Fünfzehn Benediktinermönche versammeln sich zum Mittagsgebet im Chor der Abtei Maria Laach, einem Juwel der romanischen Architektur. Imposant füllt ihr Gesang das historische Gemäuer. Die Wallfahrtskirche Maria Laach ist ein beliebtes Ausflugsziel. Ihre Lage am größten See der Vulkaneifel zieht nicht nur Pilger an, sondern auch viele Touristen.
Auch Touristen, die sich für Religion gar nicht interessieren, sondern für modernes Design. Denn hier in der Benediktinerabtei Maria Laach lebt das Bauhaus weiter.
Seit zwölf Jahren ist das Kloster die Heimat von Stephan Oppermann, der in Maria Laach nur Bruder Stephan heißt. Der 32-Jährige verfolgt hier aber nicht nur eine religiöse Mission. Er studiert im nahegelegenen Alfter Bildhauerei und kümmert sich in Maria Laach auch um das Erbe des Bauhauses:
"Herzlich willkommen in unserer Manufaktur. Wir arbeiten zu dritt – das sind Frau Lange und Frau Schönberger. Frau Lange ist Porzellanmalerin aus Meißen. Sie veredelt unsere Keramik mit ihrem feinen Pinselstrich zur höchsten Qualität. Frau Schönberger ist Drehmeisterin, die gerade den Ton zum Drehen formt. Auf der Drehscheibe entsteht jedes einzelne Stück."
Die Manufaktur liegt versteckt in einem Seitentrakt des Klosters. Hier, weit weg von Weimar und Dessau, lebt das Bauhaus weiter. Seit rund elf Jahren werden in der kleinen Werkstatt Keramiken in der Tradition des Bauhauses hergestellt, nach Vorlagen von Theodor Bogler.
Theodor Bogler war Prior in Maria Laach, er leitete das Kloster von 1938 bis 1948. Sein Lebensweg führt Theodor Bogler allerdings nicht direkt ins Kloster. Er macht einen Umweg übers "Bauhaus". In Weimar erlernt Bogler nach abgebrochenem Architekturstudium das Töpferhandwerk.
"Loslösung von der irdischen Vergangenheit"
Es sind die dynamischen 1920er-Jahre. Bogler besucht die Keramische Werkstatt in Dornburg bei Weimar. Dort studiert er vier Jahre lang bei prominenten Lehrern wie dem Bildhauer Gerhard Marcks und dem Töpfermeister Max Krehan, erklärt Benediktinermönch Stephan Oppermann:
"Nach dem Vorkurs bei Johannes Itten ist er bei Max Krehan Keramiker geworden, Meisterprüfung gemacht und dann war schon ganz klar: Er ist nicht derjenige, der auf Akkord neue Formen entwirft, sondern wenige Stücke, aber die sehr wohl durchdacht."
Für das Haus am Horn, das erste Mustergebäude des Bauhauses in Weimar, entwirft Bogler cremefarbene Vorratsbehälter für Mehl, Reis und Zucker sowie Vorratsflaschen. Ihre Farbe passt zur legendären Frankfurter Küche, die damals erfunden wird. Bis heute gilt Bogler als einer der bekanntesten Vertreter der Bauhaus-Keramik. Werner Möller von der Bauhausstiftung Dessau:
"In der Bauhaus-Rezeption wird Bogler in Bezug mit der Weimarer Phase als einer der wichtigsten Keramiker angesehen, neben Margret Friedländer und Otto Lindich. Vor allem diese drei Persönlichkeiten haben sehr, sehr stark, ich sage im Bauhaus-Sinne etwas salopp, die Loslösung der Keramik von ihrer irdischen Vergangenheit oder Lebensform in die Richtung industrieller Produktion angefeuert."
Von der Töpferscheibe zum Serienprodukt. Heute entstehen in der Manufaktur in Maria Laach wieder Boglers farbenfrohe Tassen, Vasen und Teekannen in Handarbeit.
