Debatte um Begriff "Oberindianer"
BAP-Chef Niedecken lehnt Änderung an Lindenberg-Hit ab

Im Umgang mit Begriffen aus dem Kontext der Kolonialgeschichte hat sich BAP-Sänger Wolfgang Niedecken zu Wort gemeldet.

    Lindenberg und Honecker stehen sich gegenüber von Menschen umringt.
    Udo Lindenberg hat DDR-Staats und Parteichef Erich Honecker in einem Lied als Oberindianer bezeichnet (hier ein Foto aus dem Jahr 1987) (imago )
    Niedecken äußerte Unverständnis für die Streichung des Worts "Oberindianer" aus Udo Lindenbergs Hit "Sonderzug nach Pankow" bei einem Chorkonzert in Berlin. Mit so etwas könne er nichts anfangen, sagte Niedecken dem Magazin "Stern".
    Die Stiftung Humboldt Forum in Berlin hatte zur Begründung mitgeteilt, das Wort könne als diskriminierend wahrgenommen werden, weil darin die Gewaltgeschichte der Kolonisierung indigener Bevölkerungsgruppen nachklinge. Dazu sagte Niedecken, Lindenberg mit so etwas in Verbindung zu bringen, sei absurd. 1983 hatte Lindenberg mit seinem Lied satirisch an DDR-Staatschef Erich Honecker appelliert, ihn in der DDR auftreten zu lassen.

    Niedecken gegen Zensur

    Bezogen auf seine eigenen Werke sagte BAP-Sänger Niedecken, er lehne jeden Versuch der Zensur ab. Bei einem Buchprojekt über seine Kindheit etwa habe eine Lektorin gefordert, eine Passage über ein "Cowboy und Indianer"-Spiel zu streichen. "Ich habe gesagt, wir haben nicht Cowboy und indigene Bevölkerung gespielt, wir haben Cowboy und Indianer gespielt", so der 73-Jährige.

    Native American Association of Germany gegen Streichung

    Die Native American Association in Deutschland sprach sich dagegen aus, das Wort Indianer aus dem Wortschatz zu streichen. Das Wort 'Indian' als rassistisch zu bezeichnen, sei problematisch, da es von vielen Native Americans verwendet werde", erklärte die Vorsitzende. Ein Verbot sei ein Schlag ins Gesicht dieser Menschen, denn sie identifizieren sich mit ihrer Tribal Nation oder Community. Indianer ist die Übersetzung des Wortes Indian. Bei sehr vielen Stammesnationen und Communities ist das Wort "Indian" bis heute ein Teil ihres Namens. "Vor dem geschichtlichen Hintergrund betrachtet, ist es äußerst problematisch, solche Verbotsentscheidungen über die Köpfe dieser Menschen hinweg zu treffen", kritisierte die Vorsitzende.

    Stiftung Humboldt Forum: Begriff wird von Besuchern als diskriminierend und rassistisch wahrgenommen

    Anlass sind zwei geplante Auftritte von acht Chören Mitte November in dem Zentrum für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Bildung. Nach einer offenen Diskussion mit den Chören und der künstlerischen Leitung habe sich die Stiftung entschieden, das Wort zu streichen. 1983 hatte Lindenberg in seinem Lied unter anderem gesungen: "Ich muss da ‚was klären, mit eurem Oberindianer. Ich bin ein Jodeltalent und will da spielen mit 'ner Band." Das Humboldt Forum erklärte, auch wenn das Wort in dem Lied in seiner Entstehungszeit 1983 eine metaphorische Konnotation hatte – und es sich damals satirisch-kritisch auf Erich Honecker bezog habe – sei man sich bewusst, dass in dem Wort die Gewaltgeschichte der Kolonisierung indigener Bevölkerungsgruppen nachklinge. Das Wort werde von vielen indigenen Menschen und von vielen Besuchern als diskriminierend und rassistisch wahrgenommen, hieß es.
    Diese Nachricht wurde am 03.11.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.