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Deutscher Frauen-Basketball
Ex-Nationalspielerin: "Müssen verstehen, wie gut wir eigentlich sind"

Die Basketball-WM der Frauen findet 2026 in Deutschland statt. Der Frauen-Basketball stecke hierzulande aber noch in den Kinderschuhen, sagt Ex-Nationalspielerin Linda Fröhlich. Das liege daran, dass der Frauen-Basketball nicht richtig gepusht werde.

Linda Fröhlich im Gespräch mit Marina Schweizer |
Linda Fröhlich im Trikot der deutschen Nationalmannschaft im Jahr 2010.
Linda Fröhlich, hier im Trikot der deutschen Nationalmannschaft im Jahr 2010, spielte unter anderem in der WNBA für New York Liberty, Indiana Fever und den Sacramento Monarchs. (imago sportfotodienst / imago sportfotodienst)
Die Basketball-Weltmeisterschaft der Frauen findet 2026 in Berlin statt. Der Basketball-Weltverband FIBA hat dem Deutschen Basketball Bund (DBB) den Zuschlag für das Turnier gegeben. "Ich denke, wir haben gerade die richtigen Spieler, wir haben eine gute Qualität von Spielern und eine WM ist definitiv ein gutes Sprungbrett, um da mal ein bisschen Feuer zu machen", sagt Linda Fröhlich im Deutschlandfunk.
Fröhlich (43) gilt als eine der besten deutschen Basketballspielerinnen aller Zeiten und spielte unter anderem in der nordamerikanischen Basketball-Liga WNBA. 79 Mal lief die heute in den USA lebende Fröhlich für die deutsche Nationalmannschaft auf.
Bei der Weltmeisterschaft 1998 war Fröhlich allerdings nicht dabei, sie schaffte letztlich den Sprung in den Kader nicht. Diese WM, die ebenfalls in Deutschland stattfand, war bisher die erste und einzige Weltmeisterschaft, an der ein gesamtdeutsches Team teilgenommen hat. Danach folgten schwierige Jahre für den deutschen Frauen-Basketball. Dieser stecke in Deutschland noch in den Kinderschuhen, sagt Fröhlich. "Es fängt mit Sichtbarkeit und Interesse an. Die Sichtbarkeit ist heutzutage besser als vor zehn Jahren, als ich gespielt habe."

"Frauen-Basketball wird nicht richtig gepusht"

Generell sei Basketball noch eine Sportart, die hinter dem Fußball nachhänge. "Und Frauen-Basketball wird im Vergleich zu europäischen und amerikanischen Mannschaften von den Verantwortlichen nicht richtig und nicht motiviert genug gepusht, glaube ich. Das kann beim kleinen Verein anfangen, es kann beim Coaching anfangen. Ich glaube, von verschiedenen Stellen wird das nicht richtig gepusht."
Mit WNBA-Spielerin Satou Sabally und Leonie Fiebich, MVP der spanischen Liga, habe Deutschland Aushängeschilder im Basketball, sagt Fröhlich. "Die müssen nur ans Licht gesetzt werden. Und Stories müssen kreiert werden. Es müssen Wege gezeigt werden für Mädchen. Junge Mädchen müssen inspiriert werden." Im Winter habe Fröhlich bei ihrem Heimatverein das Mädchentraining geleitet und festgestellt: "Die wollen. Mädchen wollen spielen. Mädchen wollen Competition, die wollen Challenges, die wollen gepusht werden. Aber das muss hochgesetzt werden und das muss von allen gefordert werden auf eine Art und Weise."
Das müsse im Zusammenspiel zwischen den Vereinen und dem Deutschen Basketball-Bund passieren, meint die 43-Jährige. "Die Struktur, dass alle zusammenarbeiten und auch wirklich hohe Anforderungen an das Ganze haben, ist eine Sache, die ich tagtäglich lerne", so Fröhlich, die in den USA ihre eigene Basketball-Akademie für den Nachwuchs betreibt. "Ich muss unsere Coaches davon überzeugen, dass sie das Gleiche erwarten müssen, was sie von unseren Jungs-Mannschaften erwarten. Das ist eine Denkweise, die gebrochen werden muss."

"Müssen selbstbewusster da rangehen"

In Deutschland müsse die Bescheidenheit im Frauen-Basketball ein Ende haben, findet Fröhlich. "Wir müssen einfach selbstbewusster da rangehen. Wir müssen verstehen, wie gut wir eigentlich sind. Das ist einfach eine Gesamteinstellung."
Die Verpflichtung von Bundestrainerin Lisa Thomaidis, die auch schon Kanadas Nationalmannschaft trainiert hat, sei ein erster Schritt, so Fröhlich. "Das sind alles tolle Bausteine, die man braucht. Aber jetzt muss man da oben etwas draufpacken. Der neue Coach hat an der Spitze gespielt, sie war bei WMs dabei, sie war bei Olympia dabei und hat Topspieler trainiert. Das muss der Grundstein sein des Ganzen. Und maximales Denken. Und maximales Denken heißt nicht, dass man dann nicht auch mal verliert. Aber man muss über den Tellerrand schauen und das Beste und Größte suchen."