"Die Aufgabe eines solchen Sicherungsschiffes ist eben ein Windparkcluster, also mehrere zusammenhängende Windparks abzusichern, sowohl gegen äußere als auch gegen innere Schwierigkeiten oder Ereignisse."
Carsten Wibel leitet bei der Bugsier-, Reederei- und Bergungsgesellschaft das Projekt OW-ERRV. Hinter dem sperrigen Kürzel verbirgt sich das Offshore Wind Farm Emergency Rescue and Response Vessel, also ein Spezialschiff zur Sicherung von Windparks, das die Hamburger Reederei zurzeit entwickelt.
"Wenn Sie sich vorstellen, in einem Windpark mit 80 Windenergieanlagen haben sie 80 kleine Kraftwerke mit fünf oder sechs Megawatt verteilt. Das heißt also, anstelle von einem großen Kraftwerk haben sie 80 kleine Kraftwerke. Diese 80 Kraftwerke werden Ihnen nicht weniger Arbeit machen als ein großes, sondern Sie werden entsprechende Arbeiten an vielen kleinen machen müssen. Insofern gehen wir davon aus, dass in einem Offshore Windpark, der betrieben wird mit 80 Anlagen etwa ständig 30 Leute mindestens da draußen am arbeiten sind um die Anlagen in Betrieb zu halten. Dazu kommen aber noch diejenigen, die zum Beispiel dort sind, um die entsprechenden Wohnplattformen, um die entsprechenden Energieübertragungsplattformen selbst in Betrieb zu halten, also wir gehen davon aus so etwa in der Größenordnung 40 bis 45 Menschen."
Anders als auf einer Öl- oder Gasplattform im Meer, sind diese Arbeiter im Windpark nicht an einem Punkt versammelt, sondern in einem weiten Gebiet verteilt. Verunglückt einer von ihnen, können sie sich gegenseitig kaum helfen. Und auch wenn ein Feuer ausbricht, Diesel aus einem der Tanks leckt oder ein manövrierunfähiges Schiff in den Windpark driftet, muss Hilfe schnell vor Ort sein.
Kabel auf dem Meeresboden besonders schutzbedürftig
"Das Offshore Windfarm Emergency Rescue and Response Vessel ist ein Schiff, etwa 70 bis 75 Meter lang. Entscheidend ist, dass wir ein Schiff haben, was auf dem Vorschiff eine Hubschrauberlandefläche hat. Das unterscheidet es von allen anderen Fahrzeugen die da sind, eine Hubschrauberlandefläche, die uns ermöglicht, entsprechende Spezialkräfte für besondere Ereignisse an Bord zu bringen und dort abzusetzen. Und dieses Schiff ist besonders schnell, insbesondere bei schwerem Wetter, und dieses Schiff hat eine entsprechende Schleppleistung, um zum Beispiel ein in den Windpark treibendes Schiff oder vor Anker treibendes Schiff was, die Kabel bedroht, entsprechend abzusichern."
Denn herumtreibende Schiffsanker können die am Meeresboden verlegten Stromkabel aufreißen und beschädigen. Gebaut ist das Sicherungsschiff noch nicht. Carsten Wibel aber hat schon viele Interessenten. Denn gerade die Kabel sind von enormer wirtschaftlicher Bedeutung für die Windparks. Ein Schiff, das sie schützt, kann den Betreibern sehr viel Geld sparen.
"Und wenn Sie in der deutschen Bucht gucken zum Beispiel zwischen dem Cluster BorWin, was draußen ist und dem etwas küstennäheren DolWin Cluster wird ab Ende des Jahres pro Tag für etwa 800.000 Euro Strom übertragen, pro Tag. Und von DolWin kommen noch einmal 800.000 dazu. Das heißt von DolWin ans Land wird pro Tag für 1,6 Mio Euro Strom übertragen. Und da müssen Sie sichern.
Sobald sich ein Windparkbetreiber gefunden hat, der das Sicherungsschiff für mindestens 5 Jahre chartern möchte, wollen Carsten Wibel und seine Kollegen mit dem Bau beginnen.