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Bank Espirito Santo
Portugiesische Regierung rettet Geldhaus

Die portugiesische Regierung hat der angeschlagenen Privatbank Espirito Santo mit einer Milliardenspritze unter die Arme gegriffen, um sie vor dem Zusammenbruch zu retten. Um den Neuanfang sichtbar zu machen, bekam das Geldhaus auch gleich einen neuen Namen.

Von Tilo Wagner |
    Ein Mann läuft an einer Filiale der Bank Espirito Santo (BES) in Lissabon, Portugal.
    Die Banco Espírito Santo wird weiter existieren: Als sogenannte "Bad Bank" übernimmt sie mit ihren Aktionären die Verantwortung für problematische Derivate und Schuldscheine. (picture alliance / dpa - Mario Cruz)
    Mit Besonnenheit haben Bankkunden in Portugal auf das Ende einer Ära reagiert. Vor einer Filiale der ehemaligen Banco Espírito Santo in Sintra, rund 20 Kilometer westlich von Lissabon, herrscht verschlafene Morgenstimmung. Keine Panik, keine Schlangen, keine aufgebrachten Sparer. Ein Mann kommt aus der Filiale, in der Hand ein paar Überweisungspapiere:
    "Ich habe mein Geld nicht abgehoben. Ich war schon ein bisschen besorgt, aber nach der Ankündigung gestern Abend hat mich jetzt auch noch einmal der Bankangestellte beruhigt."
    Eine junge Frau zeigt sich ebenso gelassen:
    "Wir leben schließlich im Jahr 2014. Das lässt sich alles regeln. Vor allem wenn die Regierung jetzt auch noch einspringt. Wir werden auch diese Bankenkrise überstehen."
    Es war kurz nach 23 Uhr Ortszeit, als der Präsident der portugiesischen Zentralbank, Carlos Costa, am späten Sonntagabend eine historische Entscheidung verkündete:
    "Die Staatsbank hat in Übereinstimmung mit den europäischen Institutionen und in Beachtung der juristischen Rahmenbedingungen über eine Lösung für die Banco Espírito Santo entschieden: Es wird eine neue Bank geschaffen werden, die die essenziellen Geschäftsbereiche der Banco Espírito Santo übernehmen wird."
    Ruinöse und teilweise illegale Finanzgeschäfte
    Seit Ende des 19. Jahrhunderts war der Name Espírito Santo in Portugal mit einem der renommiertesten Geldhäuser des Landes verbunden. Doch die Familienholding "Grupo Espírito Santo" hatte mit ruinösen und teilweise illegalen Finanzgeschäften auch die gleichnamige Bank in eine tiefe Krise gezogen. Nachdem in der vergangenen Woche die Bank Halbjahresverluste von über 3,5 Milliarden Euro verkünden musste, ging es an der Börse nur noch abwärts. Die Marktkapitalisierung der bis dahin größten portugiesischen Privatbank betrug am Freitagnachmittag nur noch knapp 700 Millionen Euro, bevor die Börsenaufsicht die Reißleine zog und den Aktienhandel suspendierte.
    Bis Sonntagabend arbeiteten die Nationalbank und die portugiesische Regierung fieberhaft an einer Lösung: "Novo Banco" heißt ab heute die Nachfolgebank, die mit einer Finanzspritze von 4,9 Milliarden Euro gestützt werden soll. Carlos Costa garantierte den Portugiesen, dass die neue Bank keine Risiken für den Staat biete:
    "Die Lösung, die wir jetzt gefunden haben, wird nicht wie in der Vergangenheit die öffentlichen Finanzen belasten oder Steuergelder in Anspruch nehmen."
    Das Geld kommt offiziell aus einem Bankensicherungsfonds, in den die portugiesischen Geldhäuser seit zwei Jahren einzahlen. Da der Betrag der Banken aber bei Weitem nicht reicht, stellt die Regierung 4,4 Milliarden Euro aus dem Bankenrekapitalisierungsfonds zur Verfügung, den Portugal im Rahmen des Rettungspakets von EU, IWF und Europäischer Zentralbank noch nicht ausgeschöpft hatte.
    Die Banco Espírito Santo wird weiter existieren: Als sogenannte "Bad Bank" übernimmt sie mit ihren Aktionären die Verantwortung für problematische Derivate und Schuldscheine, die die Bank mit den teilweise insolventen Unternehmen der Familie Espírito Santo ausgestellt hatte.