GDL-Chef Claus Weselsky sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": "Das Land und die Bahnkunden haben jetzt eine Pause verdient - und die Bahn eine Nachdenkpause zum Reagieren." Er wollte die Dauer der "Pause" nicht eingrenzen, versicherte aber, dass es momentan keine Pläne für einen neuen Ausstand gebe.
Trotz des Steikendes können Bahnfahrer allerdings noch nicht aufatmen: Nach Angaben des Unternehmens wird es noch eine Weile dauern, bis der bundesweite Zugverkehr wieder normal rollt. Am Sonntag bleibt daher noch vor allem im Fernverkehr ein Ersatzfahrplan in Kraft. Ab dem Nachmittags soll ein Großteil der Züge wieder regulär fahren. Mancherorts muss aber wohl auch am Montag noch vereinzelt mit Zugausfällen und Verzögerungen gerechnet werden.
Zudem erwägt die Bahngewerkschaft EVG inzwischen auch, den Personenverkehr lahmzulegen. Ihr Vorsitzender Alexander Kirchner sagte derselben Zeitung, es gebe noch zwei Verhandlungstermine im Mai, dann müsse ein Abschluss erreicht sein: "Wenn wir nicht vorankommen, schließen wir Streik nicht aus. Aber wir streiken nicht, nur weil andere streiken."
Ramsauer schlägt Verbeamtung der Lokführer vor
Um Arbeitskämpfe bei der Bahn in Zukunft zu vermeiden, plädiert der ehemalige Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) dafür, alle 20.000 Lokführer zu verbeamten. "Der exzessive Streik der GDL ist eine ungewollte Folge der Bahnreform", sagte der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Bundestag der "Bild am Sonntag": "Wenn keine Vernunft einkehrt, müssen Lokführer wieder verbeamtet werden. Wir dürfen unser Land nicht lahmlegen lassen."
Lokführer mit Beamtenstatus, derzeit rund 5000, fallen nicht unter den Tarifvertrag und dürfen nicht streiken. Sie wurden noch vor der Privatisierung der Bahn 1994 eingestellt.