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Baustelle Oper Köln
Kultureller Kabelsalat

In der Kölner Oper und dem Schauspiel sollte eigentlich schon seit einigen Monaten wieder gespielt werden. Doch die Eröffnung wurde auf unbestimmte Zeit verschoben - auch die Sanierungskosten haben sich verdoppelt. Rund um das große Chaos auf der Baustelle gibt es im Opernhaus allerdings auch einige Lichtblicke.

Von Philine Sauvageot |
    Die Sanierung der Kölner Oper und des Schauspielhauses dauert länger als geplant - hier ein Bagger auf der Baustelle.
    Die Sanierung der Kölner Oper und des Schauspielhauses dauert länger als geplant. (imago / JOKER)
    "Versuchen Sie mal die Leiter herunterzuklettern zu dem Filter. Das macht Freude. Weil da dürfen sie eigentlich nicht größer als ein Meter sein. Ich hab das selber mal gemacht. Also mit einem Helm geht es. Man verrenkt sich allerdings dabei."
    Bernd Streitberger ist seit Mai der neue technische Betriebsleiter für die Kölner Oper und das Schauspielhaus. Bei einer Besichtigung der großen Baustelle zeigt er den geladenen Medienvertretern die – wie er sie nennt – Kuriositäten, die erheblichen Schäden und Schwachstellen in diesem gigantischen Ensemble, das brutto 51.000 Quadratmeter Grundfläche umfasst, rund 2.300 Räume.
    "Wenn Sie reingehen in den Schacht, werden Sie sehen: Der Schacht ist komplett gefüllt mit Lüftungsanlagen. Alles was sie jetzt hier an Kabel sehen, muss aber noch durch diesen Schacht nach oben geführt werden. Wie das gehen soll, kann ich Ihnen im Augenblick nicht beantworten."
    Das wesentliche Problem sind Kabelbündel, die brandschutztechnisch heikel verlegt und nicht verdeckt wurden. Wasserleitungen liegen über Stromleitungen. Insgesamt wurde deutlich zu eng gebaut. Nur Liliputaner könnten hier arbeiten, meint Streitberger. Ungefähr drei Monate ist er nun im Amt. Erst heute, an seinem 100. Arbeitstag, versucht er für Transparenz zu sorgen. Noch macht er sich mit seinen 14 Mitarbeitern ein Bild über den Zustand der Baustelle. Bestandsaufnahme nennt er das. Erst danach wird weiter gebaut.
    Wer trägt die Verantwortung?
    "Also der Versuch muss sein, möglichst viel von dem, was da ist, entweder zu übernehmen, weil es fehlerfrei ist und weil es funktioniert, oder so umzubauen, dass man es noch verwenden kann. Es wird aber ohne Zweifel so sein, dass wir Teile auch komplett rausbauen müssen, entsorgen müssen und komplett neu einbauen müssen."
    Wer kommt für die Schäden auf? "Daran arbeiten wir" – so Streitberger. 250.000 Dokumente müsse er durcharbeiten. Die letzte Baufirma habe sich auf die freigegebene Planung verlassen und dann einfach ausgeführt.
    "Es ging nicht darum, dass man nicht rechtzeitig fertig geworden ist und dass man noch ein halbes Jahr länger braucht, um es fertig zu machen. Nein, es geht darum, dass an entscheidender Stelle die Dinge völlig aus dem Ruder gelaufen sind und völlig aus dem Tritt gekommen sind."
    Es gibt aber auch Lichtblicke – im Opernhaus.
    "Wenn es auch nicht so aussieht, es ist weitgehend fertig. Die Oberflächen sind fertig, die Logen auch. Also ganz signifikanter Raum, der ja auch tausendfach abgebildet worden ist. Und für viele eigentlich auch das Synonym eines Opernhauses."
    Neue Elektronik im Opernhaus
    Statt der zwei Nebenbühnen hat das Opernhaus nun drei, plus Drehbühne. Dem Architekten Wilhelm Riphahn getreu sollen Decke und Teppich wieder blau sein.
    "Sie müssen wissen: Die Bühnen haben noch bis zu ihrem Auszug 2011 hier das gesamte Bühnengeschehen händisch, mechanisch gemacht. Das Ganze ist also jetzt elektrifiziert."
    Ein weiterer Lichtblick: das provisorische Kleine Haus. Mindestens ein Jahr lang sollen hier von Donnerstag bis Sonntag junge Schauspieler auf der Bühne stehen. Streitbergers Aufgabe jetzt lautet also Schadensbegrenzung. Wann der Opernkomplex fertig gestellt sein wird – und für welchen Betrag – das möchte der Bauleiter erst im Mai, spätestens Juni 2017 verkünden. Bis dahin findet er neue Wege in einem schon historisch begrenzten Raum. Aber das Warten sind die Kölner ja gewohnt.