Archiv

Barbara Rittner im DLF-Sportgespräch
"Es hat viele tolle Seiten,Tennisprofi zu sein"

Bundestrainerin Barbara Rittner ermuntert junge Tennistalente, sich auch weiterhin für den Leistungssport zu entscheiden. Auch wenn der Umgang mit Niederlagen nicht immer einfach sei - man lerne Disziplin und Selbständigkeit, sagte sie im DLF-Sportgespräch. Den Eltern gibt sie mit auf den Weg: "Es nützt nichts, wenn die Eltern mehr wollen als das Kind."

Barbara Rittner im Gespräch mit Marina Schweizer |
    Teamchefin Barbara Rittner (GER)
    Teamchefin Barbara Rittner (GER) (imago )
    Rittner begrüßte in diesem Zusammenhang auch die neuen Fördergelder des Bundes für die Nachwuchsförderung. "Wir hatten Anfang der 2000er-Jahre zu kämpfen und ich war da echt auch eine "One-Woman-Show" im Nachwuchsbereich und habe mich zerrissen und versucht, im Jugend- und Damenbereich was auf die Beine zu stellen. Das wird vielleicht jetzt honoriert."
    Die Entscheidung, eine Profi-Karriere einzuschlagen, sei nicht nur für viele junge Spielerinnen leicht. Oft sei auch Beratung für die Eltern notwendig, so die Bundestrainerin. "Das Wichtigste, was ich Eltern mitgebe, ist: Es nützt nichts, wenn die Eltern mehr wollen als das Kind. Sie sollen genau ihr Kind beobachten und das muss glücklich damit sein, sich zu quälen." Es lohne sich aber auf jeden Fall. "Es hat viele tolle Seiten, Tennisprofi zu sein, aber du verbringst auch viel zeit alleine. Gerade in der Niederlage bist du viel alleine und das müssen erst einmal alle wegstecken."
    Rittner äußerte sich auch zur Kritik an Angelique Kerber: "Es wird viel gefordert von Angie, warum gewinnt sie nicht alles? Diese Diskussion finde ich unfair. Ich finde, sie macht einen riesen Job. Aber sie ist auch keine Maschine. Manchmal muss man eben auch zufrieden sein – auch mal mit einem Halbfinale oder Finale in den deutschen Medien."
    Das große Medieninteresse an Maria Scharapowas Comeback beim WTA-Turnier in Stuttgart kann die Bundestrainerin verstehen. "Jeder will wissen, wie ist sie drauf, wie steckt sie das weg? Es ist ja nur positiv für das Tennis insgesamt. Wenn da so eine hohe Aufmerksamkeit ist, das zeigt ja nur: Maria Scharapova ist eine der schillerndsten Figuren der letzten Jahre und da eine Serena Williams nicht hier ist, ist da natürlich auch der Fokus riesengroß." Aber: Die Rückkehr nach der Dopingsperre würde zu sehr gefeiert, findet Rittner. Der Fall sorgte für Aufsehen und Kritik. Es stehe auch allen Menschen zu, das kritisch zu betrachten - aber die Person Scharapova sei einfach für den Tennissport sehr wichtig: "Wenn ich Turnierveranstalter wäre, würde ich mir auch zwei Mal überlegen, ob ich ihr keine Wildcard gebe, nichtsdestotrotz ist es für mich auch eine moralische Frage und da steht jedem die eigene Meinung zu."
    Keine Wildcards für Dopingsünder
    Rittner kritisiert jedoch, dass es in der Welt-Anti-Doping-Agentur für solche Fälle keine Regeln gibt: "Ich finde, dass jemand, der durch eigenes Verschulden gedopt hat und seine Mitspielerinnen betrogen hat, der sollte bei Null anfangen und keine Wildcards erhalten dürfen. Da es jedoch diese Regeln nicht gibt, ist es in dem Moment einfach ein Geschäftsmodell."
    Dass diese Entscheidung ein schlechtes Signal für jüngere Spielerinnen sein könnte, glaubt Rittner nicht: "Ich glaube, dass sich junge Spielerinnen da gar keinen großen Kopf drum machen. Ich würde mir von Scharapowa jedoch ein bisschen mehr Demut wünschen."
    Das gesamte Gespräch können Sie sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.