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Baltimore
Sechs US-Polizisten angeklagt

Wegen des Todes des Afroamerikaners Freddie Gray nach einer Festnahme müssen sich sechs US-Polizisten vor einem Gericht in Baltimore verantworten. Eine Geschworenenjury habe einem Prozess gegen die Polizisten stattgegeben, teilte eine Staatsanwältin mit. Der Tod des 25-Jährigen hatte für schwere Unruhen gesorgt.

    Menschen protestieren in Baltimore gegen Polizeigewalt.
    Der Tod des schwarzen Jugendlichen Freddie Gray hatte Unruhen in Baltimore ausgelöst. (picture alliance / /RIA Novosti / Caitlin Ochs)
    Ein Polizist ist wegen Mordes mit bedingtem Vorsatz angeklagt. Das ist nach US-Recht ein Verbrechen, das nicht im Voraus geplant war, bei dem aber der Tod billigend in Kauf genommen wird. Das allein kann mit 30 Jahren Haft geahndet werden. Den anderen Beschuldigten werden fahrlässige Tötung, Körperverletzung und Amtsvergehen vorgeworfen. Damit bestätigte das Gericht im wesentlichen die Anklage der Staatsanwaltschaft.
    Staatsanwaltschaft: Fatale Rückenverletzung
    Gray war am 12. April von der Polizei festgenommen worden, nachdem er Blickkontakt mit einem Beamten hatte und dann wegrannte. Er wurde gefesselt in einen Polizeitransport verfrachtet, wobei er sich laut Staatsanwältin Marilyn Mosby eine fatale Rückenverletzung zuzog. Seine Bitten um medizinische Behandlung seien wiederholt ignoriert worden. Zudem schnallte ihn keiner der Beamten während der Fahrt zur Wache an, was einen Verstoß gegen die Polizeirichtlinien darstellt. Eine Woche nach seiner Festnahme starb Gray im Krankenhaus.
    Grays Tod wurde von vielen als neuer Fall von tödlicher Polizeigewalt gegen unbewaffnete Schwarze in den USA verurteilt. Der Vorfalllöste gewalttätige Unruhen in Baltimore aus. Bürgermeisterin Stephanie Rawlings-Blake verhängte eine Ausgangssperre, Gouverneur Larry Hogan vorübergehend den Notstand.
    Anwälte sprechen von Verstrickungen
    Staatsanwältin Mosby sagte, Ermittler hätten den Geschworenen in den vergangenen zwei Wochen Beweise gegen die Beamten präsentiert. Die Anwälte der Polizisten - drei weiße und drei schwarze Polizisten - bezeichneten ihre Mandanten laut Gerichtsakten jedoch als Opfer einer "übermotivierten Staatsanwaltschaft", die sich in persönlichen und politischen Interessenskonflikten verstrickt habe.
    Das US-Justizministerium kündigte an, dem Verdacht von systematischen Bürgerrechtsverletzungen durch die Polizei in Baltimore nachzugehen. Eine ähnliche Untersuchung hatte nach den tödlichen Polizeischüssen auf den schwarzen Jugendlichen Michael Brown im August 2014 in der Kleinstadt Ferguson eine systematische Benachteiligung und routinemäßige Drangsalierung von Afroamerikanern festgestellt.
    (fwa/jan)