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Bard College in Berlin
Stipendium für Flüchtlinge

Die Bard-Colleges mit weltweit über 5.000 Studierenden stehen für eine lange amerikanische Tradition von sozialem und staatsbürgerlichem Engagement. Jetzt richtet das Bard-College in Berlin ein Stipendienprogramm für Flüchtlinge ein.

Von Verena Kemna |
    20 Syrer sollen ein Stipendium für das Bard-College-Berlin bekommen, eine exklusive, private amerikanisch-deutsche Hochschule. Die Fördergelder für drei Stipendiaten hat der routinierte und weltweit vernetzte Bard-Präsident Leon Botstein bereits zusammen. Insgesamt verwaltet er Millionen.
    "Ich bin verantwortlich für 25 Millionen Dollar jährlich aus Privatunterstützung, um alles das zu bezahlen."
    Die Bard-Colleges mit weltweit über 5.000 Studierenden stehen für eine lange amerikanische Tradition von sozialem und staatsbürgerlichem Engagement. Vor allem während des Zweiten Weltkriegs hat das Bard-College namhaften europäischen Künstlern, Schriftstellern, Wissenschaftlern und Intellektuellen Zuflucht gewährt. Darunter auch der Philosoph Heinrich Blücher und seine Frau, die politische Theoretikerin Hannah Arendt. Dank der Verbindung zu ihr, ist der heute 69–jährige Leon Botstein seit nunmehr 41 Jahren Präsident. Fördergelder einzutreiben, ist die wichtigste Aufgabe, der sich der international bekannte Musiker und Dirigent verschrieben hat. Immerhin kostet ein Studienjahr inklusive Kost und Logis 20.000 Euro. Ein komplettes B.A. Studium dauert an einem privaten Bard-College acht Semester. Die Ausbildung unterscheidet sich deutlich von der normalen Lehrpraxis an anderen Hochschulen. So gibt es schon mal keine Vorlesungen, erklärt Leon Botstein.
    "Nur Seminare und kleine Gruppen von acht, zehn, zwölf Studenten. Man studiert nicht, um Rechtsanwalt zu werden, oder Arzt oder so etwas. Das ist interdisziplinär. Das, was man studiert, wird vom Problem her gesehen, nicht vom Fach."
    Das Bard-College-Berlin mit Studierenden aus über 40 Ländern bietet derzeit zwei interdisziplinäre Bachelor Studiengänge in den Geistes- und Sozialwissenschaften. In der Tradition der fächerübergreifenden Liberal Arts-Bildung suchen die Studierenden Antworten auf grundsätzliche Fragen wie, was ist Gerechtigkeit, was ist der Wert von Arbeit, was steckt hinter der Idee von Europa? Ab dem Wintersemester sollen die ersten syrischen Stipendiaten am Bard-College-Berlin studieren. Geplant sind zunächst drei, später 20 Studienplätze. Eine enorme Herausforderung, erklärt Hochschulleiter Florian Becker. Wie umgehen mit Traumata, ist eine der Fragen, die noch nicht beantwortet sind. Florian Becker ist darauf vorbereitet, dass die Stipendiaten aus Syrien auch bei Defiziten in der Unterrichtssprache Englisch, besonders betreut werden müssen.
    "Wo wir zuversichtlich sind, ist, dass wir die Studierenden so vorbereiten können, dass sie dann auch wirklich ihren Abschluss nach vier Jahren erreichen können."
    Zusammenarbeit mit Flüchtlingsorganisationen steht für die Studierenden am Bard-College-Berlin schon länger auf dem Programm. Es gehört zur Tradition der Hochschule, dass aktuelle gesellschaftliche Fragen das Leben auf dem Campus mit gestalten. Dabei werden 15 vollzeitangestellte Dozenten durch Lehraufträge von externen Künstlern und Wissenschaftlern unterstützt. In der Berliner Hochschullandschaft zwischen Freier Universität, Technischer Universität, der Universität der Künste und der Humboldt-Universität, ist das Bard-College noch ein exotischer Winzling. Florian Becker:
    "Aus dem Grund, dass wir so klein sind, müssen wir schauen, dass wir durch Kooperationen, wir haben zum Beispiel seit längerer Zeit eine Kooperation mit der TU-Berlin, ins Gespräch kommen und da hilft natürlich auch, wenn wir uns mit Problematiken auseinandersetzen, die auch sonst den Leuten unter den Nägeln brennen."
    Eine Konferenz zu Fragen von Migration und den Begrifflichkeiten, die die öffentliche Diskussion prägen, wird gerade vorbereitet.