Theo Geers: Was ist das für eine neue Kartoffel? Wogegen ist sie resistent?
Mirjam Stöckel: Die Sorte heißt Fortuna - und sie ist ausdrücklich eine Speisekartoffel. Also eine, die wir Menschen essen sollen - und die nicht für die Papierindustrie beispielsweise oder als Tierfutter gedacht ist. Das Besondere an ihr ist, dass sie durch eine gentechnische Veränderung immun ist gegen den Erreger der Kraut- und Knollenfäule. Das ist eine der schlimmsten Kartoffelkrankheiten weltweit, die bis zu 15 Prozent der Ernte kostet. Die zwei Resistenzgene in der Fortuna, sagt BASF, stammen aus einer südamerikanischen Wildkartoffel. Kartoffeln dieser Sorte aber sind so klein, dass man sie nicht vermarkten kann. Deswegen eben der Transfer ihrer Resistenzgene in eine andere, bewährte Speisekartoffel-Sorte, die guten Ertrag bringt und schmeckt.
Geers: Warum setzt BASF jetzt bei Fortuna auf Gentechnik? Könnte man diese Resistenz, gegen die ja so erstmal nichts einzuwenden wäre, nicht auch durch konventionelles Kreuzen erreichen?
Stöckel: Genau das haben Forscher seit etwa 50 Jahren versucht und nicht geschafft. Und weil die Kreuzungen auf herkömmliche Art nicht so funktioniert haben wie erhofft, hat BASF dann die Gentechnik eingesetzt.
Geers: Die Ernteausfälle,durch die Kraut- und Knollenfäule, die können ja bis zu 15 Prozent betragen. Das ist mehr als der Gewinn, als er beim Anbau erzielen kann, der ihm da wegfault. Was macht man denn jetzt gegen die Kraut- und Knollenfäule?
Stöckel: Die Landwirte hier in Europa können sich heute schon recht gut schützen - mit speziellen Pflanzenschutzmitteln. Allerdings kostet das viel Zeit, Geld und Aufwand - und all das ließe sich mit Fortuna vermeiden, sagt BASF.
Geers: Zurück zum Verbraucher: Kartoffeln für den Verzehr haben ja bestimmte Eigenschaften zum Beispiel festkochend - wo würde, wenn sie zugelassen würde, diese Kartoffel auftauchen? Im Supermarkt? Im Fertigpüree? Als Kartoffelchip? Als Pommes?
Stöckel: Die Fortuna soll in erster Linie tatsächlich eine Pommes-Frites-Kartoffel sein. Sie kann aber auch frisch zum Kochen oder für Chips verwendet werden. Es ist also denkbar, dass man die Fortuna irgendwann an der Imbissbude oder auch beim Gemüse oder in der Kühltheke im Supermarkt findet. Dort allerdings müsste dann auf Pommespackung eindeutig draufstehen, dass eine gentechnisch veränderte Sorte drin ist. Das schreiben die EU-Kennzeichnungsregeln für Gentechnikprodukte vor - damit der Verbraucher weiß, was er gerade kauft.
Theo Geers: Gibt es denn für gentechnisch veränderte Kartoffeln überhaupt Markt? Die Verbraucher wollen davon ja eigentlich nichts wissen?.
Stöckel: BASF hofft natürlich darauf, dass sich ein Markt entwickelt für die Fortuna. Greenpeace dagegen sagt, das werde nicht passieren: Eine Umfrage - die allerdings schon aus dem letzten Jahr stammt - habe damals ergeben, dass die meisten Chips- und Frittenhersteller keine Genkartoffeln verwenden wollen. Darunter, sagt Greenpeace, seien Funny Frisch, Lay‘s und Chio sowie Burger King, Nordsee, Tank&Rast und Agrarfrost. Der Hersteller der Pringles-Chips und McDonalds wollten sich in der Greenpeace-Umfrage nicht festlegen. Ob sich ein Markt für Fortuna entwickelt - das bleibt also die spannende Frage in den nächsten zwei, drei Jahren.
Geers: Noch einmal kurz zur Gentechnik-Debatte. Bisher soll die bekannteste gentechnikveränderte-Kartoffelsorte Amflora, auch von BASF, zur Herstellung von Stärke zum Beispiel für Papier benutzt werden. Das beruhigt manche Verbraucher, weil die Amflora nicht als Lebensmittel eingesetzt werden soll. Jetzt kommt Fortuna. Die soll ein Lebensmittel sein. Hat der Zulassungsantrag von BASF deshalb jetzt eine neue Qualität?
Stöckel: Da würde ich sagen: Ja und nein. Nein, weil schon heute einige gentechnisch veränderte Pflanzen als Lebensmittel zugelassen sind. Mais, Raps und Soja beispielsweise. In der Praxis werden sie aber eben überwiegend als Futtermittel verwendet. Eine neue Qualität hat der Zulassungsantrag aus meiner Sicht deshalb, weil BASF die gentechnisch veränderte Kartoffel nun so offensiv und ausdrücklich als Speise-Kartoffel auf den Markt bringen will - und das ist ein einigermaßen mutiges, ambitioniertes Vorhaben bei all den Vorbehalten, die grade die Deutschen gegen Gentechnik-Nahrungsmittel haben. BASF will übrigens in der Zeit bis zur Zulassung einen - so wörtlich - "konstruktiven Dialog" mit den Verbrauchern führen und hofft, sie so von den Vorteilen der Fortuna zu überzeugen.