6.000 seiner Entwurfs-Zeichnungen lagern im Archiv des Klosters. Sie alle bestechen durch klare Formen, Funktionalität, schlichte Schönheit und erschwingliche Preise. Neben der Küchengarnitur für das Haus am Horn gehören die sogenannte "Mokka-Maschine" und die "Kombinationsteekanne" zu Boglers bekanntesten Keramiken. Bruder Stephan:
"Die Kanne ist zusammengesetzt aus einem Halbkreis, der gestaucht ist, und einem Zylinder. Das ist natürlich gedreht, das Urstück ist rund. Daran sehen Sie ganz, ganz klassisch, wie so etwas aufgebaut ist: dass man mit geometrischen Formen an einem Gefäß anfängt zu bauen. Und das ist musterexemplarisch - das Werkstück schlechthin. Das Schöne daran ist, dass die Kanne sich in sechs verschiedenen Weisen zusammenbauen lässt. Sie hat so viele Einzelteile, dass sie die so verändern können. Mit wenigen Handgriffen können Sie die Rohstücke produzieren und setzten die eben in unterschiedlichen Weisen zusammen. Deswegen Kombinationsteekanne."
"Im pantheistischen Sinn der Allgemeinheit dienen"
Theodor Boglers Kombinationsteekanne entspricht im Kleinen perfekt der Idee des Baukastensystems, entwickelt von Walter Gropius, dem Gründungsdirektor des Bauhauses.
Vorgefertigte Raumkörper auf der Baustelle nur noch zusammensetzen. Das ist die Idee. Um Zeit und Kosten zu sparen. Die Grundlage für die Massenproduktion. Normierte Fertigteile werden miteinander verbaut.
Werner Möller von der Bauhausstiftung:
"Diese große Mokkakannensache, das war ganz klar eine sehr, sehr konstruktivistische Einstellung gewesen und die natürlich, wenn sie die reine Form sehen, ohne dass ein liturgisches Zeichen oder ein anderes religiöses, politisches oder philosophisches Signet oder Auszeichnung draufkommt, erst einmal per se neutral ist. Und das war dieser große Gedanke eben: für die Massen es zu tun und nicht sich in eine bestimmte Schublade oder in eine bestimmte Ausrichtung zu begeben. Es ging darum, im ganz übergreifenden pantheistischen Sinn der Allgemeinheit zu dienen und die Allgemeinheit zu erreichen."
Theodor Bogler, geboren 1897 in Hofgeismar, ist gut 20 Jahre alt, als er sich entscheidet, ein neues Leben zu beginnen und am Bauhaus zu studieren. Zuvor war Bogler ein hochdekorierter Leutnant im Ersten Weltkrieg. Als er seinen Dienst quittiert, stellt sich 1918 für ihn die Frage, wie er sein Leben künftig gestalten wolle. In seinen Memoiren "Soldat und Mönch" von 1938 schreibt er rückblickend:
"Ich stand vor einem tiefen Graben, über den ich mir selbst, allein, eine Brücke schlagen sollte, die Brücke ins Leben. Mein Vater, durch den Krieg um seinen Beruf gebracht worden, saß selbst mittellos daheim. Eine Zeitlang musste meine Mutter sogar den notwendigen Lebensunterhalt durch Übernahme einer Verkaufsstelle aufbringen. Eine Tat, die ganz ihrer heroischen Art entsprach. Zuerst studierte ich Architektur und Kunstgeschichte. Aber ein unbestimmter Drang, das neue Leben wirklich von Grund auf zu beginnen, erweckte in mir den Gedanken, ein Handwerk zu lernen."
Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ist in Deutschland eine Zeit der Veränderungen. Das Bauhaus mit seinem Willen zur Konzentration und Schlichtheit gibt Bogler die Möglichkeit, sich von bekannten Lebensmustern zu verabschieden und einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen.
"So trat ich in die Töpferwerkstatt des so heiß umstrittenen "Bauhauses Weimar" ein, das damals gerade durch ein glänzendes Programm die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Dort lernte ich, an der Drehscheibe drehen, malen, glasieren, den Ofen beschicken, das Brennholz zurichten, brennen, die Ware versandfertig machen, kurz alles, was zum ordnungsmäßigen Handwerksbetrieb gehört."
"Das Ende einer alten Zeit"
Theodor Bogler will - wie so viele seiner Generation - nicht mehr so leben wie die Eltern. Er ist - so wie Bauhaus-Gründer Walter Gropius - gezeichnet von den Traumata der Schlachtfelder, den Schrecken des Krieges.
