Das Bauhaus komme aus einer langen Bewegung und sei stark geprägt durch den Beginn der Weimarer Republik, sagte Breuer. Es sei eine Reformschule mit explizitem Bekenntnis zu Modernität. Alle Künste sollten miteinander zu einer Einheit der Künste kommen und "eine neue Lebensgestaltung formen". Darüber hinaus wollte man auch neue Schichten erreichen und keine "Privilegienkunst" machen.
Alles neu
Diese Ideen seien stark durch die drei Direktoren des Bauhaus geprägt worden: Allen voran der deutsche Architekt und Gründer des Bauhauses Walter Gropius, aber auch durch seine Nachfolger Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe.
Neben ihnen sei auch die "Identifikation mit dem, was man ausklammerte" wichtig gewesen: der Bezug zur Industrialisierung, so Breuer. Objekte wie die berühmte Bauhaus-Tischleuchte, der Clubsessel "Wassily Chair" oder der Freischwinger, ein hinterbeinloser Stahlrohrstuhl, hätten fast die Wirkung eines Icons bekommen: "das verbindet man mit der Industrieproduktion".
"Die gute Vergangenheit"
Nach dem Nationalsozialismus sei das Bauhaus für einige zu einem Referenzmodell für eine nicht kontaminierte, reine Moderne geworden: "Das Bauhaus war die gute Vergangenheit", meint Breuer.
Einige der Ideen des Bauhaus' seien nach dem Zweiten Weltkrieg auch falsch rezipiert worden. Beispielsweise habe man Konzepte der 20er-Jahre-Architektur nach dem Krieg "in den Städten, die zerstört waren, nicht unbedingt in der schönsten Form verwirklicht". Dies sei aber nicht die Schuld des Bauhauses gewesen, sondern derer, die Bauhaus falsch rezipiert hätten.
Auch die heutige Interpretation des Bauhaus' "in den schicken Villen oder auch in den modernen Möbelklassikern" sei eine sehr starke Reduktion. Einen "Bauhaus-Stil" wie er heute gesehen werde, habe es in dem Sinne nicht gegeben.
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