Wenn Sabrina Schmitz vor dem Fernseher sitzt, nutzt sie, wenn möglich, eine akustische Bildbeschreibung. Sie ist blind und mit der sogenannten Audiodeskription kann sie das Geschehen auf dem Bildschirm besser verfolgen.
Eine Stimme beschreibt im TV: "Ein Flur mit gestreifter Tapete. Gelb-blühende Märzenbecher in einem riesigen Gewächshaus. Ein flaches Gebäude in einem Park. Autos in einer Tiefgarage. Dunkle Wolken über der Donau, im Hintergrund die Skyline von Wien."
Daneben gibt es als weitere Maßnahmen für Barrierefreiheit Untertitel oder Gebärdensprache für Hörgeschädigte. Kognitiv beeinträchtigte Menschen nutzen die sogenannte leichte Sprache, die einfache und klare Formulierungen verwendet. Sabrina Schmitz stellt fest, dass die verschiedenen Fernsehsender Bildbeschreibungen nur sporadisch anbieten:
"Es gibt ja immer wieder Filme oder Serien, so was wie der Tatort, vor allem dann im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, die Audiodeskription haben. Und, was ich ab und zu auch nutze, ist 'Greta', die App, die ja dann Audiodeskription liefert und die funktioniert tatsächlich auch, wenn man dann wiederum eher im privaten Fernsehen einen Film schaut."
Privatsender verweisen auf Wettbewerbsnachteil
Außerhalb dieser App gibt es nicht viele barrierefreie Angebote der privaten Sender. Während im Ersten fast das gesamte Programm untertitelt ist, kommt die Sendergruppe Pro7Sat.1 nur auf rund 20 Prozent. Gerade einmal zwei Sendungen im Jahr haben eine Audiodeskription, Gebärdensprache und leichte Sprache gibt es überhaupt nicht. Frederike Wissel von Pro7Sat.1 sieht aber auch einen Wettbewerbsnachteil.
"Wir haben nicht wie die Öffentlich-Rechtlichen Möglichkeiten, auf öffentliche Mittel zurückzugreifen. Die barrierefreien Angebote, die wir zur Verfügung stellen, werden vollständig von den Sendern finanziert. Es gibt keine Refinanzierungsmöglichkeiten. Und wir sind ein Wirtschaftsunternehmen. Das bedeutet, wir müssen das zur Verfügung stehende Budget natürlich möglichst effizient einsetzen."
Nur wenige Richtlinien für die Sender
Seit 2013 zahlen seh- und hörbehinderte Menschen knapp sechs Euro im Monat als Rundfunkbeitrag. Die öffentlich-rechtlichen Sender bauen ihre barrierefreien Angebote mit diesen Geldern deutlich aus. Den Verantwortlichen ist aber auch bewusst, dass die Entwicklung vor allem außerhalb der Untertitel weitergehen muss. Das Erste strahlt gut die Hälfte des Hauptabendprogramms mit Audiodeskription aus. Deutlich weniger Sendungen haben Gebärdensprache, leichte Sprache kommt im linearen Fernsehen generell nicht vor.
Richtlinien für die Sender gibt es im neuen Medienstaatsvertrag nur wenige. Im Rahmen der technischen und finanziellen Möglichkeiten sollen sie barrierefreie Angebote ausbauen.
Öffentlich-Rechtliche setzen Fokus auf beliebte Programme
Behindertenverbände fordern immer wieder verbindliche Quoten für alle Sender. Niels Rasmussen, der Leiter der zuständigen Arbeitsgruppe in der ARD, hält das nicht für die beste Idee. Dort liegt der Fokus bewusst auf den Programmen mit der höchsten Reichweite: "Insofern glaube ich, dass, wenn man das Angebot ausbaut, dass es mehr hilft, dort Schwerpunkte zu setzen, als nach einer pauschalen Quote in allen Programmen ein mittleres Angebot zu machen."
Neu im Medienstaatsvertrag ist eine Anlaufstelle für barrierefreie Angebote, die schon Mitte November ihre Arbeit aufgenommen hat. Das begrüßt Niels Rasmussen ausdrücklich. "Deswegen haben wir uns als ARD ja auch daran beteiligt, diese Stelle mit zu entwickeln. Wir können jetzt im Moment natürlich noch nicht einschätzen, wie stark die genutzt wird, aber an einer Stelle sich a) informieren zu können, aber auch Zugang zu allen Sendern zu bekommen, um gegebenenfalls dort Fragen zu stellen oder auch Kritik üben zu können, das halte ich für einen guten Schritt."
Neu im Medienstaatsvertrag ist eine Anlaufstelle für barrierefreie Angebote, die schon Mitte November ihre Arbeit aufgenommen hat. Das begrüßt Niels Rasmussen ausdrücklich. "Deswegen haben wir uns als ARD ja auch daran beteiligt, diese Stelle mit zu entwickeln. Wir können jetzt im Moment natürlich noch nicht einschätzen, wie stark die genutzt wird, aber an einer Stelle sich a) informieren zu können, aber auch Zugang zu allen Sendern zu bekommen, um gegebenenfalls dort Fragen zu stellen oder auch Kritik üben zu können, das halte ich für einen guten Schritt."
Mehr Angebote sind aktuell nicht zu erwarten
Sabrina Schmitz verfolgt auch Fernsehprogramme ohne Bildbeschreibung. Die Mehrzahl der Sendungen empfindet sie als barrierefrei. "Also ich würde schon sagen so 60 Prozent, weil es gibt ja auch Angebote, bei denen man nicht unbedingt eine Audiodeskription braucht. Eine Nachrichtensendung kann ich als blinder Mensch, der aber ganz normal hören kann, jetzt auch so gut verfolgen. Oder auch gewisse Serien, die doch viel auf Dialog basieren, die kann ich auch verfolgen."
Die UN-Behindertenrechtskonvention definiert Barrierefreiheit anders. Ein Medium muss ohne fremde Hilfe auffindbar, zugänglich und nutzbar sein. Deshalb müssten auch noch Gebärdensprache und leichte Sprache stark ausgebaut werden. Da aber zum Beispiel der NDR in den nächsten Jahren 300 Millionen einsparen muss, soll das Angebot lediglich auf dem momentanen Niveau bleiben. Aktuell ist übrigens bei keinem Sender öffentlich bekannt, was für Barrierefreiheit tatsächlich ausgegeben wird.