Möller: "Man muss das in dieser Zeit aber auch sehen. Es war ja für diese Jugend, die an das Bauhaus gekommen ist, für die Generation der Lehrer, die dort waren, auch das Ende einer alten Zeit. Also mit dem Ersten Weltkrieg, der hoffnungsvoll begonnen worden ist. Auch Walter Gropius - hoffnungsvoll reingezogen sind als Offiziere - und andere haben diesen Schock erlebt, dass ihnen das gesamte gesellschaftliche Fundament entzogen worden ist. Man wusste nicht, wie es mit Deutschland weitergehen würde und hatte überhaupt keine Orientierung. Man kam einfach aus den Gräben der Schlachten heraus und dann in ein verarmtes Land, die Scham des Versailler Vertrages noch im Hinterkopf, und in irgendeiner Weise suchte man Halt und Orientierung."
Halt und Orientierung verspricht schon der Name Bauhaus, der 1919 gewählt wird - und zwar in Anlehnung an eine alte Tradition: Das Bauhaus bezieht sich auf die mittelalterlichen Bauhütten.
Die Bauhütten wiederum hatten sich entwickelt auf dem Weg vom romanischen Kirchenbau hin zum Bau gotischer Kathedralen. Immer mehr unterschiedliche Handwerker wurden gebraucht. Ein komplexes Gebilde für eine komplexe Aufgabe. An die Bauhütte mit ihrem kirchlichen Kern knüpfen die Bauhausdenker vor hundert Jahren an.
Von der Bauhütte zum Bauhaus – diese Entwicklung setzt vor allem der deutsch-amerikanische Maler Lyonel Feininger gestalterisch in Szene. Mit seinem Entwurf einer "Kathedrale der Zukunft" schafft er ein künstlerisches Zeichen zum Aufbruch.
Die "Kathedrale der Zukunft" wird zum Titelholzschnitt des Bauhausprogramms. Die Turmspitze dieser "Kathedrale der Zukunft" symbolisiert die drei Künste: Malerei, Skulptur und Architektur, die sinnbildlich ineinanderfließen.
"Das ganze Volk baute"
Die Kathedrale wird zum Leitmotiv des Bauhauses. Im Mittelpunkt stehen das Leben in Gemeinschaft sowie das gemeinsame Arbeiten an einem Werk. Ziel ist die Abkehr vom Geniekult. Handwerker und Künstler sollen gemeinsam ein Gesamtkunstwerk schaffen. Auf ideale Art und Weise sei das bei den Kathedralen gelungen, findet Walter Gropius. Über die Gotik schreibt er 1919 begeistert:
"Das ganze Volk baute, gestaltete, das war seine vornehmste Arbeit, das Handel treiben war sekundär. So war es in Deutschland in der besten Zeit der Gotik, und so soll es wieder werden."
Immer wieder feierte Gropius die gotische Kathedrale wegen ihrer kühnen Konstruktion, ihrer filigranen Struktur, ihrer geometrischen Grundlage und ihrer Lichtfülle. Er ruft sämtliche Künstler dazu auf mitzuwirken – an der Kathedrale der Zukunft. Gropius wörtlich:
"Das letzte Ziel der Kunst: die schöpferische Konzeption der Zukunftskathedrale, die alles in einer Gestalt sein wird, Architektur und Plastik und Malerei."
Und so findet die junge Avantgarde in Weimar 1919 ausgerechnet in der Gotik und ihrer Baukunst das Symbol schlechthin für einen radikalen Neuanfang. Werner Möller von der Stiftung Bauhaus in Dessau.
Möller: "Es ging ja nicht um die Form der Kathedrale, sondern es ging um diese Idee der Bauhütte, wo verschiedenste Handwerker, Steinmetze, Gestalter, Maler, Holzschnitzer alle zusammenkamen und auch finanziert worden sind von der Gemeinschaft der Stadt, um das gemeinsame Zeichen für ihre Stadt und für ihre Haltung zu bauen. Das war so ein Gedanke - eine neue Zukunft zu suchen - eine neue Zukunft zu finden. Und das ist mit dieser Gedanke: Wie findet man den Weg zur neuen Zukunft, aus dieser nirwana-haften Situation nach dem Ersten Weltkrieg. Diese Suche nach der Zukunft hieß einerseits: Rückblicke. Und andererseits: Blicke nach vorne - und weiter: Öffnung von Räumen. Und daher kommt auch die Ableitung des Namens Bauhaus - die Bauhütte, die mittelalterliche, als das Idealbild dieser Gemeinschaft, die für die Kathedrale über Hunderte von Jahre arbeiten und auf der anderen Seite eben verbunden damit diese Gemeinschaft derjenigen, die dort zusammen leben, wohnen und arbeiten in der Zeit."
