerne noch mal die gleiche Summe gebrauchen, um das Netz wirklich zu modernisieren. Um regionale Strecken schneller zu machen, um auch zusätzliche Verbindungskurven oder Ausweichgleise ergänzend zu schaffen. Das gehört ja auch dazu. Die Strukturen haben sich ja in den vergangenen 150 Jahren verändert - das Schienennetz ist ja im Wesentlichen 150 Jahre alt."
    Es habe in den vergangenen Jahren einen durch Unterfinanzierung aufgelaufenen Sanierungsbedarf gegeben, räumt DB-Vorstand Roland Busch ein. Und den Bahnkunden verspricht er, dass die Informationen über Beeinträchtigungen Schritt für Schritt besser werden sollen. Noch im Laufe des Frühjahrs soll eine neue Version einer App für Smartphones und Tablets nicht nur Ausfälle, sondern auch mögliche Ersatzstrecken für die Kunden anzeigen.