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Basketball
NBA-Playoffs - abgeschirmt vom Rest der Welt

Die NBA startet am Freitag in ihre Playoffs - in einem abgeschirmten Bereich im Sportkomplex von Disney World und ohne Fans. Und die Liga muss weitere Fragen beantworten.

von Jan Bösche |
Das Field House, eine der Hallen für die NBA-Playoffs im Disney-World-Komplex in Orlando/Florida
Das Field House, eine der Hallen für die NBA-Playoffs im Disney-World-Komplex in Orlando/Florida (www.imago-images.de)
Im März war Schluss mit Profi-Basketball: Mehrere Spieler hatten sich mit dem Corona-Virus infiziert, die Profi-Liga NBA stoppte den Spielbetrieb, mitten in der Saison. Der oberste NBA-Manager Adam Silver erklärte dem Magazin Time, ihrem Verständnis nach werde das Virus nicht so schnell verschwinden.
Sie hätten nach einem Weg gesucht, wie es weitergehen könnte.
Die Antwort der NBA ist die so genannte "Bubble". Dafür mietete sie 22 Teams in Disney World in Florida ein. In dieser Bubble leben die Spieler und ihre engsten Betreuer, abgeschirmt vom Rest der Welt.
Nicht wirtschaftlich - aber interessant?
Etwas für die Fans tun, das Gemeinschaftsgefühl stärken – das sind die offiziellen Gründe, warum die NBA so schnell wieder starten will. Silver sagte, die Bubble sei nicht wirtschaftlich: Es sei ziemlich teuer, und weil es keine Zuschauer gibt, fehlten die Ticket-Einnahmen.
Dafür bekommen die Fans neue Einblicke in das Leben ihrer Stars – durch die Sozialen Medien. Die Bubble wurde zu einem Hit: Die Fans können verfolgen, wie die Spieler trainieren, sich über das Essen beschweren oder sich die Zeit vertreiben, beim Angeln zum Beispiel. Der Spieler Terrence Ross filmte sich bei einem der regelmäßigen Corona-Test – mit dem Wattestab tief in die Nase:
Die regelmäßigen Tests aller Beteiligten gehörten zum Kern des Bubble-Konzeptes. Damit wollen die Verantwortlichen vermeiden, dass sich das Virus unter den Spielern unbemerkt ausbereiten kann.
Streit um Bevorzugung bei Corona-Tests
Allerdings sind Tests in den USA noch immer knapp, Patienten müssten teilweise tagelang auf ihr Ergebnis waren. Experten wie der Epidemiologe Zach Binney von der Emory Universität kritisieren darum, dass die Sportler bevorzugt behandelt werden. Er sagte bei NPR, ihm gehe es nicht um die Optik, sondern die Ethik.
Binney kritisierte, das beauftragte Labor verarbeite die Spieler-Proben viel schneller als Proben der übrigen Patienten. Das Labor BioReference verteidigte sein Vorgehen. Geschäftsführer Jon Cohen sagte, sie passten ihre Test-Verfahren den Kunden-Wünschen an. Er verteidigte grundsätzlich ihren Einsatz für die Sportligen. Sie wollten diese Branchen unterstützen. Es gehe um echte Jobs.
Tausende Menschen würden für die Sportligen arbeiten. Sie unterstützten den wirtschaftlichen Neustart, wenn sie großen Arbeitgeber helfen.
"Black lives matter": NBA muss Haltung finden
Nicht nur der Umgang mit dem Corona-Virus wird genau beobachtet: Die NBA musste auch eine Haltung finden zu den Protesten in diesem Sommer in den USA. Sie richten sich gegen übermäßige Polizeigewalt und Rassismus. Liga-Manager Adam Silver verwies darauf, dass rund drei Viertel der Spieler schwarz seien.
Sie gehörten vielleicht zu den prominentesten Schwarzen der Welt und würden ihre Hautfarbe und Identität nicht ablegen, wenn sie Basketball spielten.
Auf den Spielfeldern steht groß der Schriftzug "Black lives matter". Der entscheidende Test für die Liga wird aber sein, wie sie damit umgeht, wenn Spieler während der Nationalhymne knien. Das verstößt grundsätzlich gegen die Regeln. Silver sagte, man werde mit der Situation umgehen, wenn es so weit sei. Laut Medienberichten planen einige Spieler bereits, zu knien statt zu stehen.
Der Protest wird vielfältig sein: Spieler tauschen ihre Namen auf den Trikots gegen entsprechende Botschaften aus. Viele von ihnen verwiesen zum Beispiel auf den Tod von Breonna Taylor. Die Afro-Amerikanerin war bei einem Polizei-Einsatz in ihrem Bett erschossen worden. Lakers-Star LeBron James erwähnte ihr Schicksal mehrmals.
Er habe sich noch nie gescheut, über Dinge zu sprechen, die nicht nur ihn, sondern alle Afro-Amerikaner beträfen.
Lebron James: "Eigene Energie erzeugen"
Wie geht sie mit Protesten um, kann sie das Corona-Virus in Schach halten – daran wird die NBA gemessen werden. Die Fans werden auch genau darauf schauen, ob die Spiele vor leeren Rängen genauso spannend sein werden wie in einem vollen Stadion. LeBron James sagte, ohne Fans müssten sie ihre eigene Energie erzeugen.
Die Liga will mit technischen Neuerungen Spannung erzeugen: Die Spielfelder sind mit großen Video-Leinwänden umstellt. Dort sollen zum Beispiel ausgewählte Fans zu sehen sein. Geplant ist eine künstliche Lärm-Kulisse, die Fans per App beeinflussen können.