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Aufnahme in Hall of Fame
Der große Ritterschlag und Schlusspunkt für Dirk Nowitzki

Die Aufnahme in die Ruhmeshalle des Basketballs, die Naismith Hall of Fame, ist für Dirk Nowitzki der größtmögliche Ritterschlag. Und gleichzeitig der Schlusspunkt für die Basketball-Legende. Jetzt will der Würzburger erstmal Ruhe einkehren lassen.

Von Heiko Oldörp |
Dirk Nowitzki bei seiner Aufnahme in die "Hall of Fame" der NBA
Deutschlands Basketball-Star Dirk Nowitzki, NBA-Champion 2011 mit Dallas, ist in die "Hall of Fame" aufgenommen worden. (picture alliance / Eric Canha / USA TODAY Sports)
Im blauen Anzug, weißen Hemd und dunkler Krawatte ging Dirk Nowitzki unter großem Jubel die sechs Stufen hinauf zur Bühne der Symphony Hall der Naismith Hall of Fame. Benannt nach James Naismith, einem Arzt und Pädagogen, der 1891 in Springfield, im US-Bundesstaat Massachusetts, die Sportart erfand, gilt die Ruhmeshalle in der Stadt, rund 150 Kilometer westlich von Boston, als Olymp des Basketballs.

Aufnahme in Hall of Fame als Schlusspunkt

Nowitzki ist nun der erste Deutsche unter den knapp 450 Mitgliedern der Hall of Fame. Seine feierliche Aufnahme ist für ihn der Ritterschlag – und zugleich der Schlusspunkt einer Reihe von Würdigungen und Auszeichnungen. Seit seinem Karriere-Ende am 11. April 2019 hatte die Stadt Dallas eine Straße nach ihm benannt, der Verein sein Trikot mit der Rückennummer 41 unter die Hallendecke gezogen und schließlich dem Würzburger sogar eine Statue vor die Arena gestellt.
Nowitzki zeigte sich davon gerührt: "Es war echt jetzt, muss ich sagen, viel die letzten vier Jahre um meine Person. Für mich ist das jetzt das absolute I-Tüpfelchen. Ich seh’ das auch ein bisschen als Abschluss von den ganzen Feierlichkeiten. Und ich hoffe, dass es danach vielleicht erstmal ein bisschen ruhiger wird."

Emotionale Worte an Nowitzkis Eltern

Rund 150 Familienmitglieder, Freunde, Bekannte und Weggefährten waren vor Ort. Nowitzki bedankte sich während seiner knapp 15-minütigen Rede bei vielen von ihnen – und hob die wichtigsten Personen seiner Karriere hervor. Den ehemaligen Mavericks-Trainer Donnie Nelson zum Beispiel, der ihn 1998 nach Dallas geholt hatte. Oder auch Vereinsbesitzer Mark Cuban, dem er für seine Loyalität dankte. Und natürlich Holger Geschwindner, seinen jahrelangen Privattrainer und Mentor, der ihn mit teilweise belächelten Übungen zum Weltstar formte. All das sagte er in Englisch.
Doch dann sprach Nowitzki zwei Sätze Deutsch – und wurde dabei emotional. Denn er redete über seine Eltern Helga und Jörg, Nowitzki wollte sicherstellen, dass beide verstehen, was er zu sagen hatte.
"Was ihr für mich gemacht habt, werde ich nie vergessen für den Rest meines Lebens. Wenn ich auch nur ein halb so guter Vater werde, wie ihr als Eltern für mich wart, dann bin ich glücklich. Danke."

Eine Basketball-Karriere, die ihresgleichen sucht

Nowitzki war 21 Spielzeiten in der NBA und trug dabei nur ein Trikot: das der Dallas Mavericks. In der Liga-Geschichte hat kein Profi so lange für nur einen Verein gespielt. Und wer hätte diese Treue im Februar 1999 erahnen können? Damals hieß es im US-Fernsehen, dass jede neue NBA-Saison die Chance böte, einige der möglichen neuen Superstars kennenzulernen – zum Beispiel den 20-jährigen Dirk Nowitzki – wer immer das auch sein mag. 
“Every new NBA season offers a chance to get to know some of the new potential superstars, like 20 year old Dirk Nowitzki. Who you ask?”
Aus dem eher unbekannten Deutschen wurde einer der besten Profis seiner Generation. Mehr noch: der 2,13 Meter große Nowitzki revolutionierte das Spiel der Langen in der Liga. Er nahm Dreier, dribbelte zum Korb - und kreierte seinen eigenen Wurf, den mittlerweile viele Superstars in ihr Repertoire aufgenommen haben: den "fade away jump shot" – einen einbeinigen Sprungwurf in der Rückwärtsbewegung.

Auch Schrempf verneigt sich vor Nowitzki

Seine Höhepunkte: Wertvollster Spieler, also MVP, 2007, Mavericks-Meistermacher 2011, Nummer sechs in der ewigen NBA-Scorerliste. Hinzu kommen WM-Bronze und EM-Silber mit der Deutschen Nationalmannschaft. Kurzum: eine Karriere, vor der sich Deutschlands erster NBA-Star, Detlef Schrempf, verneigt.
Er sagte: "Ich glaube, Dirk ist ein Beispiel für jeden, der von einem kleinen Dorf kommt, in Deutschland, und der ein NBA-Superstar geworden ist. Also was er, nicht nur für den deutschen Basketball, sondern USA-Basketball und, weltweit, für den Basketball gemacht hat, ist super."

Dennis Schröder hatte erst andere Idole

Derzeit gilt Dennis Schröder als bester deutscher Basketballer. Der Spielmacher ist Kapitän der Nationalmannschaft und seit 2013 in der NBA aktiv. Er habe, sagt Schröder, zunächst andere Idole gehabt, eben weil er eine andere Position spiele, als Nowitzki. 
"Aber, natürlich habe ich ihn dann, wo ich älter wurde, verfolgt, weil ich gesehen hab’, was er alles für den Deutschen Basketball auch tut. Wie er repräsentiert in Amerika. Das natürlich auf dem höchsten Level. Ja, dass er da gekürt wird, in die Hall of Fame, hat er sich natürlich hart erarbeitet – aber auch sehr verdient", erklärte Schröder.

Bestimmte Tugenden brachten Nowitzki an die Spitze

Natürlich wurde Nowitzki in den vergangenen Tagen oft gefragt, was das Geheimnis seines Erfolgs gewesen sei. Dabei gibt es dieses Geheimnis gar nicht. Seine Karriere beruhte auf Einstellung, einem unbändigen Willen, Neugier und der Tatsache, selbst nach Titeln nie zufrieden gewesen zu sein, betonte der 45-Jährige:
"Ich habe immer versucht, mich zu verbessern, Neues in mein Spiel zu integrieren und als besserer Spieler zurückzukommen im nächsten Jahr. Da bin ich ein bisschen stolz drauf, dass ich einfach immer versucht habe, hart zu arbeiten, immer besser zu werden - und einfach alles aus meinem Talent rauszuholen."
All das hat diesen Dirk Werner Nowitzki zum wohl besten Ausländer der bisherigen NBA-Geschichte werden lassen. Und deshalb ist er nun dort verewigt, wo alle großen Stars dieser Sportart ihr zu Hause haben: in der Basketball Hall of Fame, in Springfield/Massachusetts.