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Basketball
Die enteilte Liga

Nach vielen Jahren verabschieden sich die Artland Dragons völlig überraschend aus der Bundesliga. Profi-Basketball sei in der niedersächsischen Provinz ohne Perspektive. Dabei wächst die Liga seit Jahren, doch mit unterschiedlicher Geschwindigkeit.

Von Matthias Friebe |
    Hände werfen einen Basketball Richtung Korb.
    In der Basketball-Bundesliga ist einigen Vereinen das eingeschlagene Wachstumstempo zu hoch. (Tobias Hase, dpa picture-alliance)
    Klar und ehrgeizig sind die Ziele der Basketball-Bundesliga. Bis 2020 will die BBL stärkste Basketball-Liga in Europa sein und gleichzeitig in Deutschland nach der Fußball-Bundesliga die wichtigste und einflussreichste Liga im Mannschaftssport werden. Ein Vorhaben, das bei allem Ehrgeiz nicht unrealistisch zu sein scheint. Das bestätigt auch Dirk Mazurkiewicz vom Institut für Sportmanagement der Hochschule Koblenz. "Ganz offensichtlich hat der Basketball in den letzten vier bis fünf Jahren, das zeigen eigentlich alle Zahlen, die man messen kann - Zuschauer, Umsatz etc. - den größten Zuwachs erhalten. Und am Ende scheint es so, dass der Zuwachs an vielen Standorten noch weiter zunimmt."
    Chancen für eine Weiterentwicklung sieht auch Martin Geissler. Er ist Geschäftsführer und Team-Manager beim nach eigener Aussage kleinsten Bundesliga-Team, beim Mitteldeutschen BC aus der kleinen sachsen-anhaltinischen Stadt Weißenfels. "Dafür müssen die Standards weiter wachsen, dafür muss die Liga ein Gesicht entwickeln. Man muss vom Söldner-Image weg. Man muss Spieler behalten, die die Fans kennen, um damit auch Marken aufzubauen."
    Die Liga ist Quakenbrück enteilt
    Nicht alle werden oder können diesen Weg mitgehen. Seit einer Woche ist klar, dass die Artland Dragons aus dem niedersächsischen Quakenbrück sich mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb zurückziehen. In einer schriftlichen Stellungnahme beklagt der Verein einen Standortnachteil wegen zur kleiner Halle und zu weniger Top-Sponsoren: "Der Standortnachteil hat sich über die Jahre immer stärker durch die Weiterentwicklung der Beko BBL herauskristallisiert. Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, an dem wir für den Spitzenbasketball in Quakenbrück keine Perspektive mehr sehen."
    Auf Rang 11 hatten die Quakenbrücker die Saison abgeschlossen. Die Entscheidung, sich zurückziehen sorgte für Entsetzen und Überraschung in der Bundesliga, auch beim direkten Tabellennachbarn vom Mitteldeutschen BC und deren Geschäftsführer Geissler: "Ein Team, was bisher mit gut vier Millionen Euro oder mehr in der Beko BBL gespielt hat, dass das über einen Standortnachteil und über Nachteile in der Liga sich beschwert und sich dann zurückzieht, das ist aus unserer Sicht nur schwer nachvollziehbar. Wir spielen mit einem Bruchteil des Budgets, wir haben 1,5 Millionen Euro."
    Liga wächst mit unterschiedlicher Geschwindigkeit
    Doch um mit den Größen in der Liga mitzuhalten muss der Mitteldeutsche BC nach eigener Aussage härter arbeiten als andere Teams und dazu auch andere Wege gehen, beispielsweise Topspiele in eine große Halle nach Leipzig auslagern, um höhere Zuschauer- und Sponsoreneinnahmen generieren zu können. Die Liga wächst seit Jahren, doch mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Das stellt auch Wolfgang Wiedlich fest. Der Präsident der Telekom Baskets Bonn sieht Berlin, Bamberg und München an der Spitze: "Und dann kommt erst einmal lange nichts. Insofern sind auch unterschiedliche Interessen in der Liga unterwegs. Möglicherweise war das Fortschrittstempo für manchen Club zu hoch und es regt sich dann im Hintergrund ein bisschen Kritik."
    Die internationalen Ansprüche der Liga, Nummer 1 in Europa zu werden sieht Wiedlich skeptisch. Denn noch nie ist es einer deutschen Mannschaft bisher gelungen auch nur ins Viertelfinale der europäischen Basketball-Königsklasse, der Euro League vorzudringen. "Letztlich macht der Fan das Erreichen des Ziels von sportlichen Ergebnissen abhängig und die hat der deutsche Basketball bisher nicht vorzuweisen."
    Die Zahlen können sich sehen lassen
    Vorzuweisen und vorzuzeigen sind aber die wirtschaftlichen Daten der Liga insbesondere im Vergleich zu anderen Mannschaftssportarten in Deutschland. Martin Geissler vom Mitteldeutschen BC rechnet vor: "Die Liga hat den Handball schon im Zuschauerschnitt überholt. Die Liga hat den Handball im Gesamtbudget überholt. Das war vor zehn Jahren noch nicht vorstellbar, dass der Basketball in diesen Kennziffern vor dem Handball ist. Ich denke, der nächste Schritt muss sein, den Eishockey anzugreifen. Da bin ich aber optimistisch, dass das mittelfristig auch funktionieren wird."
    Es wird eine Gratwanderung für die BBL. Im Inland wirtschaftlich die Deutsche Eishockey-Liga überholen, international an die Spitze vorstoßen und trotzdem die Schere zwischen den Clubs nicht auseinanderklaffen zu lassen. Das hofft auch Wolfgang Wiedlich von den Telekom Baskets Bonn: "Ich sag mal: Nichts ist schlimmer als eine langweilige Liga"