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Bauingenieurinnen
Mit Leidenschaft und dickem Fell

Bauingenieurinnen sind in ihrem Berufsfeld noch die Ausnahme. Schüchtern sollten sie nicht sein, denn gerade auf Baustellen kann der Ton schon mal ziemlich rau sein. Die Universität Duisburg-Essen kennt das Problem und will die Studentinnen auf ihren Job vorbereiten.

Von Hilde Braun |
    Bochum Westkreuz, Großbaustelle an der A40 im Ruhrgebiet. Ein Bagger hebt Erde aus, hier entsteht ein komplett neues Autobahnkreuz. Mittendrin steht Eva-Maria, Knapp, Studentin im 5. Semester, Bauingenieurwesen. Unter ihren Füßen ist Matsch und Geröll:
    "Richtig aufregend, ich fühle mich hier richtig heimisch, ich bin ja auf einer Baustelle aufgewachsen. Meine Eltern haben ein Haus gebaut, da wurde eine ganze Siedlung um genau zu sein gebaut, und deswegen fühl ich mich auf der Baustelle auch richtig heimisch".
    Sie will nach ihrem Abschluss Bauleiterin im Hochbau werden. Jetzt nimmt sie teil an dem Projekt Chance MINT NRW und ist auf Exkursion am Bochumer Westkreuz. Sie liebt es draußen zu sein, ist froh praktische Erfahrungen zu sammeln und die Theorie des Hörsaals für eine Weile hinter sich zu lassen:
    Auf jeden Fall sehr interessant, weil man sehr, sehr viel mehr Facetten dieses Berufes kennengelernt hat, da gibt es Wasserbau, Hochbau, Tiefbau, Sanierung und ganz viele Möglichkeiten."
    Eva-Maria Knapp ist eine von 18 Studentinnen, die an dem Projekt teilnimmt. Die Exkursion zum Bochumer Westkreuz und anderen Unternehmen in der Region ist Teil davon. Im April macht sie in einem Unternehmen ein Intensivpraktikum, bei dem ein konkretes Projekt betreut wird. Außerdem bekommt sie an der Hochschule verschiedene Trainings wie Rhetorik oder Selbstpräsentation. Wichtig für weibliche Führungskräfte in männerdominierten Jobs, weiß Beatrix Holzer. Projektleiterin von Chance MINT NRW, die die Workshops betreut:
    "Aber auch was ganz Spezielles, wir machen ein Training zur Erfolgsstrategien für Frauen im Ingenieurberuf, also gehen genau auf dieses Thematik Frauen in Männer dominierten Arbeitsfeldern ein, also wie lerne ich mit Rollenklischees umzugehen und lerne mich durchzusetzen."
    Frauen sind zwar keine Exoten mehr in ingenieurwissenschaftlichen Fächern, aber ihr Anteil ist immer noch relativ gering, zwischen 15 und 35 Prozent - je nach Fach. Und: Viele brechen ab oder wechseln das Studium. Da will Chance MINT NRW gegensteuern. Hintergrund ist auch der Fachkräftemangel im Ingenieurberuf. Die Chancen auf einen späteren Job stehen also gut aus für die Studentinnen.
    Selbstbewusstsein und Durchhaltevermögen
    "Man weiß, Frauen, die diesen Bereich studiert haben, haben exzellente Noten, diese fachliche Kompetenz muss gepaart sei, mit Selbstbewusstsein und Durchhaltevermögen und vielleicht auch einem dicken Fell."
    Rolf Witte ist Bauleiter von Straßen NRW am Bochumer Westkreuz und plaudert ein bisschen aus dem Nähkästchen. An seiner Baustelle sind alle Kollegen Männer. Aber als Frau sollte man sozusagen seinen Mann stehen und darf sich nicht einschüchtern lassen:
    "Laut werden, mal auf den Tisch hauen und dann die richtigen Entscheidungen treffen, das ist eigentlich das A und O."
    Was auf dem Bau die Ausnahme ist, ist in den Planungsbüros inzwischen schon ganz normal: Hier arbeiten auch Bauingenieurinnen.
    "Wenn man in den Büros ist, wird man eine ganz andere Quote von Bauingenieurinnen haben, 30 Prozent, das ist eben ein Büro, da wird die Planung gemacht, die Ausschreibung gemacht, da herrscht ein anderes Klima."
    Die angehende Bauingenieurin Eva-Maria Knapp lässt sich von rauem Tonfall oder einem Arbeitsplatz im Baucontainer nicht abschrecken. Im Gegenteil - sie sieht ihre Zukunft als Herausforderung. Kontakte zu Frauen, die bereits im Beruf stehen, helfen ihr dabei:
    "Ich kenne schon eine fertige Bauleiterin, einerseits muss sie mit einigen Leuten diskutieren, einige bestimmte Bauarbeiter da muss sie halt mehrmals ansetzen bis sie da dann durch kommt. Aber letztendlich findet sie es ist ein richtig interessanter Beruf und dadurch dass sie eine Frau ist, ist es umso interessanter sich nach und nach durchsetzen zu können."
    Trainings wie Chance MINT NRW soll es bald auch in anderen Bundesländern geben. Dann wird es für die Frauen noch einfacher ihren Traumjob zu realisieren.
    "Der Traumjob wäre Bauleitung im Hochbau."