Im zentralen, weiten Oberlicht-Saal der Baden-Badener Kunsthalle hängen drei kleine Bilder, an jeder bespielbaren Wand eines: ein Porträt von David Bowie, dann der Strokes-Sänger Julian Casablancas selbstvergessen hinterm Mikrophon, an der dritten Wand eine Opernszene mit Jonas Kaufmann.
Die Bilder sind eher banal; und bis auf das glutrote Gesicht von Casablancas, das von hinten mit einer Art Heiligenschein (aus Scheinwerferlicht) gerahmt ist, sind sie auch in eher trüben Farbtönen gehalten. Die Darbietung der Bilder aber giert nach Größe und Bedeutsamkeit: Ein so kleines Bild auf einer so riesigen Wand - eine solche Inszenierung will eine Aura erzeugen, die die Bilder selber gar nicht haben.
Schon die Geheimnistuerei im Vorfeld der Ausstellung war etwas seltsam; so treibt man Erwartungen in die Höhe, die man dann einlösen müsste. "Konzentration" will der Kurator Johan Holten herstellen, weil die in Baden-Baden gehängten Bilder der Elizabeth Peyton vor allem Sänger auf der Bühne zeigen, im Moment der performativen Akts. Weshalb, angeblich, auch deren bildhafte Darstellung den kreativen Akt des Malens sichtbar mache.
Das aber, mit Verlaub, ist eine ziemliche Übertreibung. Wahr ist vielmehr, dass Elizabeth Peyton die Kunst der Selbstdarstellung und Selbstvermarktung sehr gut beherrscht. Wer sich im berühmten New Yorker Chelsea Hotel ein Zimmer mietet, dort seine Bilder aufhängt und den Ausstellungsbesucher am Empfang den Schlüssel abholen lässt (und es darf immer nur einer rein!), der weiß, wie das Spiel funktioniert.
Elizabeth Peyton ist auf der Internetseite der Gagosian Gallery gelistet, sie erzielt Höchstpreise; das MoMa sammelt ihre Bilder, sie stellt weltweit aus - zu ihrer Kunst steht das in merkwürdigem Gegensatz. Sie malt fast nur Porträts, okay; sie malt fast nur ihre (Künstler-)Freunde und sogenannte Celebrities, auch okay, denn alles, alles, alles ist nunmehr bildwürdig. Aber, Gegenfrage, wieso muss man eigentlich Prince Harry und Lady Diana malen? Oder Leonardo di Caprio?
Wer das tut, kauft mit der Wahl des Objekts sozusagen Wichtigkeit gleich mit ein, er verschafft sich im Wettbewerb um Aufmerksamkeit einen Vorteil - völlig jenseits seines technisch-malerischen Könnens, um das es, vorsichtig gesagt, bei Elizabeth Peyton nicht wirklich gut bestellt ist.
In Baden-Baden werden nur Bilder von Rockstars gezeigt - und von Opernsängern wie Jonas Kaufmann, weil offenbar Oper und Rock fast dasselbe sind oder jedenfalls die "Intensität" der Darbietung beide Genres verbinde. Wir wollen die grundsätzliche soziologische Verschiedenheit der beiden Disziplinen hier nicht diskutieren und lassen Peytons fade Opernszenen einfach mal weg.
Aber selbst bei den Rockstars stellt sich die Frage: Erfährt man grundsätzlich Anderes und Neues über John Lennon, David Bowie, Pete Doherty, Kurt Cobain, wenn sie von Elizabeth Peyton gemalt werden? Die Antwort ist ein klares Nein.
Das Abbildungsmedium der Rockmusik ist - neben der Tonaufnahme - die Fotografie, vielleicht auch, für den Konzertmitschnitt, der Film. Hier ist das spezifische Fluidum der Szene sichtbar, die Mischung aus Aufbegehren und Kaputtheit, aus Größenwahn und Außenseitertum. Rockstars aber malen (oder in Monotypien darstellen): Das wird zu deren Mystifizierung beitragen - und vielleicht auch zu Mystifikation der Malerin. Doch noch die Allerweltsfotos, nach denen Elizabeth Peyton gemalt hat, sind wesentlich instruktiver als ihre Bilder, die auch über den Malprozess eher wenig verraten - höchstens über Peytons Vorliebe für das Androgyne und bisweilen auch für das Formlose.
Natürlich hat sie - in der Reduktion - von Andy Warhol gelernt und von David Hockney, aber sie ist von deren Coolness und deren handwerklichem Können weit entfernt. Und wenn man etwas über die New Yorker Szene erfahren will, dann hält man sich besser an die Fotografien der Nan Goldin als an Elizabeth Peyton.
