Die deutsche Basketball-Nationalmannschaft der Männer hat bei der Weltmeisterschaft auf den Philippinen die Sensation geschafft und ist mit einem Sieg gegen den großen Favoriten USA ins Finale eingezogen. Für die deutschen Basketballer ist es der erste Finaleinzug der Geschichte. Den bisher größten Erfolg feierte die DBB-Auswahl im Jahr 2002 mit der Bronze-Medaille bei der WM in den USA.
"Ein historischer Sieg", sagte auch Marko Pešić Im Deutschlandfunk nach dem Triumph gegen das Team USA. Der 46-Jährige bestritt zwischen 1996 und 2005 insgesamt 97 Länderspiele für Deutschland und war auch 2002 in den USA mit dabei. In der Basketball-Bundesliga spielte er - mit Unterbrechung - insgesamt acht Jahr für Alba Berlin. Seit 2011 ist er als Funktionär beim FC Bayern Basketball tätig und ist heute dort Geschäftsführer.
Erfolg des DBB-Teams laut Pešić Ergebnis eines Prozesses
Was aktuell bei der Nationalmannschaft passiert, sei das Ergebnis eines Prozesses, den die Mannschaft seit dem "kläglichen" Aus bei der WM 2019 in China durchgemacht hat. "Was jetzt passiert, ist toll und überrascht vielleicht einige. Aber in Wirklichkeit ist es das Ergebnis einen tollen Prozesses, den diese Jungs zusammen mit den Trainern und dem Verband durchlaufen sind."
Zu wenig gesprochen werde über Bundestrainer Gordon Herbert, sagte Pešić, besonders bei der kurzen Vorbereitungszeit. "In nur vier Wochen eine Mannschaft so hinzubekommen, ist nicht einfach. Die Mannschaft hat ein Urvertrauen in ihn, sie respektieren ihn. Er fordert Disziplin ein, aber versteht es auch, den Spielern die Freiheiten zu geben, die sie brauchen. Das alles in Kombination ist nicht einfach. Aber das hat er wirklich gut gemacht."
Mit 24 Punkten und vielen wichtigen Aktionen war Andreas Obst gegen die USA der Spieler des Spiels. Pešić kennt Obst gut, denn der 27-Jährige spielt in der Bundesliga beim FC Bayern. Pešić ist zuversichtlich, dass das auch trotz der starken Vorstellung gegen die US-Amerikaner so bleibt: "Andi hat einen neuen Vertrag unterschrieben. Er ist ein Spieler, der sich zu hundert Prozent mit dem Verein und der Nationalmannschaft identifiziert. Er spielt immer gleich, egal ob im Trainingsspiel, gegen eine unterklassige Mannschaft, in der Euroleague oder jetzt bei der WM. Sein Mindset ist immer gleich. Deswegen hat es mich nicht überrascht."
Finalgegner Serbien von Pešić' Vater trainiert
Gegner der deutschen Mannschaft im Finale am Sonntag ist Serbien. Für Pešić ist das eine besondere Konstellation. Denn Trainer der serbischen Nationalmannschaft ist Svetislav Pešić, der Vater von Marko Pešić, der schon Deutschland 1993 zum Europameister-Titel coachte. Die beiden arbeiteten auch schon beim FC Bayern zusammen, den Svetislav Pešić von 2012 bis 2016 trainierte.
"Damit ich keine Fehler mache, habe ich gleichzeitig Gordon Herbert und ihm gratuliert. Das heißt, ich habe jetzt meine Pflicht erledigt, politisch, diplomatisch", sagte Pešić mit einem Augenzwinkern. "Aber Scherz beiseite. Ich habe kurz mit ihm telefoniert. Er ist natürlich sehr glücklich, aber erfahren genug, dass er ganz genau weiß, dass da noch ein Endspiel zu spielen ist. Und wir als Familie sind natürlich unheimlich stolz, dass er mit seinen 74 Jahren immer noch in der Lage ist, solche Ergebnisse zu liefern."
Pešić: "Versuche das zu genießen"
Pešić macht deshalb auch keinen Hehl daraus, wem er im Finale die Daumen drückt: "Ich hätte ein großes Problem innerhalb der Familie, wenn ich nicht für meinen Vater wäre", sagte er. "Natürlich fiebere ich mit meinem Vater mit, aber für mich ist es wahrscheinlich das einfachste Spiel überhaupt. Egal wer gewinnt, beide Mannschaften haben ein Riesenergebnis abgeliefert, beide haben eine Medaille gewonnen. Ich versuche das zu genießen."
Die Serben, die unter anderem auf NBA-Champion Nikola Jokic verzichten müssen, seien als klarer Underdog ins Turnier gegangen, sagte Pešić. "Die Mannschaft hat Charakter und großen Enthusiasmus. Sie spielt mit vollem Herzen für ihr Land. Sie sind sehr motiviert. Und der Zusammenhalt, den sie haben - der ähnlich ist wie bei der deutschen Nationalmannschaft - macht sie wirklich gefährlich. Aber ich glaube, wenn man sich die Leistungen bei der WM anschaut, ist Deutschland schon leichter Favorit."