Die Deutsche Bahn AG geht von mehreren hunderttausend Betroffenen während des Streikwochenendes aus. Reisende, die auf Bahnhöfen strandeten oder ihre Fahrt gar nicht erst antreten konnten. Allerdings habe der zum Streikbeginn veröffentlichte und auch stets aktualisierte Ersatzfahrplan zumindest für eine gewisse Stabilität sorgen oder das Schlimmste verhindern können, so Jürgen Kornmann, Bahnsprecher für den Bereich Personenverkehr.
"Rund ein Drittel der Fernverkehrszüge waren auf den Strecken unterwegs, auf denen wir eine besonders große Nachfrage haben. Auch im Regionalverkehr haben wir mindestens ein Drittel aller Nahverkehrszüge fahren können. Die Auswirkungen waren regional jedoch sehr unterschiedlich."
Doch trotz vielerorts chaotischer Zustände auf den Bahnhöfen - der befürchtete große Verkehrskollaps blieb aus. So konnte der ADAC vermelden, dass letztendlich auf Deutschlands Autobahnen weniger Verkehrs herrschte als befürchtet. Und profitiert haben vor allem viele Fernbusunternehmen, die zum Teil 30-prozentige Zuwachsraten am Wochenende hatten.
Gewerkschaft will eine Woche auf Streik verzichten
Die Gewerkschaft der Lokführer hat angekündigt, mindestens die kommenden sieben Tage nicht mehr zu streiken. GDL-Chef Claus Weselsky:
"Ich denke, dass wir in den nächsten Tagen, wenn Montag früh die Streikmaßnahme ausläuft, die Bahn anschreiben werden und ihr auch mitteilen, dass wir jetzt eine kleine Pause einlegen. Und wir erwarten, dass die Bahn die Grundvoraussetzung schafft, über Verhandlungen, dass die Arbeitskampfsituation beendet wird."
Die Bahn signalisiert, dass auch weiterhin zu Gesprächen über - so wörtlich - jedes Thema mit der GDL bereit sei. Auch die Politik forderte beide Seiten - besonders aber die Gewerkschaft auf - an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) betonte, dass Streiks ein elementarer Bestandteil der Tarifautonomie seien, dazu gehöre aber auch die Verpflichtung zu einem verantwortungsvollen Umgang, auch müssten die Folgen für Dritte möglichst gering gehalten werden.
Dass beide Seiten sich gesprächsbereit zeigen, ist jedoch nichts Neues in der diesjährigen Tarifauseinandersetzung. Knackpunkt ist der Vertretungsanspruch der GDL. Die Gewerkschaft fordert, nicht nur für Lokführer verhandeln zu dürfen, sondern auch für ihre Mitglieder aus anderen Berufsgruppen. Die wurden bisher von der konkurrierenden und deutlich größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft vertreten. Die Bahn lehnt dies bislang vehement ab, während die GDL auf ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts verweist, wonach eine Tarifvielfalt auch in einem Unternehmen möglich sein kann.
Zeitungsberichte über Rechentricks bei der Urabstimmung
Für Verwirrung sorgen derzeit Medienberichte, wonach es Unstimmigkeiten bei der GDL-Urabstimmung für einen Streik gegeben habe. 91 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder hatten sich für Arbeitsniederlegungen ausgesprochen und damit eine erforderliche Zustimmungsquote von 75 Prozent erfüllt. Der Vorwurf, dass das Urabstimmungsergebnis durch Rechentricks zustande gekommen sei, wies die GDL heute vehement zurück, die Bahn fordert hier aber eine lückenlose Aufklärung, ob die Streiks somit überhaupt rechtens gewesen seien.