Die Vielfalt ist enorm: Hunderte Bakterien- und Pilzarten leben mit uns unter einem Dach. Man findet sie auch im Hausstaub. Diese Tatsache machten sich Forscher der University of Colorado zunutze, um zu erforschen, welche Faktoren die genaue Zusammensetzung der mikroskopischen Mitbewohner beeinflussen. Sie untersuchten knapp 1.200 Proben aus allen Teilen der Vereinigten Staaten. Doch die Wissenschaftler sammelten die Proben nicht selbst, sagt Noah Fierer, der Leiter des Projekts.
"Das haben Freiwillige gemacht, die von dem Projekt gehört hatten. Wir haben ihnen ein Kit geschickt, sie haben in ihren Wohnungen Proben genommen, und die wir haben hier im Labor analysiert. Natürlich haben die Helfer erfahren, was wir in ihrem Staub gefunden haben. Das war eine großartige Gelegenheit, Forschung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen."
Citizen Science also.
Zwei Proben schickten die Helfer nach Boulder in Colorado: jeweils ein wenig Staub von der Oberseite des Türrahmens aus dem Wohnzimmer und von der Haustür. Die Forscher verglichen, welche Spezies von Pilzen und Bakterien sie darin fanden. Generell war die Vielfalt der Mikroorganismen im Haus um etwa 50 Prozent größer als draußen. Die Muster waren eindeutig, sagt der Dozent für mikrobielle Ökologie:
"Die Pilze und Schimmel, die man in seiner Wohnung findet, sind grundsätzlich dieselben wie draußen. Und deren Zusammensetzung hängt stark davon ab, wo man lebt."
Unterschiedliche Bakterien bei Männern und Frauen
Vor allem die geografischen Bedingungen beeinflussen die Zusammensetzung dieser Gruppe von Mikroorganismen. Auch ob das Haus einen Keller hat, wie alt es ist und ob Haustiere darin leben, hat einen Einfluss auf die Pilze, aber er ist viel schwächer als der der Umgebung. Bei den Bakterien zeigte sich ein ganz anderes Bild:
"Die Mehrzahl der Bakterien entsteht im Innern einer Wohnung. Sie kommen von der Haut, von Zimmerpflanzen, von Haustieren. Die Umgebung draußen hat kaum Einfluss, sondern vielmehr die Art der Bewohner."
Allein anhand der Proben konnten die Forscher zum Beispiel feststellen, ob in einer Wohnung ein Hund lebte oder eine Katze. Dass Hunde ihre Bakterien verteilen, war schon länger bekannt. Dass das auch auf Katzen zutrifft, sei neu, schreiben die Wissenschaftler. Doch auch zweibeinige Bewohner hinterlassen markante Spuren in der Zusammensetzung der Mikroben:
"Männer und Frauen tragen unterschiedliche Bakterien. Eine Handvoll Arten, vor allem Laktobazillen, kommen häufiger in Wohnungen mit Frauen vor als in solchen ohne Frauen. Laktobazillen gehören zum Mikrobiom der Vaginalgegend. Die Tatsache, dass sie in den Hausstaub gelangen, ist ziemlich interessant, denn sie zeigt, wie sehr wir Menschen Bakterien aus den verschiedensten Körperteilen verteilen."
Wie beeinflussen die Pilze und Bakterien die Gesundheit?
Diese Studie biete einen ersten breiten Einblick in Welt der mikroskopischen Hausgäste in Wohnungen und Häusern quer durch die USA.
"Natürlich haben schon andere Leute Bakterien und Pilze in Wohnungen untersucht, aber nicht in einer solchen Breite. Unsere Daten werden sehr nützlich sein, um beispielsweise herauszufinden, in welchen Wohnungen mehr Allergene zu erwarten sind und ganz allgemein wie Bakterien und Pilze die menschliche Gesundheit beeinflussen. Das war nicht das Ziel dieser Studie, es ist aber der offensichtliche nächste Schritt."
Wer die Zusammensetzung der Bakterien in seiner Wohnung ändern wolle, könne einiges unternehmen, sagt Noah Fierer:
"Sie können die Filter an der Klimaanlage wechseln, die Aufteilung der Wohnung verändern oder den Teppichboden rausreißen. Bei vielen Faktoren beginnen wir erst, ihren Einfluss zu verstehen. Die einfachste Änderung ist, einen Hund oder eine Katze an- oder abzuschaffen."
Wer hingegen die Pilzarten in seiner Wohnung ändern will, muss umziehen.