"Die Zerrissenheit der Industrialisierung"
Dass die Suche nach Orientierung und einer besseren Lebensqualität nach dem Ende des Ersten Weltkriegs auch bizarre Züge annehmen kann, zeigt sich in der Heilslehre Mazdaznan, einer Mischreligion mit zarathustrischen, christlichen und einigen hinduistischen Elementen. Der Maler und Kunsttheoretiker Johannes Itten hatte sie ans Bauhaus gebracht.
In den ersten Bauhaus-Jahren unterrichtet der kahlgeschorene Itten gerne in Mönchskluft und bezeichnet den menschlichen Körper als einen göttlichen Tempel. Er empfiehlt eine vegane Ernährung, regelmäßige Fastenkuren und die Heilung von Krankheiten durch Kräuter.
Das Bauhaus ist in den Anfangsjahren ein Schmelztiegel der Innovationen und ein Experimentierfeld, nicht nur für neues Bauen. Es bietet auch Raum für religiöse Experimente.
Werner Möller von der Stiftung Bauhaus in Dessau:
"Diese Zugehörigkeit zu solchen religiösen, philosophischen oder sektenähnlichen Gemeinschaften ist die eine Seite. Auch in den Jugendbünden davor gab es diese Sehnsucht nach der Gemeinschaft in einer Zeit, die immer mehr in die Zerrissenheit der Industrialisierung rein gelaufen ist. Aber der andere Weg ist die Armut der Zeit."
Die Armut der Zeit erlebt auch Theodor Bogler, dessen Familie nach dem Krieg nahezu mittellos ist. Ihm, der im Krieg so viel Elend erlebt hat, gefällt die Aufbruchsstimmung und die positive Energie am Bauhaus, aber auch die Konzentration auf das Wesentliche. Er liebt die Töpferwerkstatt, in der er arbeitet: draußen in der Natur, in Dornburg, außerhalb von Weimar.
"Unsere Werkstatt lag weit draußen auf dem Lande in ganz bäuerlicher Umgebung, wir stürmten daher viel in den Wald, lagen auf den Wiesen und badeten nach Herzenslust. Wir hatten ein Stück Land zu bebauen und fühlten uns schon wie eine neue Generation von Siedlern. Kunst, Handwerk, Natur, Technik, Musik, Luft, Licht, Wasser und Baden wiesen auf die natürliche Ganzheit des Lebens hin. Jedes Spezialistentum war uns verpönt."
"Soldat und Mönch"
Theodor Bogler genießt einen hervorragenden Ruf. 1925 wird er kaufmännischer Leiter der Töpferwerkstatt. Aber wie kommt ein derart erfolgreicher Bauhäusler dazu, sich fürs Kloster zu entscheiden?
Die Wende in seinem Leben bringt der plötzliche Tod seiner Ehefrau. Bogler schreibt in "Soldat und Mönch":
"Am Abend, als ich die Nachricht von ihrem Heimgang empfing, fasste ich den Entschluss, in die katholische Kirche einzutreten. Nur dort konnte die letzte unerbittliche Wahrheit liegen, wo sich Menschenschicksale so unmittelbar in das Wiederbegehen des Leidens, Sterbens und Auferstehens eines Gottmenschen hinein verwoben."
Der persönliche Schicksalsschlag bringt Bogler dazu, dem Benediktinerorden beizutreten. Er sucht nach einem Leben in Gemeinschaft, das noch intensiver ist als beim Bauhaus. Er sucht nach einem Gemeinschaftsleben, das ihn, wie er in "Soldat und Mönch" bekennt, an die Militärzeit erinnert:
"Die Notwendigkeit einer straffen Regelung des Gemeinschaftslebens musste ich im Gegenteil von vorneherein bejahen. Ich hatte beim Dienst in der Armee gelernt, dass in der kleinen, oft genug kleinlich erscheinenden Ordnung die gewaltige Macht des deutschen Heeres beruhte; und ich sagte mir, dass es hier wohl ähnlich sei. Die ganze imponierende Erscheinung einer Benediktinerabtei sei gewiss unmöglich, wenn wir Novizen nicht die kleinen, uns auferlegten Pflichten bis zum letzten getreu erfüllten."
