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Bauen, sanieren, erweitern

An der Ruhr-Univertsität Bochum sind 40.000 Studierende eingeschrieben. Jetzt kommt der doppelte Abiturjahrgang hinzu. An allen Ecken muss sich die Uni strecken, um die Studenten unter zu bekommen und sich verstärkt auch um Drittmittel kümmern.

Von Kai Rüsberg |
    Unter Hochdruck wird mitten auf dem Campus neu gebaut. Im Osten werden gerade drei Hauptgebäude kernsaniert, weil die Architektur aus den 60er-Jahren sowohl marode ist, als auch voller Giftstoffe steckt, wie Asbest und PCB.

    Im Zentralbereich steht Baudezernent Karl-Heinz Schlosser vor einer weiteren Großbaustelle:

    "Da bauen wir das Studierendenservicezentrum, mit Mitteln aus Hochschulpakt, Krupp-Stiftung und ganz wenig eigenen Mitteln, die wir aus Rücklagen nehmen."

    In das dreistöckige Gebäude, soll in wenigen Monaten die Studierendenverwaltung einziehen. Die alte Uni war für deutlich weniger Studierende geplant, sagt der Baudezernent.

    "Die Zahl der Studierenden wird im Winter erstmals über 40.000 und in den nächsten 2 Jahren weiter steigen. Dieser doppelte Abijahrgang wird ja nicht in einem Jahr nur Zuwachs geben, sondern verteilt sich in der Spitze über zwei bis drei Jahre, sodass wir die Plätze ausbauen werden, jährlich im Schnitt über 1800 neue Plätze."

    Ein Problem, mit dem man nicht nur in Bochum zu kämpfen hat. Schon in den letzten Jahren stieg die Zahl der Studienanfänger in Deutschland von 350.000 auf über 500.000. Ursachen sind die doppelten Abiturklassen, geburtenstarke Jahrgänge oder die Aussetzung der Wehrpflicht.

    Fast alle Hochschulen müssen nun in allen Bereichen nachrüsten. In Köln wurde beispielsweise die Kantine vergrößert und auf schnellere Abrechnung mit Chipkarte umgestellt. Auch Essen vergrößerte die Kantine und modernisierte alle Labore und Computerräume.
    Ein Teil der zusätzlichen Kosten wird aus dem Hochschulpakt des Bundes und der Länder übernommen. Doch in Bochum zwickt es laut Baudezernent Schlosser trotzdem an allen Ecken:

    "Es passt alles nicht mehr: Verwaltungskapazität, Hörsaalkapazität, Essenskapazität und auch die Wohnraumkapazität pa´t nicht mehr. Und was ziemlich schwierig für Bochum ist: Die U-Bahn, die einen Großteil der Studierenden hierhin bringt, ist einfach am Rande der Belastung."

    Die Ruhr -Uni ist daher einfallsreich. Drei Fachbereiche und ein Teil der Verwaltung wurden in angemietete Gebäude in die sieben Kilometer entfernte Innenstadt verlagert, sodass diese Studenten gar nicht anreisen müssen, erklärt der Kanzler der Ruhr -Universität, Gerhard Möller.

    "Wir haben in der Innenstadt zum Beispiel Vorlesungsräume für Juristen angemietet und Büros für Verwaltungsräume verfügbar gemacht. Und wir haben im Bereich der Studentenverwaltung Vorkehrungen getroffen."

    Zusätzlich benötigt die Ruhr-Uni immer mehr Räume für Forschung mit Drittmittelförderung oder ihre Exzellenz-Projekte. Die Forschung wird dabei zwar extern finanziert, die nötige Infrastruktur muss die Uni aber selbst aus der immer kleiner werdenden Grundfinanzierung bezahlen, so Möller.

    "Seit 15-20 Jahren: Mittel, die die Hochschule für ihre Infrastruktur zur Verfügung haben, stagnieren, sind real zurückgegangen. Während Drittmittel und Programmmittel wie die des Hochschulpaktes zwar zunehmend und in wachsendem Maße zur Verfügung stehen, aber einerseits zweckgebunden sind und andererseits nicht dauerhaft zur Verfügung stehen werden. Fluch und Segen treffen zusammen. "

    Projektgebundene Einnahmen machen bereits ein Viertel des Uni-Etats aus - davon stammen in Bochum zehn Prozent von privaten Geldgebern, der Rest von öffentlichen Stiftungen. Bochum war auch bei der Exzellenzinitiative des Wissenschaftsrats mit zwei Projekten erfolgreich, die aber nur wenig zur Gesamtfinanzierung der Hochschule beitragen.

    Auch die Studentenvertretung sieht die ständige Ausweitung der Drittmittelforschung mit gemischten Gefühlen, meint Christian Vollmering vom AStA:

    "Für viele Forscher ist das ein großes Thema ihre Drittmitteleinwerbung sicherzustellen. Wir als Asta, die auch die Einheit von Forschung und Lehre sehen, sagen, das ist ne Aufgabe des Staates. Der Staat muss Bildung und Forschung ausfinanzieren. "

    Die Studierenden sehen auch die Vielzahl von nur befristeten Stellen an den Lehrstühlen und die zu geringe Zahl von Professoren als eine Folge fehlender Grundfinanzierung.