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Barrierefreiheit
"Wir brauchen so strenge Gesetze wie beim Brandschutz"

Die Privatwirtschaft müsse stärker verpflichtet werden, barrierefrei zu bauen, findet der Inklusions-Aktivist Raul Krauthausen. Es gehe um ein Grundrecht auf Teilhabe für Rollstuhlfahrer, ältere Menschen und Familien mit Kinderwagen, die auf Barrierefreiheit angewiesen seien, sagte er im Dlf.

Raul Krauthausen im Gespräch mit Melanie Longerich |
    Der Inklusions-Aktivist, Blogger, Autor und Kommunikationswirt Raul Krauthausen
    Der Inklusions-Aktivist, Blogger, Autor und Kommunikationswirt Raul Krauthausen (picture alliance/Sozialhelden/ Andi Weiland)
    Das Behindertengleichstellungsgesetz beinhaltet nach Ansicht von Raul Krauthausen noch immer viele Lücken. Beispielsweise müssten nur öffentliche Gebäude barrierefrei sein. Die Privatwirtschaft hingegen habe der Gesetzgeber hier geschont, kritisiert Krauthausen. Die Gesetze zur Barrierefreiheit von Gebäuden sollten aber so streng sein wie beim Brandschutz, fordert er. Als Anreiz seien besondere Kredite für Unternehmen denkbar, die sich mit Barrierefreiheit auseinandersetzten. "Man unterstützt ja auch, wenn man Gebäude wärmeisoliert saniert", so Krauthausen.
    Die europaweite Regelung, wonach Bahnhöfe mit weniger als 1.000 Fahrgästen pro Tag nicht vorrangig barrierefrei umgebaut werden müssten, kritisiert Krauthausen ebenfalls. Gerade im ländlichen Raum sei Mobilität besonders wichtig für behinderte Menschen. Es könne zudem nicht sein, dass Aufzüge monatelang außer Betrieb seien.
    Kein Klagerecht in Deutschland
    Das Recht, Barrierefreiheit einzuklagen, wäre unter dem Aspekt der Antidiskriminierung der effektivste Weg, um Abhilfe zu schaffen, meint Krauthausen. Im Vergleich zu Österreich, den USA oder Großbritannien sei Deutschland hier schlecht aufgestellt. Dabei dürften Menschen, die auf Barrierefreiheit angewiesen seien, nicht als Kostenfaktor betrachtet werden. "Es geht um ein Grundrecht auf Teilhabe", so Krauthausen. "Es ist ja nicht so, dass Familien mit Kinderwagen, alte Menschen, Rollstuhlfahrer wie aus dem Nichts aus ihren Erdlöchern aufgetaucht wären und jetzt die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Sondern die gab's schon immer." Es würde aber erst jetzt darüber nachgedacht, was für sie getan werden müsste. Andere Länder seien da schon viel weiter.