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Bausteine des Lebens auf Komet Tschuri
Was ROSINA gepickt hat

In den Kometen Tschurjumow-Gerasimenko zu beißen, wäre wohl nicht nur ein eisiges, sondern auch durchaus süßes Vergnügen. Denn ein Instrument an Bord der Raumsonde Rosetta hat nun Glycin im Kometen entdeckt - und diese einfachste aller Aminosäuren schmeckt süß.

Von Dirk Lorenzen |
    Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko aus der Nähe
    Der Komet Tschurjumow-Gerasimenko enthält auch Stoffe, die für die Entstehung von Leben wichtig sind (ESA)
    Die Messung gelang mit dem ROSINA-Instrument, dessen wissenschaftliche Leiterin Kathrin Altwegg von der Universität Bern ist. Mit ihm lassen sich die chemische Zusammensetzung des Gases um den Kometen herum bestimmen, sowie Temperatur und Geschwindigkeit der Gasmoleküle. ROSINA fliegt mit Rosetta durch die Koma, die Gashülle des Kometen.
    Immer wenn der Staubgehalt der Koma anstieg, gab es auch mehr Glycin. Vermutlich wird die Aminosäure aus dem Eismantel der Kometenstaubteilchen freigesetzt, wenn sich das Material im Sonnenschein erwärmt.
    Die Entdeckung von Glycin gilt als sehr bedeutsam, denn dieses Molekül ist einer der Grundstoffe für Leben. Es ist oft Bestandteil von Proteinen.
    ROSINA hat zudem Phosphor gefunden. Auch dieses Element spielt für unser Leben eine große Rolle: Es kommt im menschlichen Erbgut vor.
    Die Raumsonde Rosetta im Weltraum (Zeichnung)
    Die Raumsonde Rosetta im Weltraum (Zeichnung) (ESA/Carreau)
    Die Entdeckungen der Schweizer Gruppe zeigen, dass Kometen, die in der Frühzeit des Sonnensystems massenhaft auf die Erde gestürzt sind, die Rohstoffe für das Leben angeliefert haben könnten. In der Urwolke, aus der sich Sonne, Planeten und Kometen gebildet haben, waren jedenfalls schon etliche Zutaten vorhanden, denen wir unsere Existenz verdanken.
    Bevor sich Komet Tschuri der Sonne genähert hat, waren sie viereinhalb Milliarden Jahre lang tiefgefroren - doch nun hat sich ROSINA die süßen Lebensmoleküle herausgepickt.