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Banklizenz für islamisches Geldinstitut
Islamic Banking in Deutschland

Spekulationsverbot und keine Zinsen: Nach koranischer Vorstellung darf Geld nicht mit Geld verdient werden. In Deutschland hat nun erstmals ein islamisches Geldinstitut eine Banklizenz erhalten. Die KT Bank ist die deutsche Tochter der Kuveyt Türk Bank, die schon lange eine Filiale in Mannheim betreibt - bislang jedoch ohne Vollbanklizenz.

Von Michael Braun |
    Eine Frau geht am 23.03.2015 in Mannheim (Baden-Württemberg) am Eingang einer Bankfiliale der Kuveyt Türk Bank vorbei. Die deutschlandweit erste Bank, die islamischen Regeln folgt, hat nach einem Medienbericht jetzt in Mannheim ihre volle Zulassung erhalten. Foto: Uwe Anspach/dpa
    In Mannheim gibt es bereits eine Filiale der Kuveyt Türk Bank - deutschlandweit die erste Bank, die islamischen Regeln folgt (picture alliance / dpa / Uwe Anspach )
    Ja, heißt es von der KT Bank AG, es stimme, man könne nun mit einer Vollbanklizenz mit dem islamischen Bankgeschäft loslegen. Thorsten Lüttich, künftiger Vorstand der KT Bank:
    "Ja, stimmt, alle Angebote entsprechen dem Islamic Banking."
    Filialen in Frankfurt, Berlin und später Köln werden bis dahin aufgebaut. Die KT Bank ist die deutsche Tochter der Kuveyt Türk Bank, die schon seit einigen Jahren eine Filiale in Mannheim betreibt. Kein sehr umfangreiches Geschäft dort. Es gibt Informationen zum Islamic Banking, und man kann ein Konto bei der Muttergesellschaft in der Türkei eröffnen.
    Muslime für islamkonforme Geschäfte gewinnen
    Finanzierungen und Geldanlagen, das klassische Bankgeschäft also, sollen erst noch kommen. Gut vier Millionen Muslime leben in Deutschland. Die für islamkonforme Geldgeschäfte zu gewinnen, wird schon seit einiger Zeit versucht. Einer der großen Anbieter, die CIMB Principal Islamic Asset Management aus Malaysia, hatte vor knapp drei Jahren ihre damalige Chefin nach Deutschland geschickt und um Kunden geworben.
    Datuk Noripha Kamso hatte ganz unten mit der Information begonnen. Der Begriff Islam in der Finanzbranche habe nicht mit Terrorismus zu tun, sondern markiere eine eigene Anlagephilosophie:
    Islamisches Bankgeschäft muss den Vorgaben des Korans entsprechen, insbesondere dem Spekulationsverbot und dem Zinsverbot. Geld darf nach koranischer Vorstellung nicht mit Geld verdient werden. Spekulation ist untersagt, schon weil sie dem Glücksspiel nahekommt. Natürlich müssen auch islamische Banken ihre Kosten decken. Sie verdienen ihr Geld anders.
    "Geld darf sich nicht aus sich selbst heraus vermehren"
    Meist erwirbt der Geldgeber vom Geldnehmer ein Gut und verkauft es zu einem höheren Preis weiter oder auch zurück. Auch wenn das Gut oft nur für wenige Sekunden im Besitz des Geldgebers ist – dieser Gewinn fließt aus einem Handelsgeschäft, nicht aus einem Zins. Lügt man sich letztlich in die Tasche? Es so zu sehen, werde der kulturellen Eigenart islamsicher Bankprodukte nicht gerecht, meint Matthias Casper, Professor für Kapitalmarktrecht an Universität Münster:
    "Der entscheidende Unterschied ist, dass das islamische Recht die Vorgabe macht, dass das Geld sich nicht aus sich selber heraus vermehren soll, sondern dass Sie, um Gewinne zu erzielen, ein unternehmerisches Risiko übernehmen. Das hat jetzt zur Folge, dass Sie nur dann Erträge bekommen aus den islamischen Finanzprodukten – im Grundsatz -, wenn hier eben Gewinn erwirtschaftet wird."
    All das interessiert auch die Bankaufsicht Bafin. Sie schaut hin. Aber für die Banklizenz der KT Bank sei die Art des Bankgeschäfts nicht relevant gewesen. Da sei es vor allem um Bankleiter mit Fähigkeitsnachweis und ausreichende Eigenkapitalausstattung gegangen.