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BASF denkt um

Bereits bei der Vorlage des Quartalsberichts vor einem Monat hatte der Chemiekonzern BASF eingeräumt, dass man sich auf wirtschaftlich härtere Zeiten als bisher vorbereite. Nun setzt das Unternehmen auf neue Strategien.

Von Felix Lincke |
    Es gehört zur Aufgabe von neuen Vorstandschefs wie Kurt Bock bei BASF auch neue Ziele vorzugeben. So soll der weltgrößte Chemiekonzern seine Ertragskraft jedes Jahr um sechs Prozent steigern, - was zwei Prozent mehr wäre als im Branchendurchschnitt. Er peilt damit bis 2020 ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 23 Milliarden Euro an:

    "Wir kommen von 64 Milliarden Euro Umsatz in 2010 und sind der Ansicht, dass unter den gegebenen Umständen – wenn wir uns anstrengen - bis 2015 90 Milliarden Euro möglich sind und anschließend 100 bis 110 Milliarden Euro."

    Die Zukunft wird noch chemischer, wenn man das so sagen kann. Immer mehr neue Geschäftsfelder erschließen sich in der Landwirtschaft, Biotechnologie, Fahrzeugtechnik oder bei der Gewinnung von Trinkwasser. Und in den Bereichen, wo BASF bereits vertreten ist, dort werden die Aufgaben immer anspruchsvoller:

    "Das liegt da dran, dass die Penetration der Chemie in nachgelagerte Branchen zunehmen wird, und das können wir auch an Beispielen verdeutlichen."

    Als Beispiel kann Bock die Windkraft nennen oder die Entwicklung der Elektromobilität, wo die chemische Industrie von Anfang an dabei ist, wenn es um die Schlüsseltechnologie bei den Batterien geht. BASF hat dazu soeben eigens eine neue Tochterfirma gegründet. Umwelt-Technik, Klimaschutz und nachhaltige Lösungen rücken dabei immer mehr in den Vordergrund. Der stellvertretende Vorstandschef Martin Brudermüller glaubt, dass Nachhaltigkeit künftig ganz selbstverständlich und wertfrei die Grundlage dafür sein wird, überhaupt ins Geschäft zu kommen. Dafür sei eine bessere Vernetzung mit den Kunden notwendig:

    "Die Bereiche werden künftig das Fachwissen und das Branchenwissen, das sie in ihren Geschäften haben, viel stärker teilen. Wir werden damit die Industrieexpertise, die wir den Kunden entgegenbringen können, noch einmal stärker ausbauen."

    Gerade bei anspruchsvollen Fragestellungen, wo es um komplexe Lösungen für die Kunden geht, glaubt BASF seine Größe als die chemical company mit Erfahrungen in fast allen Bereichen voll ausspielen zu können. Der Großteil des künftigen Wachstums werde dabei in Emerging Markets von Asien und Südamerika stattfinden, sagt Finanzvorstand Hans-Ulrich Engel. Deren Umsatzanteil liegt bereits bei mehr als ein Drittel und soll bis 2020 auf 45 Prozent steigen:

    "Und Sie sehen auch, wie wir in der Profitabilität in den Emerging Markets nachgezogen haben."

    Die Rechnung, die BASF aufmacht, ist folgende: das Wachstum der Weltwirtschaft findet weiterhin vor allem in den Schwellenländern statt, wo es industriell geprägt ist, da es sich dort noch nicht um Dienstleistungsgesellschaften handelt. Von den Industrien, die davon profitieren, soll die Chemie ganz vorn mitspielen, weil sie in der Produktions-Tiefe und Markdurchdringung mehr zulegen kann als andere. Als führender Anbieter auf vielen Gebieten sollten die Ludwigshafener von diesem Wachstumstrend profitieren können.