Bogler sucht aber nicht nur die Ordnung, sondern nach wie vor auch den Aufbruch. Wichtig wird ihm die "Liturgische Bewegung", die unter Romano Guardini in den Nachkriegsjahren an Bedeutung gewinnt. Denn nicht nur das Bauhaus, auch die Kirche probiert damals Neues.
Guardini, geboren 1885 in Verona, war ein Vordenker der Erneuerung. Er will die Glaubenspraxis verändern. Gottesdienste sollen sich nicht auf passives Zuhören beschränken, sondern die Besucher aktiv beteiligen. Maria Laach ist damals ein wichtiges Zentrum der Liturgischen Bewegung. Bogler zieht am 4. Januar 1927 um - von Weimar in die Vulkaneifel ins Kloster.
Theodor Bogler entscheidet sich zwar fürs Kloster, lässt aber seine Bauhaus-Vergangenheit nicht ganz hinter sich. Er richtet nicht nur die Keramikwerkstätten in Maria Laach ein, er bringt auch Walter Gropius, Marcel Breuer und andere Bauhaus-Kollegen dazu, für das Kloster einen Gebäudetrakt zu entwerfen.
"Beim Bauhaus ist kein Platz für Ablenkung"
Wer heute als Gast zur Einkehr nach Maria Laach kommt, übernachtet in einem Bauhaus-Gesamtkunstwerk: von der Türklinke übers Treppengeländer bis hin zum Deckenlicht - alles Bauhaus.
Oppermann: "Dieser Teil ist von 1931, ist von Martin Weber, Marcel Breuer und Walter Gropius geplant und gebaut. Das ist so der Bauhaus-Bau, den wir hier in Maria Laach haben, sieht man ja schon sehr schön an den Fenstergliederungen. Da sind noch alles original Fenster. Sogar die Gardinen sind festgeschrieben oder festgelegt, wodurch sich das Karo aus den Fenstern in den Gardinen wiederholt."
2019 war das Jahr des Bauhausjubiläums. Das Programm zum 100-jährigen Geburtstag war üppig und vielfältig. Auch die Berichterstattung in den Medien. Viele bekannte und unbekannte Aspekte der berühmten Gestaltungsschule wurden beleuchtet. Doch "Religion und Bauhaus" – das spielte kaum eine Rolle. Das Kloster Maria Laach mit seiner besonderen Geschichte ist durchs Kultur-Raster gefallen.
Stephan Oppermann hat deshalb im Jubiläumsjahr auf eigene Faust eine Ausstellung kuratiert, die Theodor Bogler in den Mittelpunkt stellt und mit 500 Objekten bis zum 20. Februar den Keramiker und seinen Kollegen Otto Lindig feiert. Gewürdigt werden soll das Leben eines Keramikers und Mönches, der immer wieder aufgebrochen ist und neu angefangen hat.
Gut 50 Jahre nach dem Tod des einstigen Priors Theodor Bogler studiert der junge Benediktiner Stephan Oppermann Bildhauerei und bewahrt das Erbe Boglers im Kloster. Und entwickelt es weiter. Der junge Benediktiner-Bruder glaubt auch heute noch an die Ideale des Bauhauses von damals. Denn er sieht im Leben des Mönches eine Analogie zu den Ideen der berühmten Gestaltungsschule. Auch im 21. Jahrhundert, auch im Alltag des jungen Ordensmannes begegnen sich: Bauhaus und Kloster.
Oppermann: "Meine Zelle könnte ich in 15 Minuten verlassen und dann ist sie leer. Und das ist schon was Besonderes, dass man den Mut hat, vieles, vieles wegzulassen, was man nicht wirklich braucht. Es gibt viele Dinge, die machen das Leben schön. Es gibt viele Dinge, die machen das Leben auch interessant. Aber beim Bauhaus ist kein Platz für Ablenkung. Und in unserem Leben geht es fast immer um die wesentlichen Dinge, und die werden dann ganz gerne mit anderen Teilen verdeckt."