Maximilian Schachmann ist erst in seiner dritten Profisaison. Der 25-Jährige hat aber schon eine beachtliche Erfolgsbilanz. Einem Etappensieg beim Giro d’Italia und starken Auftritten bei Klassikerrennen und kleineren Rundfahrten im letzten Jahr fügte er in diesem Frühjahr gleich fünf Siege hinzu. Drei davon bei der heute zu Ende gegangenen Baskenlandrundfahrt.
"Ja, es läuft einfach großartig für mich. Ich habe bei der Katalonienrundfahrt schon gemerkt, dass die Beine echt gut sind. Ich habe mich schnell erholt von der Rundfahrt und bin hier in guter Form angereist. Das Zeitfahren hier lief gleich so überragend. Ich meine, ich habe es mit einem recht klaren Vorsprung gewonnen. Und von daher bin ich echt schon zu an diesem Tag super happy gewesen"
Schachmann gewann noch zwei weitere Etappen. "Das hat mich echt gefreut, das war ein Supergefühl, im gelben Trikot zu gewinnen."
Konkurrenz im eigenen Team
Auf der Königsetappe am Freitag musste er dann gelb abgeben, an seinen Teamkollegen Emanuel Buchmann. Buchmann, ein gutes Jahr älter als Schachmann, galt länger schon als das ganz große deutsche Rundfahrttalent. Zuletzt schien er allerdings zu stagnieren und sogar im Schatten des Neuzugangs Schachmann zu verschwinden.
Am Freitag meldete er sich aber mit einem beeindruckenden Solosieg in den Bergen zurück. Er machte die Baskenland-Rundfahrt damit endgültig zur Bora-Rundfahrt, wenn auch der Gesamtsieg am Ende der Rundfahrt noch an den Spanier Jon Izagirre ging. Der vierte Gesamtrang für Buchmann spricht genauso für die tolle Mannschaftsleistung, wie die vier Tagessiege. Drei davon holte Schachmann, der damit auch erfolgreichster Profi bislang in dieser Saison bei Bora ist, noch vor dem dreifachen Weltmeister Peter Sagan.
Wegen ausgedünntem ÖPNV zum Radpsport gekommen
Schachmann kam übrigens dank des sehr ausgedünnten öffentlichen Personennahverkehrs am Rande Berlins zum Radsport.
"Mir hat es Spaß gemacht. Ich bin schon immer zur Schule gefahren mit dem Rad, mein ganzes Leben lang. Wir haben im Speckgürtel gewohnt. Da fuhr der Bus nur jede Stunde. Da konnte ich mir aussuchen, ewig auf den Bus warten oder mit dem Rad fahren. Also bin ich immer Fahrrad gefahren, bei jedem Wetter. Winter, Regen, Sommer, immer."
In den Nachwuchskategorien zeigte sich schnell das Talent des Berliners: Medaillen bei den Weltmeisterschaften der Junioren und der U23, im Straßenrennen wie im Zeitfahren waren der Lohn. Schachmann setzte aber auch nicht alle Karten auf den Radsport, sondern begann parallel ein Studium der Wirtschaftsingenieurswissenschaften. Dazu hatte er zuletzt allerdings wenig Zeit.
Tour de France-Debut im Juli
Denn im letzten Frühjahr erfolgte sein Durchbruch im Radsport. Beim Giro d’Italia führte er erst einige Tage lang die Nachwuchswertung an und holte sich in der dritten Woche einen Etappensieg. Weil bei seinem damaligen Team Quick Step die Orientierung eher auf Klassikern und weniger auf den großen Rundfahrten liegt, wechselte er im Winter zu Bora hansgrohe. Da hat er mit Buchmann und dem im Baskenland ebenfalls stark fahrenden Österreicher Patrick Konrad zwar beachtliche Konkurrenz. Aber das scheint momentan vor allem zu stimulieren. Und so wird Maximilian Schachmann im Juli sein Tour-de-France-Debut geben.
"Ich denke, dass man ihm da die Chance geben sollte, mit einer tollen Mannschaft aufzutreten. Es ist von unserer Seite auch richtungsweisend für den deutschen Radsport, wenn wir da mit mit zwei, drei vier Deutschen am Start stehen, wenn wir da die Hälfte der Mannschaft deutsch machen, dann ist das schon auch ein Signal", blickte Teamchef Ralph Denk auf die große Schleife voraus.
Zu einer Zeit, in der die deutschen Sprinter wie Marcel Kittel und André Greipel in einer Formkrise stecken, trumpfen auf einmal die jüngeren Rundfahrer auf.
Voher aber noch Klassikerrennen
Bevor es nach Frankreich geht, will der multitalentierte Maximilian Schachmann aber noch bei den Klassikerrennen sein Glück versuchen. Ein Top 10-Ergebnis beim Wallonischen Pfeil gelang ihm schon im letzten Jahr.
"Klar gibt mir jetzt die Rundfahrt auch Selbstbewusstsein im Hinblick auf die Ardennenklassiker, die in wenigen Tagen anstehen. Am Ende sind sie etwas andere Rennen, es sind Eintagesrennen, sehr lange Rennen, sehr schwere Rennen, aber nichtdestotrotz denke ich, bin ich sehr gut vorbereitet. Wir haben eine starke Mannschaft dort und das wird uns viele Möglichkeiten geben, um am Ende um die Siege bei den drei Rennen mitzufahren."
Zu den potenziellen Siegfahrern im Team gehört dann auch wieder Peter Sagan. Auf Schachmann mit Buchmann folgt jetzt Schachmann mit Sagan. Keine schlechte Gesellschaft für einen, der einst als Schüler nur nicht auf den Bus warten wollte.