Seit heute mittag herrscht Stress bei 130 Banken im Euroraum, denjenigen nämlich, die sich dem Bilanz- und Stresstest der Europäischen Zentralbank unterziehen mussten. Denn Punkt 12 Uhr hat die EZB ihnen mitgeteilt, ob sie diesen Stresstest bestanden haben oder nicht. High Noon ist für sie dann am Samstag: Bis dahin haben sie Gelegenheit, die Resultate zu überprüfen und Unstimmigkeiten der EZB mitzuteilen. Am Sonntagmorgen um 10 Uhr tagt dann der EZB-Rat, bevor er um 12 Uhr die Ergebnisse von Bilanz- und Stresstest veröffentlicht. Beobachter wie Martin Götz, Professor für Finanzmarktregulierung und –stabilität an der Universität Frankfurt, sehen dem Ergebnis gelassen entgegen:
"Der Stresstest bringt noch zusätzliches Licht in einige Punkte der Banken, vor allen Dingen auch unter dem Gesichtspunkt, dass jetzt die EZB die Aufsicht übernehmen wird, von daher auch jetzt wirklich genau wissen muss, was passiert. Allerdings denke ich, dass in dem gegebenen Umfeld, in dem wir uns jetzt befinden, mit verbesserter Aufsicht, erhöhter Transparenz, auch schon Konsolidierung von Seiten der Banken teilweise es keine größeren Überraschungen wird am Sonntag."
Deutsche Banken sollen bestanden haben
Spekulationen zufolge sollen 18 Banken die Prüfung nicht bestanden haben, sie müssten dann also Kapital nachschießen, damit sie für etwaige Risiken gewappnet sind. (Darunter sind angeblich drei griechische, drei italienische, zwei österreichische, eine zyprische, eine portugiesische und womöglich auch eine belgische Bank.) Die 24 deutschen Institute, die überprüft wurden, sollen angeblich bestanden haben, also auch Wackelkandidaten wie die HSH Nordbank. Die EZB dem Stresstest mit verschiedenen Szenarien den umfangreichen Bilanztest vorgeschaltet, in dem sie mehr überprüft hat als dies Wirtschaftsprüfer normalerweise tun, erklärt Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken:
"Wir glauben, dass es mehr Wertberichtigungen braucht, wir glauben, dass das Kapital durch andere Elemente belastet ist." Und dieses war sozusagen im Vorfeld des Stresstests, dass die Banken dadurch schon mal hypothetisch belastet worden sind, sodass der Stresstest deshalb noch stärker, noch schärfer war als ohne diese vorgelagerte Übung. Und das in Summe, wenn man dann auch noch dazunimmt, dass auch noch das Risikomanagement der einzelnen Häuser sorgfältig überprüft. Worden ist, führt zu einem umfassenden Bild, wie es vorher noch nicht da gewesen ist."
So transparent seien Banken zuvor noch nie gewesen, sagt Kemmer. Stichtag für die Überprüfung war der Stichtag 31.12. 2013. Seither haben viele Banken zwar schon Risiken bereinigt oder Kapital erhöht, das fließt aber nur als Information mit in die Überprüfung ein. Wer bei den Banken durchfällt, muss Kapital nachschießen. Aber auch das sollte nicht zu großen Verwerfungen an den Finanzmärkten führen, glaubt Michael Kemmer:
"Es ist sehr viel Liquidität im Markt. Kapitalerhöhungen laufen eigentlich gut, Es gibt auch eine Frist, in der sie sich dieses zusätzliche Kapital beschaffen können. Ich gehe davon aus, dass Markt dieses relativ gelassen sehen wird."