Entsteht hier der neue Big Player der deutschen Krankenversicherungen? Das legen übereinstimmende Berichte von "FAZ" und "Handelsblatt" nahe. Demnach bahnt sich eine Großfusion zwischen der Barmer GEK und der Deutschen Betriebskrankenkasse BKK an. Spätestens ab dem 1. Januar 2017 sollen beide zusammengehen, schreibt die "FAZ".
Athanasios Drougias, Sprecher der Barmer GEK, will die Fusionspläne auf Deutschlandfunk-Anfrage nicht bestätigen. Es würden seit einigen Wochen Gespräche geführt mit der Deutschen BKK, sagt Drougias. Ob es dabei aber auf eine engere Zusammenarbeit in einzelnen Bereichen oder eine Fusion hinausliefe, sei völlig offen. Bei der Deutschen BKK will man sich auf Anfrage zu dem Thema gar nicht öffentlich äußern.
"Überraschend wäre es für mich schon", sagt Gerd Glaeske, Professor im Bereich Public Health an der Universität Bremen.
"Das eine ist, dass man jetzt eine Fusion findet, zwischen zwei unterschiedlichen Systemen - nämlich den Betriebskrankenkassen auf der einen Seite, den Ersatzkassen auf der anderen Seite. Und man muss sich natürlich fragen, welcher Sinn steckt hinter dieser Fusion außer der, dass natürlich jetzt dadurch jetzt wieder Deutschlands größte Krankenkasse entstehen würde."
Erst vergangene Woche hatte der Schätzerkreis des Bundesversichertenamtes seine Prognose abgegeben: Demnach wird der durchschnittliche Zusatzbeitrag im kommenden Jahr um 0,2 Prozentpunkte steigen und damit einen durchschnittlichen Beitragssatz von 15,7 Prozent erreichen. Schon länger warnen die Krankenkassen davor, dass ihr Finanzpolster immer dünner würde. Das gelte auch für die Barmer GEK und die Deutsche BKK, sagt Gesundheitsökonom Glaeske.
"Es sind beides Kassen, die auch einen relativ hohen Beitragssatz erheben. Aber es könnte dadurch eine Entlastung geben, dass man zum Beispiel die Verwaltungskosten mindern kann."
Umstrukturierungsprozess bei der Barmer GEK
Schon jetzt gebe es bei der Barmer GEK einen Umstrukturierungsprozess, mehrere tausend Stellen sollten wegfallen. Aber gerade angesichts dieses Umstrukturierungsprozesses seien viele Beobachter über die Fusionsgedanken erstaunt, schließlich stehe die Barmer GEK nicht besonders gut da, so Glaeske.
Die Kassen hätten die Befürchtung, durch höhere Beiträge Versicherte zu verlieren, sagt Kai Vogel, Leiter des Teams Gesundheit und Pflege beim Verbraucherzentrale Bundesverband. Eine Großfusion könnte der Versuch sein, sich dagegen besser aufzustellen. Aber was würde zum Beispiel eine reduzierte Verwaltung für die Verbraucher bedeuten?
"Das könnte heißen, es gibt die ein oder andere Geschäftsstelle weniger oder mehr, auch das ist möglich. Oder auch andere Dinge, wie ist es mit Servicequalität, wo erreiche ich jemand, Hotline, also da muss man sehen, wie das einfach neu aufgestellt wird. Sicherlich, und das muss man auch ganz klar sagen, ist ein Sparzwang da. Aus unserer Sicht darf das natürlich nicht auf dem Rücken der Versicherten passieren."
Vogel aber auch Gesundheitsökonom Glaeske sehen Risiken mit Blick auf eine Fusion. Aber auch Chancen: Zum Beispiel, dass eine größere Versicherung mit mehr Mitgliedern auch die Beitragssätze senken könnte. Am Freitag sollen die jeweiligen Verwaltungsräte tagen, sagt Barmer-GEK-Sprecher Drougias. Dann soll eine mögliche Marschrichtung ausgegeben werden.