Der grundsympathische Baden-Badener Kunsthallen-Direktor Johan Holten wollte also wieder etwas Besonderes machen, und er selber ist von Elizabeth Peyton ehrlich begeistert. Von außen betrachtet ist die Schau aber eine große Enttäuschung: Sie ist modisch und fad.
Die Bilder sind eher banal; und bis auf das glutrote Gesicht von Casablancas, das von hinten mit einer Art Heiligenschein (aus Scheinwerferlicht) gerahmt ist, sind sie auch in eher trüben Farbtönen gehalten. Die Darbietung der Bilder aber giert nach Größe und Bedeutsamkeit: Ein so kleines Bild auf einer so riesigen Wand - eine solche Inszenierung will eine Aura erzeugen, die die Bilder selber gar nicht haben.
Schon die Geheimnistuerei im Vorfeld der Ausstellung war etwas seltsam; so treibt man Erwartungen in die Höhe, die man dann einlösen müsste. "Konzentration" will der Kurator Johan Holten herstellen, weil die in Baden-Baden gehängten Bilder der Elizabeth Peyton vor allem Sänger auf der Bühne zeigen, im Moment der performativen Akts. Weshalb, angeblich, auch deren bildhafte Darstellung den kreativen Akt des Malens sichtbar mache.
Das aber, mit Verlaub, ist eine ziemliche Übertreibung. Wahr ist vielmehr, dass Elizabeth Peyton die Kunst der Selbstdarstellung und Selbstvermarktung sehr gut beherrscht. Wer sich im berühmten New Yorker Chelsea Hotel ein Zimmer mietet, dort seine Bilder aufhängt und den Ausstellungsbesucher am Empfang den Schlüssel abholen lässt (und es darf immer nur einer rein!), der weiß, wie das Spiel funktioniert.
Elizabeth Peyton ist auf der Internetseite der Gagosian Gallery gelistet, sie erzielt Höchstpreise; das MoMa sammelt ihre Bilder, sie stellt weltweit aus - zu ihrer Kunst steht das in merkwürdigem Gegensatz. Sie malt fast nur Porträts, okay; sie malt fast nur ihre (Künstler-)Freunde und sogenannte Celebrities, auch okay, denn alles, alles, alles ist nunmehr bildwürdig. Aber, Gegenfrage, wieso muss man eigentlich Prince Harry und Lady Diana malen? Oder Leonardo di Caprio?
Wer das tut, kauft mit der Wahl des Objekts sozusagen Wichtigkeit gleich mit ein, er verschafft sich im Wettbewerb um Aufmerksamkeit einen Vorteil - völlig jenseits seines technisch-malerischen Könnens, um das es, vorsichtig gesagt, bei Elizabeth Peyton nicht wirklich gut bestellt ist.
In Baden-Baden werden nur Bilder von Rockstars gezeigt - und von Opernsängern wie Jonas Kaufmann, weil offenbar Oper und Rock fast dasselbe sind oder jedenfalls die "Intensität" der Darbietung beide Genres verbinde. Wir wollen die grundsätzliche soziologische Verschiedenheit der beiden Disziplinen hier nicht diskutieren und lassen Peytons fade Opernszenen einfach mal weg.
Aber selbst bei den Rockstars stellt sich die Frage: Erfährt man grundsätzlich Anderes und Neues über John Lennon, David Bowie, Pete Doherty, Kurt Cobain, wenn sie von Elizabeth Peyton gemalt werden? Die Antwort ist ein klares Nein.
Das Abbildungsmedium der Rockmusik ist - neben der Tonaufnahme - die Fotografie, vielleicht auch, für den Konzertmitschnitt, der Film. Hier ist das spezifische Fluidum der Szene sichtbar, die Mischung aus Aufbegehren und Kaputtheit, aus Größenwahn und Außenseitertum. Rockstars aber malen (oder in Monotypien darstellen): Das wird zu deren Mystifizierung beitragen - und vielleicht auch zu Mystifikation der Malerin. Doch noch die Allerweltsfotos, nach denen Elizabeth Peyton gemalt hat, sind wesentlich instruktiver als ihre Bilder, die auch über den Malprozess eher wenig verraten - höchstens über Peytons Vorliebe für das Androgyne und bisweilen auch für das Formlose.
Natürlich hat sie - in der Reduktion - von Andy Warhol gelernt und von David Hockney, aber sie ist von deren Coolness und deren handwerklichem Können weit entfernt. Und wenn man etwas über die New Yorker Szene erfahren will, dann hält man sich besser an die Fotografien der Nan Goldin als an Elizabeth Peyton.
Der grundsympathische Baden-Badener Kunsthallen-Direktor Johan Holten wollte also wieder etwas Besonderes machen, und er selber ist von Elizabeth Peyton ehrlich begeistert. Von außen betrachtet ist die Schau aber eine große Enttäuschung: Sie ist modisch und fad.