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Band Sidi Wacho
Ein Album voller Verrücktheit

Gesellschaftskritisch, chaotisch und ein Beispiel für die Globalisierung von Musikstilen: All das ist die französisch-chilenische Band Sidi Wacho. Seit einigen Jahren tourt sie durch Europa und Südamerika. Mit "Bordeliko" ist gerade ihr zweites Album erschienen - eine Platte voller Stilbrüche.

Von Burkhard Birke |
    Die französisch-chilenische Band Sidi Wacho mit ihren Instrumenten
    "Jeder kommt mit seiner Inspiration, seiner Energie, seinem Stil." Die französisch-chilenische Band Sidi Wacho (Fredo Mat.)
    Saido: "'Bordeliko', das bedeutet 'verrückt'. 'Bordeliko' ist der Name, und so ist unsere Musik. 'Bordelique', 'Bordeliko' - das ist Umgangssprache und bedeutet auch 'Unordnung'."
    Und die ist laut Bandsprecher Saido gewollt. Der Franco-Algerier ist für die Rap-Einlagen auf Französisch verantwortlich, ein chilenischer Musiker singt auf Spanisch. Zur Band gehören außerdem ein kubanischer Percussionist, ein französischer Akkordeonist, ein Trompeter.
    "Wir haben keinen künstlerischen Leiter"
    Saido: "Jeder kommt mit seiner Inspiration, seiner Energie, seinem Stil. Wir haben keinen künstlerischen Leiter. Wenn wir ein Stück komponieren, wissen wir vorher nicht, in welche Richtung das geht."
    Kurzum: "C‘est un peu le Bordel", wie die Franzosen sagen. Für Sidi Wacho scheint die Chaostheorie zu funktionieren: Kaum einer der zwölf Titel des letzten Albums ähnelt musikalisch dem anderen. Mal überwiegt Cumbia, mal klingt es wie bei einer Band vom Balkan. In einem anderen Song dominiert der Rap. Und sie können es auch richtig romantisch, wie bei "Comme un pauvre":
    "Ohne Deinen Blick, ohne Dein Lächeln kann ich nicht leben. / Die Liebe eines armen Schluckers."
    Ein Bolero, eine Liebesschnulze à la Sidi Wacho. Sidi Wacho, der Bandname ist eine Wortkreation, die der Entstehung dieses Kollektivs Rechnung trägt.
    Saido: "Sidi das heißt ‚Herr‘ auf Arabisch. 'Wacho' nennt man die Straßen- und Waisenkinder in Chile. Die Chilenen sprechen sich mit Wacho an - so wie 'hallo Kumpel'."
    2013 traf der algerisch-stämmige Franzose Saido auf einer Reise in Santiago de Chile den Musiker Juanito Ayala. Rap traf auf Cumbia: Juanito Ayala hat die aus Kolumbien stammende Cumbia chilenisch adaptiert. Die beiden beschlossen, gemeinsam neue Wege zu gehen, sozialkritische Texte mit neuen musikalischen Formen zu verbinden.
    "Der Schrei der Anonymen, der ihnen den Schlaf raubt. / Der Schrei der Gerechtigkeit."
    Saido: "Die Chilenen sind immer noch durch die Diktatur traumatisiert. Das hört man in den Kompositionen, den Texten. Das hat mir gefallen. Ich habe algerische Wurzeln. Wir sind auch traumatisiert durch die Kolonialzeit. Diese Traumata machen ein wenig verrückt."
    Textliches Bindeglied ist die Ironie
    Eine Verrückheit, die sich in den Kompositionen widerspiegelt. Stilistisch will sich Sidi Wacho nicht festlegen lassen. Musikalisch gibt es eigentlich nur einen gemeinsamen Nenner aller Songs: den Güiro. Dieses für Lateinamerika typische meist aus einem Kürbis geformte Schrapinstrument gibt in allen Titeln den Rhythmus vor. Textliches Bindeglied ist die Ironie. Sie zieht sich wie ein roter Faden durch die Songs, wie bei ‚Me gusta la cumbia‘, ich mag Cumbia.
    Saido: "Es geht darum, unsere Schwächen, unsere Unwissenheit zu akzeptieren, gewisse Automatismen und reflexhafte Reaktionen abzubauen - ob sie nun rassistisch, sexistisch, kolonialistisch oder klassistisch sind. Musikalisch wird das in Cumbia verpackt. Mir gefällt dieses Lied besonders, weil es leicht daherkommt, gleichzeitig aber eine echte Botschaft enthält."