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Banken im Stress

Nach dem Blitz-Stresstest durch die Europäische Bankenaufsicht müssen die europäischen Banken ihr Eigenkapital um insgesamt rund 115 Milliarden Euro nachbessern. Auch sechs deutsche Institute sind betroffen.

Von Felix Lincke | 09.12.2011
    Um diesen zweiten großen Stresstest, den die Europäische Bankenaufsicht (EBA) in London durchgeführt hat, gab es viel Aufregung. Der Streit ging um zeitliche Abläufe und Änderungen des laufenden Testverfahrens. Selbst nach dem Abgabetermin wurde noch herumgefeilscht zwischen verschiedenen nationalen Aufsichtsbehörden: auch die deutsche BAFin versuchte für ihre Banken noch etwas dabei heraus zu holen. Die Ergebnisse wurden dann mit drei Wochen Verspätung veröffentlicht. Für den deutschen Privatbankenverband BdB stand vorher schon fest, dass dieser Test so nicht hilfreich war. BdB-Geschäftsführer Michael Kemmer:

    "Ich glaube, der Stresstest hat das Ziel, das er gehabt hat, nämlich mehr Vertrauen in die Märkte zu bringen, eindeutig verfehlt."

    Sechs deutsche Banken haben jetzt einen erhöhten Refinanzierungsbedarf, sind praktisch durchgefallen bei der Frage, ob sie auch unter Berücksichtigung der Euro-Schuldenkrise und der damit verbundenen Abwertung der Staatsanleihen immer noch mindestens neun Prozent hartes Kernkapital im innersten Bereich vorweisen können. Von den Privatbanken trifft es, wie erwartet, die Commerzbank mit mehr als fünf Milliarden Euro, die bei ihrer Tochter Eurohypo fehlen, sowie die Deutsche Bank, die 3,2 Milliarden Euro aus eigener Kraft aufbringen will, und die DZ Bank, die damit ebenfalls problemlos klar kommt. Zwei Landesbanken, die hessisch-thüringische Helaba und die NordLB fielen durch, obwohl sie eigentlich nach deutschem Recht gar kein Eigenkapitalproblem haben. Ihr Eigenkapital wird zum Teil gerade umgewandelt und gehärtet, so wie es verlangt ist. Beim Verband Öffentlicher Banken VÖB hat man kein Verständnis für diese Vorgehensweise. VÖB-Geschäftsführer Hans Reckers:

    "Dann wurde ein zurückliegender Stichtag genommen, der 30. September, obwohl schon beschlossen ist, dass stille Einlangen umgewandelt werden. Und es sind auch nur teilweise die Werterhöhungen der deutschen Staatsanleihen berücksichtigt worden. In Zukunft müssen klare Regelungen geschaffen werden."

    Die Landesbanken hätten ausreichend Eigenkapital, sagt Reckers, auch wenn der Eindruck vom Stresstest ein anderer sein mag. Bei den Privatbanken lässt sich das Problem letztlich auf die Commerzbank reduzieren. Sie hat bis 20. Januar Zeit hat, um konkrete Pläne vorzulegen, nach denen spätestens Mitte 2012 ausreichend Kapital vorhanden ist, um krisenfest zu sein. In der Zwischenzeit wird in London schon der nächste Test vorbereitet. Und Kemmer hat die Hoffnung, dass es beim nächsten Mal dabei weniger Stress geben wird:

    "Die Europäische Bankenaufsicht in London ist eine sehr junge Behörde, die hat erst zum Jahresanfang ihre Arbeit aufgenommen. Die muss hier einfach noch ein bisschen üben und muss auch letztlich in einen geordneten Ablauf hineinkommen. Das ist bisher eindeutig noch nicht der Fall. Wir müssen alle miteinander sehr viel die Dinge ausdiskutieren und schauen, dass wir eine einheitliche Linie hineinbekommen. Da gibt es noch viel Raum für Verbesserungen, und ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass das in Zukunft doch deutlich besser laufen wird."