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Basketballspieler Theis
"Einfach viel zuhören"

Die NBA machte in diesem Jahr politische Schlagzeilen: die Spieler streikten, um auf Rassismus aufmerksam zu machen. Politisches Engagement, das auch bei der Präsidentschaftswahl anhält, erzählt der deutsche Spieler Daniel Theis, der die Diskussionen um Aktionen der Spieler unmittelbar miterlebte.

Von Heiko Oldörp |
Daniel Theis kämpft mit einem Gegenspieler um den Ball.
Daniel Theis spielte in der NBA-Bubble (Stephen M. Dowell/imago)
Als Ende August ein weißer Polizist in Wisconsin den Schwarzen Jacob Blake mit sieben Schüssen schwer verletzte, reagierte Nordamerikas Profisport prompt und unmissverständlich. Ligenübergreifend wurde gestreikt.
In Florida rückten Spieler, Trainer und Teambesitzer der Basketball-Liga NBA zusammen, diskutierten und sprachen darüber, was nun zu tun sei, um noch mehr auf Rassismus, soziale Ungerechtigkeit und übertriebene Polizeigewalt aufmerksam zu machen. Mitten drin: Daniel Theis von den Boston Celtics.
"Also für mich ging es erstmal viel darum, als Weißer und Nicht-Amerikaner, einfach viel zuzuhören und aufzusaugen. Einfach nur zu lernen, weil ich mich nicht in die Lage versetzen kann, wie sich ein Afro-Amerikaner in solchen Situationen fühlt."
Viele US-Wähler haben ihre Stimme schon abgegeben - und viele US-Sportler und -Sportlerinnen haben genau dafür Werbung gemacht.
Sport und die US-Wahlen - Zeit, sich einzumischen
Der Wahlkampf hat in den USA weite Teile der Gesellschaft erfasst. Auch der deutsch-US-amerikanische Leichtathlet Amos Bartelsmeyer hat seine Wahlentscheidung öffentlich gemacht. Im Dlf diskutiert er mit dem Journalisten Jürgen Kalwa über die Rolle des Sports bei den US-Wahlen.
Theis hat einige Geschichten gehört, die ihn nachdenklich gemacht haben. So zum Beispiel die seines schwarzen Mitspielers Marcus Smart, der vor der heimischen Arena in Boston von einer weißen Frau mit dem N-Wort beschimpft wurde, als er ihre Kinder darauf aufmerksam gemacht hatte, die Straße doch bitte nur zu überqueren, wenn die Fußgängerampel grün anzeige.
Doch Theis hat bei den Diskussionen in Florida noch etwas Anderes vernommen: "Die Zahl, wie viele NBA-Spieler generell registriert sind, zu wählen, war schockierend. Also, ich glaube, das waren vielleicht 20 Prozent. Da hat es dann auch angefangen, dass man als Sportler ein Vorbild sein möchte. Weil man kann nicht sagen, 'ihr müsst alle wählen gehen' - aber im Endeffekt ist man selbst nicht registriert zum Wählen."
Stolz auf 90 Prozent registrierte Wähler
Der Blick in den Spiegel hat geholfen. So vermeldete Chris Paul, NBA-Profi und zugleich Präsident der Spielergewerkschaft, dass nun mehr als 90 Prozent der Akteure registrierte Wähler seien. Das mache ihn stolz, so Paul. Er und alle Spieler wollen mit ihrer Botschaft weiterhin die Menschen ermutigen, wählen zu gehen.
Die Spieler der New Orleans Pelicans und von Utah Jazz knien während dem Abspielen der Nationalhymne gemeinsam vor einem «Black Lives Matter»-Schriftzug.
Die NBA sendete in der "Bubble" viele Zeichen gegen Rassismus. (dpa-Bildfunk / AP / Ashley Landis)
Für diese Wahl stellen 50 Proficlubs ihre Arenen oder Trainingshallen als Wahllokale zur Verfügung - darunter viele NBA-Klubs. So war es damals in Florida entschieden worden. Zudem hatten alle NBA-Vereine von ihrer Blase aus sofort Kontakt mit den höchsten Politikern ihrer jeweiligen Bundesstaaten aufgenommen, um mit ihnen über notwendige Veränderungen zu reden. In Boston, sagt Theis, werden diese Gespräche weiterhin regelmäßig geführt:
"Wir als Team haben so eine Art Gremium erstellt, wo Leute wie Jaylen [Brown], Marcus Smart, Jason Tatum drin sind und sich wöchentlich auch mit dem Gouverneur, dem Bürgermeister und allen möglichen Leuten hier austauschen."
Um Veränderung ganz oben zu erreichen, betont Theis, müsse man klein anfangen - bei der Wahl des örtlichen Polizeipräsidenten zum Beispiel oder dem Votum der Senatoren. Und dieser Kampf werde, unabhängig vom Ausgang der Präsidentschaftswahl, weitergehen.