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Streik beginnt im Güterverkehr

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will heute die Deutsche Bahn bestreiken - zunächst den Güterverkehr, ab morgen ist aber auch der Personenverkehr betroffen. Am Freitag hatte die Gewerkschaft die Verhandlungen mit der Bahn für gescheitert erklärt.

    Güterzuganhänger in Seevetal/Maschen (Niedersachsen) auf den Gleisen des Rangierbahnhofs
    Die Lokführer wollen ab Dienstag streiken. (dpa / picture-alliance / Axel Heimken)
    Der Streik im Personenverkehr beginnt am Mittwoch um 2 Uhr und endet am Donnerstag um 21 Uhr - er dauert damit 43 Stunden. Der Güterverkehr wird bereits ab Dienstag, 15 Uhr, bestreikt - für insgesamt 66 Stunden. "Wir werden sicherlich mehr den Güterverkehr in den Fokus nehmen", hatte GDL-Chef Klaus Weselsky dem Bayerischen Rundfunk zuvor gesagt. "Aber es bleibt nicht aus und ist nicht zu vermeiden, dass wir auch im Personenverkehr die Streiks durchführen."
    Fahrgäste würden aber wie bei vergangenen Ausständen mindestens 24 Stunden im Voraus informiert. Eine Bahnsprecherin erklärte, das Unternehmen wolle erneut einen reduzierten Ersatzfahrplan einführen. Dieser solle schon vor dem eigentlichen Streikbeginn greifen, um ihn verlässlich über den gesamten Ausstand durchzuhalten.
    Wirtschaftsvertreter befürchten Millionenschaden
    Die deutsche Wirtschaft muss nun mit Millionenschäden rechnen: "Wenn ein Streik mehrere Tage dauert, dann wird es natürlich immer schwieriger, da auch zu kompensieren", hatte Alexander Schumann, Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, vor der Streik-Ankündigung gesagt. "Und dann kann rasch ein höherer dreistelliger Millionenbetrag zusammenkommen." Dies genau zu beziffern, sei aber schwierig, weil man nicht wisse, "was ausgeglichen werden kann im weiteren Zeitverlauf nach dem Streik."
    Knackpunkt Lokrangierführer
    Im aktuellen Arbeitskampf fordert die GDL fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche - und das Recht, für weitere Berufsgruppen und nicht nur die Lokführer Tarifverträge abzuschließen. Am Freitag hatte sie die Verhandlungen platzen lassen. Knackpunkt seien die Lokrangierführer. "Hier versucht die Deutsche Bahn AG, den billigen Jakob im Tarifvertrag mit der GDL zu verankern", empörte sich Weselsky. Die GDL pocht auf eine weitgehende Gleichstellung der etwa 3.100 Lokrangierführer mit den rund 20.000 Lokführern, die im Personen- und Güterverkehr unterwegs sind.
    Die Bahn kritisierte den geplanten siebten Arbeitskampf nach zwei Warnstreiks und vier regulären Streikrunden. "Wir verstehen nicht, warum die GDL den bislang gemeinsam erreichten Zwischenstand nicht festhalten will", sagte eine Sprecherin. Auch bei den Lokrangierführern habe man mittlerweile Grundzüge einer gemeinsamen Lösung erarbeitet. Die Gespräche laufen seit weit über einem Jahr. Die GDL hat bisher sechsmal gestreikt und die Dauer der Arbeitsniederlegungen stets erhöht.
    (nch/stfr/swe/tj)