Mirjam Stöckel: Die Sorte heißt Fortuna - und sie ist ausdrücklich eine Speisekartoffel. Also eine, die wir Menschen essen sollen - und die nicht für die Papierindustrie beispielsweise oder als Tierfutter gedacht ist. Das Besondere an ihr ist, dass sie durch eine gentechnische Veränderung immun ist gegen den Erreger der Kraut- und Knollenfäule. Das ist eine der schlimmsten Kartoffelkrankheiten weltweit, die bis zu 15 Prozent der Ernte kostet. Die zwei Resistenzgene in der Fortuna, sagt BASF, stammen aus einer südamerikanischen Wildkartoffel. Kartoffeln dieser Sorte aber sind so klein, dass man sie nicht vermarkten kann. Deswegen eben der Transfer ihrer Resistenzgene in eine andere, bewährte Speisekartoffel-Sorte, die guten Ertrag bringt und schmeckt.
Geers: Warum setzt BASF jetzt bei Fortuna auf Gentechnik? Könnte man diese Resistenz, gegen die ja so erstmal nichts einzuwenden wäre, nicht auch durch konventionelles Kreuzen erreichen?
Stöckel: Genau das haben Forscher seit etwa 50 Jahren versucht und nicht geschafft. Und weil die Kreuzungen auf herkömmliche Art nicht so funktioniert haben wie erhofft, hat BASF dann die Gentechnik eingesetzt.
Geers: Die Ernteausfälle,durch die Kraut- und Knollenfäule, die können ja bis zu 15 Prozent betragen. Das ist mehr als der Gewinn, als er beim Anbau erzielen kann, der ihm da wegfault. Was macht man denn jetzt gegen die Kraut- und Knollenfäule?
Stöckel: Die Landwirte hier in Europa können sich heute schon recht gut schützen - mit speziellen Pflanzenschutzmitteln. Allerdings kostet das viel Zeit, Geld und Aufwand - und all das ließe sich mit Fortuna vermeiden, sagt BASF.
Geers: Zurück zum Verbraucher: Kartoffeln für den Verzehr haben ja bestimmte Eigenschaften zum Beispiel festkochend - wo würde, wenn sie zugelassen würde, diese Kartoffel auftauchen? Im Supermarkt? Im Fertigpüree? Als Kartoffelchip? Als Pommes?
Stöckel: Die Fortuna soll in erster Linie tatsächlich eine Pommes-Frites-Kartoffel sein. Sie kann aber auch frisch zum Kochen oder für Chips verwendet werden. Es ist also denkbar, dass man die Fortuna irgendwann an der Imbissbude oder auch beim Gemüse oder in der Kühltheke im Supermarkt findet. Dort allerdings müsste dann auf Pommespackung eindeutig draufstehen, dass eine gentechnisch veränderte Sorte drin ist. Das schreiben die EU-Kennzeichnungsregeln für Gentechnikprodukte vor - damit der Verbraucher weiß, was er gerade kauft.
Theo Geers: Gibt es denn für gentechnisch veränderte Kartoffeln überhaupt Markt? Die Verbraucher wollen davon ja eigentlich nichts wissen?.
Stöckel: BASF hofft natürlich darauf, dass sich ein Markt entwickelt für die Fortuna. Greenpeace dagegen sagt, das werde nicht passieren: Eine Umfrage - die allerdings schon aus dem letzten Jahr stammt - habe damals ergeben, dass die meisten Chips- und Frittenhersteller keine Genkartoffeln verwenden wollen. Darunter, sagt Greenpeace, seien Funny Frisch, Lay‘s und Chio sowie Burger King, Nordsee, Tank&Rast und Agrarfrost. Der Hersteller der Pringles-Chips und McDonalds wollten sich in der Greenpeace-Umfrage nicht festlegen. Ob sich ein Markt für Fortuna entwickelt - das bleibt also die spannende Frage in den nächsten zwei, drei Jahren.
Geers: Noch einmal kurz zur Gentechnik-Debatte. Bisher soll die bekannteste gentechnikveränderte-Kartoffelsorte Amflora, auch von BASF, zur Herstellung von Stärke zum Beispiel für Papier benutzt werden. Das beruhigt manche Verbraucher, weil die Amflora nicht als Lebensmittel eingesetzt werden soll. Jetzt kommt Fortuna. Die soll ein Lebensmittel sein. Hat der Zulassungsantrag von BASF deshalb jetzt eine neue Qualität?
Stöckel: Da würde ich sagen: Ja und nein. Nein, weil schon heute einige gentechnisch veränderte Pflanzen als Lebensmittel zugelassen sind. Mais, Raps und Soja beispielsweise. In der Praxis werden sie aber eben überwiegend als Futtermittel verwendet. Eine neue Qualität hat der Zulassungsantrag aus meiner Sicht deshalb, weil BASF die gentechnisch veränderte Kartoffel nun so offensiv und ausdrücklich als Speise-Kartoffel auf den Markt bringen will - und das ist ein einigermaßen mutiges, ambitioniertes Vorhaben bei all den Vorbehalten, die grade die Deutschen gegen Gentechnik-Nahrungsmittel haben. BASF will übrigens in der Zeit bis zur Zulassung einen - so wörtlich - "konstruktiven Dialog" mit den Verbrauchern führen und hofft, sie so von den Vorteilen der Fortuna zu überzeugen.