Sandra Schulz: Wie gut stehen die europäischen Banken im Krisenfall da? Das hat die Europäische Bankenaufsicht untersucht und wird heute Abend um 18 Uhr die Ergebnisse vorlegen. Bankenstresstest nennt sich die Untersuchung in vereinfachter Form. Günter Hetzke aus unserer Wirtschaftsredaktion, bei einem Test und ob man den besteht, da sind ja stets die Fragen ganz entscheidend. War das ein schwieriger Test?
Günter Hetzke: Klar ist, Lehrer und Schüler sagen immer, das war ein harter, ernstgemeinter Test. Wenn wir das übertragen: Die Europäische Bankenaufsicht meint, von den drei Krisentests bisher ist es der strengste. Und diese Ansicht teilt auch der deutsche Bankenverband, die Vorgaben wären hart. Aber, in der Tat, es gibt auch viele andere Stimmen von Marktbeobachtern speziell für den Bankenbereich, die diese Ansicht teilen. Die Übung - und mehr ist es ja nicht - war schon hart.
"Haben Banken genug Eigenkapital?"
Schulz: Welche Belastungsprobe wurde denn durchgespielt?
Hetzke: Wie stabil sind die Banken im Fall eines Konjunktureinbruchs und zwar eines wirklich kräftigen Einbruchs, im Schnitt um rund acht Prozent. Für Deutschland als starke Wirtschaftsnation wird ein Absturz um etwas mehr als zehn Prozent simuliert. Die Folgen sind klar, die Arbeitslosigkeit steigt, viele können dann ihre Immobilienkredite nicht mehr bezahlen, die Preise steigen, die Aktienkurse brechen ein, um nur einige Beispiele zu nennen. Und da wird eben geschaut, ob Banken gegen diese Konjunktur- und Finanzschocks gewappnet sind, sprich, haben sie genug hartes Eigenkapital, genug Puffer, um uns Verbraucher weiter mit Geld zu versorgen, um der Wirtschaft weiter Darlehen zu vergeben und eben als Finanzinstitut zu überleben.
"Ruf einer Bank kann sehr wohl leiden"
Schulz: Und gibt es da Wackelkandidaten?
Hetzke: Ergebnisse gibt es, wie gesagt, erst nach Börsenschluss in Deutschland um 18 Uhr. Aber, es ist kein Geheimnis, dass sehr viele Geldhäuser einen hohen Bestand an notleidenden Krediten haben, also Kredite, bei denen sie nicht wissen, ob da auch die Raten zurückgezahlt werden können. Die Bankenaufsicht hatte ja schon mitgeteilt, dass bei großen Instituten Problemdarlehen in einer Höhe von 657 Milliarden Euro liegen, davon allein fast 160 Milliarden bei italienischen Banken. Das sind ja schon wieder schwindelerregende Summen. Und wir wissen auch, dass in Deutschland beispielsweise eine Landesbank, die NordLB aufs falsche Pferd gesetzt hat, viel Geld in Schiffe investiert hatte, Schiffe, die in dem Umfang gar nicht gebraucht werden, die Eigner können die Kredite nicht zurückzahlen und bei einer Zwangsversteigerung bekommt man auch nichts fürs Schiff, weil die derzeit eher verschrottet, als benötigt werden. Insofern gibt es Wackelkandidaten. Aber das Ganze ist ja in diesem Fall nur ein Test, es gibt keine Benotung, durchgefallen oder bestanden.
Schulz: Wenn keiner durchfallen kann, was bringt das Ganze dann überhaupt?
Hetzke: In der Schule würde man sagen, mit dem Test wird der Wissensstand abgefragt, in welchen Bereichen muss gelernt werden. Auch hier beim Bankenstresstest geht es erst einmal um den Gesamteindruck, wie solide sind die Banken aufgestellt. Schneiden Banken nun sehr schlecht ab, dann werden die Aufseher im Zweifel sehr wohl einschreiten und die Wackelkandidaten verpflichten den Kapitalpuffer zu erhöhen, in dem zum Beispiel die Dividende nicht oder nicht in vollem Umfang an die Anleger gezahlt, sondern das Geld in die Rücklage gesteckt wird oder dass Boni gestrichen werden müssen. Das wird keine Bank, kein Mitarbeiter und kein Anleger gerne hören und solche Schritte werden auch bekannt. Der Ruf einer Bank kann sehr wohl leiden, sofern sie darauf Wert legt.