In den frühen 80er Jahren hatte der damalige Professor Klaus Strunk in langwierigen Absprachen mit der sowjetischen Botschaft eine Baltistik eingerichtet. 20 Jahre später, im Jahr 200,0 bestanden die letzten Studenten ihren Magisterabschluss in diesem Fach. Peter-Arnold Mumm:
Das war natürlich eine substantielle Einbusse für das Institut, das ist ganz klar. Baltologie ist hier angesiedelt gewesen relativ vernünftig. Sie war auch mal näher an der Slawistik dran, was ja geografisch auch zu vertreten ist, aber weil das Baltische nun mal ein selbstständiger Sprachzweig ist hat man dann gesagt, dass vereint man institutionell mit der Indogermanistik und das war auch von der Zusammenarbeit her eine ganz fruchtbare Angelegenheit. Insofern hat man das schon gemerkt, dass ein gewisser Reichtum des Faches dadurch verloren gegangen ist.
Warum die Baltologie in München gestrichen wurde, mag heute keiner mehr von der Uni-Verwaltung sagen. Die meisten Mitglieder der Unileitung wie der Rektor und der Kanzler sind gerade ein Jahr im Amt. Deshalb wollen sie sich auch nicht darüber äussern, warum der Versuch der Baltisten gescheitert ist, wenigstens über Drittmittel eine gegenwartsbezogene Baltistik am Leben zu erhalten, gerade im Hinblick auf den EU-Beitritt.
Ein Konzept sollte entwickelt werden, interdisziplinär auch für Wirtschaftswissenschaftler, Juristen und dergleichen, gleichzeitig auch Landeskunde, so Mumm. Zumal derzeit an der Bayrischen Staatsbibliothek mit der traditionellen Schwerpunktsammlung Osteuropa ein Projekt zur Errichtung der ViFaOst - der Virtuellen Fachbibliothek Osteuropa läuft. Aber auch das Osteuropainstitut sitzt in München, wo es um wirtschaftliche, historische und ethnische Zusammenhänge geht, ebenso das Institut für Ostrecht der Juristen. Alles wissenschaftliche Einrichtungen, an denen Sprachkenntnisse im Litauischen und Lettischen gebraucht werden. Ob die Auflösung des Faches einfach nur auf einem formalen Fehler beruhte?:
Allerdings haben bei dem Antrag dann auch Interessen eine Rolle gespielt ein bischen historische Baltologie mit einfliessen zu lassen und möglicherweise hat das den Antrag dann zu Fall gebracht. Es ist nicht so ganz durchsichtig gewesen. Wir haben dann die Ablehnung bekommen, die lapidar geheissen hat. Die Baltologie scheint uns in Deutschland hinreichend vertreten und da ist keine Notwendigkeit, dass sie auch in München weiter existiert bzw. wiedereingerichtet wird.
Ob ein einziges Institut in Deutschland hinreichend ist, ist wahrscheinlich Interpretationssache. An der Uni Eichstätt lehrt ein älterer Anglistikprofessor Lettisch und Litauisch, an der Uni Münster soll 2008 Schluss sein mit dem Institut für Interdisziplinäre Baltische Studien. Wie sich dann die Nachfolge gestalten soll am Institut für Baltistik in Greifswald, mag keiner beantworten.
Mehr erleichtert als wütend sind deshalb die Münchner Sprachwissenschaftler, dass es wenigstens in Bayern, in Erlangen einen Hoffnungsschimmer für ihr Fach gibt.
Sollten Studenten Baltistik in München studieren wollen, dann wird die Univerwaltung einen Weg finden, das Studium in Erlangen auch für Münchner Studenten zu ermöglichen, ist sich Arnold Mumm sicher.
Denn der verantwortliche Professor Norbert Oettinger in Erlangen richtet sich mit seinem Angebot nun an Juristen, Wirtschaftswissenschaftler, Theologen, Historiker, aber natürlich auch Studenten der Sprachwissenschaft. Mit Muttersprachlern aus Litauen und Lettland, die für die 6 Semesterwochenstunden Sprachkurs verantwortlich sind.
Ich empfinde dass so, dass diese Einrichtung eigentlich zeigt, dass es doch eine gewisse Notwendigkeit gesehen wurde vom Ministerium gesehen wurde, dass die Baltologie irgendwo auch in Bayern vertreten ist und nicht nur an der Nordküste. Für München bleibt es natürlich in Verlust, zumal die Uni München eigentlich das Profil hat, ein möglichst breitgefächertes Angebot an Fächern zu besitzen.