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Hohe Testosteronwerte bei Sportlerinnen
"Es müssen Lösungen her"

Wegen zu hoher Testosteronwerte darf die sambische Spitzenfußballerin Barbra Banda nicht am Afrika Cup teilnehmen. In Sambia habe das für einen Aufschrei gesorgt, sagte ARD-Korrespondentin Jana Genth im DLF. Der Fall sei vergleichbar mit dem der südafrikanischen Leichtathletin Caster Semanya.

Jana Genth im Gespräch mit Raphael Späth |
Fußballerin Barbra Banda aus Sambia dribbelt mit einem Fußball.
Fußballerin Barbra Banda aus Sambia darf wegen zu hoher Testosteronwerte nicht am Afrika Cup teilnehmen. (imago images/Xinhua)
Neben der Europameisterschaft der Frauen in England findet in Marokko derzeit auch der Afrika Cup statt. Nach dem Sieg gegen den Senegal im Elfmeterschießen steht Sambia im Halbfinale - und das, obwohl gleich mehrere Stammspielerinnen fehlen. Darunter auch die Kapitänin, Barbra Banda. Banda, wie auch zwei ihrer Mitspielerinnen, weist zu hohe Testosteronwerte auf und darf deshalb nicht am Afrika Cup teilnehmen.
Der Fall erinnert an den Fall der südafrikanischen Leichtathletin Caster Semanya, die vor ein paar Jahren aus ähnlichen Gründen vom Leichtathletik-Weltverband von Wettbewerben ausgeschlossen wurde.
Beide Fälle seien miteinander vergleichbar, sagte ARD-Korrespondentin Jana Genth im Deutschlandfunk. Testosteron sei "nun einmal ein Hormon, das eine muskelaufbauende Wirkung hat, und naturgegeben haben Männer davon einfach mehr als Frauen. Und deswegen kommt es zu Unterschieden in der Leistung. Frauen haben auch Testosteron im Körper, aber eben nicht so viel. Und dann fällt auch eben sofort auf, wenn es bei einzelnen Athletinnen mal einen höheren Wert gibt als bei den meisten Frauen. Und das ist bei Barbra Banda eben der Fall. Und das war auch bei Caster Semanya so. Und denen wird dann nachgesagt, wegen des hohen Testosteronspiegels hätten sie einen Vorteil gegenüber anderen Athletinnen."

Geschlechtsüberprüfungsverfahren vor Afrika Cup

Der sambische Fußballverband sei sich der hohen Testosteronwerte Banda bewusst gewesen, sagte Genth, wollte aber dennoch mit Banda nach Marokko fahren. Bei den Olympischen Spielen war Banda zudem auch noch im Einsatz und erzielte zwei Hattricks. Der sambische Verband habe "wahrscheinlich bis zuletzt gehofft, dass es klappt. Aber die afrikanische Fußball-Union verlangt, das vor dem Turnier alle Spielerinnen getestet werden. Und dazu gehört auch, wie es offiziell genannt wird, ein Geschlechtsüberprüfungsverfahren. Und Barbra Banda hat die Kriterien eben nicht erfüllt."
In Sambia habe das für einen Aufschrei gesorgt. "Weil Barbra Banda eine Ikone ist in Sambia", sagte Genth. "Die einhellige Meinung in Sambia war, dass das unfair ist. Barbra Banda dürfe nicht bei den Frauen spielen, bei den Männern aber eben auch nicht. Wo solle sie denn spielen, haben ganz viele gefragt."

WM-Einsatz unklar - FIFA will Regeln anpassen

In den vergangenen Tagen sei das Thema jedoch ein wenig in den Hintergrund gerückt, weil die Mannschaft auch ohne Banda Erfolg habe. Der Halbfinal-Einzug beim Afirka Cup bedeutet gleichzeitig die Qualifikation für die Weltmeisterschaft im kommenden Jahr.
Ob Banda dann wieder mitspielen könne, sei ungewiss, so Genth. "Das Turnier ist ja Sache des Weltverbands FIFA. Und wenn es nach den jetztigen Regeln geht, dann wird Barbra Banda nicht spielen dürfen. Aber die FIFA hat schon angekündigt, ihre Regeln zumindest mal überprüfen zu wollen". Die Grundlage für die Neuausrichtung soll laut britischen Medienberichten wissenschaftlich fundiert sein. "Die Diskussion läuft in anderen Sportarten ja auch. Es müssen Lösungen her."