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DTB-Bundestrainerin Rittner
"Nie die Zuversicht verloren"

Die starken Leistungen von Tatjana Maria und Jule Niemeier in Wimbledon geben dem deutschen Frauentennis Auftrieb. Übergroße Euphorie sehe sie aber ebenso mit einem Lächeln wie die allzu große Kritik in der letzten Zeit, sagte die deutsche Bundestrainerin Barbara Rittner im Dlf.

Barbara Rittner im Gespräch mit Marina Schweizer | 10.07.2022
Barbara Rittner lächelt während eines Tennisturniers
Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner zog nach dem erfolgreichen Wimbledon-Auftritt der deutschen Tennis-Spielerinnen ein positives Fazit (IMAGO/tennisphoto.de)
Die deutschen Tennisspielerinnen haben in Wimbledon für strahlende Gesichter gesorgt - vor allem bei Bundestrainerin Barbara Rittner. Die 22-jährige Jule Niemeier zog sensationell bei ihrem zweiten Grand-Slam-Turnier ins Viertelfinale ein. Noch erfolgreicher: Tatjana Maria, die mit dem Halbfinaleinzug das beste Ergebnis ihrer Karriere schaffte.

Überraschung, dass bei Niemeier "der Knoten so früh platzt"

Stolz sei sie, sagt Rittner: "Wie sie sich präsentiert haben, nicht nur auf dem Platz, sondern auch rund um den Platz, das war schon absolut großartig." Nach viel, teilweise berechtigter Kritik in den vergangenen Wochen und Monaten spüre sie auch Genugtuung über die Leistungen.

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"Für mich ist Tatjana die noch größere Überraschung als Jule Niemeier, denn bei der weiß ich und wusste ich, was in ihr steckt und das irgendwann der Knoten platzt. Dass er so früh platzt, damit habe ich nicht unbedingt gerechnet. Aber ich wusste, dass es irgendwann passiert."
Rittner ist optimistisch für die Zukunft, in der auch noch ältere Spielerinnen wie Angelique  Kerber oder Andrea Petković für Erfolge sorgen könnten. "Ich habe weder in den schlechten Phasen irgendwie den Mut oder die Zuversicht verloren, an den Nachwuchs zu glauben, weil ich weiß, was danach kommt. Und da kommen auch hinter einer Jule Niemeier eine ganze eine Reihe an Spielerinnen, die durchaus das Potenzial haben, die aber auch noch ein bisschen Zeit brauchen, sich zu entwickeln."
Spielerinnen müssten dafür Durchhaltevermögen, Leidenschaft, Hartnäckigkeit und Disziplin tief verinnerlichen, sagt Rittner.

Beim Nachwuchs ist Geduld angesagt

Im Sportgespräch erzählte Rittner aus vielen Jahren mit Tatjana Maria, die nur 15 Monate nach der Geburt ihres zweiten Kindes nun ihren größten Erfolg erreichte. Rittner erklärte, warum Marias gefühlvolle Spielweise nicht immer nur ein Vorteil war, und warum vor allem ihr Kampfgeist ihr sehr geholfen hat.
Auch die junge Jule Niemeier kennt sie schon lange und erzähle, welchen Weg sie gegangen ist. Außerdem erklärt Rittner, wie die Nominierungen für den Billie-Jean-King-Cup gemeinsam mit Rainer Schüttler funktioniert und wie sie mittlerweile auch gelernt habe, den richtigen Umgang mit der jungen Generation zu finden. 
"Man muss dieser jüngeren Generation, einfach die Zeit geben, um selber herauszufinden, was sie wollen und wozu sie bereit sind. Und wenn sie das rausgefunden haben und dazu bereit sind, was es braucht, auch die Komfortzone zu verlassen, sowohl körperlich, als auch mental. Man muss ihnen die Zeit geben, sich damit auseinanderzusetzen und eigene Entscheidungen zu treffen. Und dann brauchen sie Durchhaltevermögen", sagte Rittner. Sie versuche auch selber etwas geduldiger zu sein, damit die jüngeren Spielerinnen die nötigen Schritte machen.