US-Profi-Basketball der Frauen
Caitlin Clark zwischen Hype und Häme

Mit großen Erwartungen ist College-Star Caitlin Clark in ihre erste WNBA-Saison gegangen, doch der Start ist misslungen. Ihr Talent war nur gehypt, sagen Kritiker. Neid, Häme und Vorwürfe von Rassismus trüben den positiven Effekt für die Liga.

Von Kerstin Zilm | 01.06.2024
Caitlin Clark im Trikot von Indiana Fever.
Cailtin Clark wurde im diesjährigen WNBA-Draft an erster Stelle von Indiana Fever gezogen. (IMAGO / USA TODAY Network / IMAGO / Grace Hollars / IndyStar)
Fünf Niederlagen und null Siege – so startete die erste Profi-Saison für Basketball-Überfliegerin Caitlin Clark. Sie traf nicht wie gewohnt und fand selten einen Rhythmus mit den Mannschaftskameradinnen. Und schon häuft sich die Kritik an der 22 Jahre jungen Spielerin – ganz ohne Schonfrist: Ist sie zu klein für die Profiliga? Zu zart? Zu schwach? Hält sie den Erwartungsdruck nicht aus? Steckt hinter all dem Hype um die weiße Spielerin Rassismus, der schwarze Spielerinnen mit größerem Talent absichtlich übersieht?  
Geduld, Geduld, mahnt Nancy Lough, Sportwissenschaftlerin an der Universität von Nevada in Las Vegas. Selbst eine College-Ausnahmespielerin wie Caitlin Clark müsse sich an das neue Umfeld der WNBA gewöhnen.

Schwierige Umstände für Clark in Indiana

Außerdem spiele sie in einem Team, das im vergangenen Jahr von 40 Spielen 27 verlor mit einer Trainerin, die die Indiana Fever erst seit zwölf Monaten coacht: "Von Caitlin wird erwartet, dass sie von Anfang an die Mannschaft anführt und die meisten Punkte macht. Dabei hat sie kaum Unterstützung von guten Spielerinnen und Mentorinnen. Ihnen allen fehlt die Erfahrung, die viele andere WNBA-Mannschaften haben. Angesichts der Umstände spielt sie ziemlich gut."
Inzwischen haben Clark und die Indiana Fever einen Sieg zu verbuchen, stehen aber immer noch an vorletzter Stelle der Tabelle. Dass Caitlin Clark trotz mittelmäßiger Leistung die meiste Medien-Aufmerksamkeit bekommt, habe viel mit Rassismus zu tun, kritisierte vor Kurzem Las Vegas Aces Star A‘ja Wilson. Schwarze Athletinnen könnten jahrelang auf höchstem Niveau spielen und würden trotzdem übersehen, wenn es um Werbeverträge, Publicity und Bezahlung geht.

Wilson von Clark-Fragen genervt

Wilson, Olympiasiegerin mit zwei US-Meisterschaften in der Tasche hat genug davon, mit Reportern über Caitlin Clark zu sprechen: "Eure Fragen sind so nervig, weil sie jung ist, gerade einmal anfängt. Ihr tut, als wäre sie eine erwachsene Frau. Sie muss noch viel lernen und das ist okay. Aber diese Gespräche sind so ermüdend."
Die ungleiche mediale Behandlung von Schwarzen Spielerinnen und Caitlin Clark ist seit ihren College-Jahren nicht zu übersehen. Machte Clark zum Beispiel ihre Gegnerinnen mit Gesten und provokanten Kommentaren sauer, galt das als ehrgeizig und unterhaltsam. Tat Gegnerin Angel Reese dasselbe, war sie unsportlich.

Bisher nur weiße Spielerinnen mit eigenem Nike-Schuh

Vor ihrem ersten Profispiel bekam Caitlin Clark von Nike den Vertrag für einen eigenen Schuh. Diese Ehre kam zuvor nur drei Basketballspielerinnen zu. Alle waren sie weiß, dabei sind 73 Prozent der WNBA-Spielerinnen Schwarz. Und Caitlin Clark bekam als erste Spielerin einen Beratungsvertrag mit dem Basketball-Hersteller Wilson.
Sportwissenschaftlerin Nancy Lough meint, den hätte A’ja Wilson bekommen müssen. Doch weiße Frauen gelten nach wie vor als besser zu vermarkten: "Werden Schwarze Frauen anders behandelt als weiße? Klar. Warum sollte das in der WNBA anders sein? Und selbst jetzt, wo wir anfangen, die Leistungen aller Athletinnen anzuerkennen, wird das nicht sofort aufhören. Aber wenn eine breitere Öffentlichkeit das Talent und die Persönlichkeiten der Frauen sieht, vielleicht kann das den Spannungen rund um den allgegenwärtigen Rassismus in unserer Gesellschaft entgegenwirken."

WNBA-Teams fliegen erstmals mit Charterflugzeugen

Immerhin werden die Themen Rassismus und Sexismus in den USA inzwischen breit diskutiert, und auch Taten folgen: Gehälter werden angehoben, Trainingsanlagen und Umzugsräume modernisiert. In dieser Saison fliegen WNBA-Mannschaften zum ersten Mal auf weiten Strecken mit Charterflugzeugen.
Und deshalb appelliert Basketball-Superstar LeBron James auch an die Caitlin-Clark-Kritiker: "Verdreht die Tatsachen nicht. Dank Caitlin Clark werden der WNBA viele gute Sachen passieren. Ich hoffe, sie kann all die Kritik ausschalten, Scheuklappen anlegen und weiter Spaß am Spiel haben."

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Bisher sieht es so aus, als würde das gelingen. Nach jedem Spiel in ausverkauften Hallen bleibt die junge Spielerin positiv und optimistisch: "Die Zuschauer, das Umfeld – das ist toll für den Frauenbasketball. Wir haben Glück, in dieser Atmosphäre zu spielen und danken den Fans, die das möglich machen."