Von Samstag bis Donnerstagfrüh kamen den Angaben zufolge mehr als 34.000 Menschen in Slowenien an. Tausende Flüchtlinge warteten zudem in Kroatien und an der Grenze zu Österreich auf ihre Weiterreise. Die Kroaten lassen am Grenzübergang Berkasovo/Bapskanur mit Serbien kleinere Gruppen durch, weil ihre nahe gelegenes Erstaufnahmelager Opatovac mit 3.500 Menschen bereits überfüllt ist.
Die Menschen an der Grenze dort riefen immer wieder "Aufmachen, aufmachen". Viele Flüchtlinge hatten die kalte Nacht im Freien verbracht. Die Hilfsorganisation Care kritisierte, an der serbisch-kroatischen Grenze fehle es am Nötigsten. "Die Menschen haben kaum genug Kleidung, Nahrung oder Wasser", sagte der Nothilfekoordinator Iljitsj Wemerman. Zudem hätten viele Flüchtlinge Atemwegserkrankungen, Durchfall, Unterkühlung und Lungenentzündungen. "Die Menschen schweben hier in Lebensgefahr."
Kroatien transportiert die aus der Türkei, Griechenland, Mazedonien und Serbien kommenden Flüchtlinge weiter nach Slowenien. Von dort reisen sie nach Österreich und vor allem nach Deutschland.
Kujat lehnt Einsatz von Armee an Grenzen ab
Am Nachmittag will EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos Slowenien besuchen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Die Regierung in Ljubljana sieht sich nicht mehr in der Lage, alle Flüchtlinge angemessen zu versorgen. Das Land kann sich nach eigenen Angaben nur um 2.500 Flüchtlinge pro Tag kümmern.
Slowenien setzt mittlerweile Soldaten zur Grenzsicherung ein. Das hält die Menschen aber nicht davon ab, ins Land zu kommen: Allein in der Nacht überquerten 6.500 Flüchtlinge illegal die Grenze, wie die slowenische Nachrichtenagentur STA unter Berufung auf die Polizei berichtete.
Der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, lehnt den Einsatz von Soldaten zur Grenzsicherung ab. Der Einsatz von Militär gegenüber Flüchtlingen sei ein Bild, "das wir im Europa des 21. Jahrhunderts nicht brauchen können", sagte er im Deutschlandfunk. Grenzen mit Hilfe von Soldaten zu schützen, sei nicht mehr zeitgemäß. "Es muss Möglichkeiten geben, dieses Problem auf andere Weise zu lösen. Wir haben einen funktionierenden Staat, wir haben funktionierende Ordnungssysteme, und zwar in ganz Europa, nicht nur in Deutschland, in ganz Europa." Kujat betonte, der Einsatz der Bundeswehr zur Sicherung der Grenze in der Flüchtlingskrise sei "weder praktikabel noch akzeptabel".
EVP für bessere Sicherung der EU-Außengrenzen
Unterdessen sprachen sich die Christdemokraten im Europaparlament für eine bessere Sicherung der EU-Außengrenzen aus. Europa könne nicht Millionen von Menschen aufnehmen, sagte der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei, Joseph Daul, auf einem EVP-Kongress in Madrid. In einer Resolution forderten die Konservativen, die Asylverfahren sollten beschleunigt und abgelehnte Asylbewerber umgehend abgeschoben werden. In der EVP sind 75 Parteien aus 40 europäischen Ländern zusammengeschlossen, darunter auch CDU und CSU.
(hba/stfr)