Am Ende einer weitestgehend sachlichen Mitgliederversammlung des FC Bayern München sorgte Ex-Präsident Uli Hoeneß doch noch für einen Aufreger. Mitglied Michael Ott, der zuvor das Sponsoring des FC Bayern durch Katar kritisierte, rief er hinterher: "Das ist der Fußballclub Bayern München und nicht die Generalversammlung von Amnesty International". Katar steht aufgrund von Menschenrechtsverletzungen in der Kritik, sponsert den FC Bayern aber über die staatliche Fluglinie "Qatar Airways".
"Das zeigt mir, dass der Zeitpunkt, zu dem Uli Hoeneß aufgehört hat, mindestens der Richtige war, weil er einfach ein wenig aus der Zeit gefallen wirkt", sagte Thomas Jaud, Bayern-Mitglied und Sprecher des Fanclubs "Triple Winners", im Deutschlandfunk. "Er kennt die Diskussion nicht. Bei Uli Hoeneß hat man ein bisschen das Gefühl, der Club ist er und die Mitglieder sind dazu da, ihn zu beweihräuchern und zu beklatschen. Aber die Mitglieder-Rechte und die Diskussion scheint mir, sind ihm fern."
Insgesamt sei es deshalb gut, dass mittlerweile andere im Verein das Sagen hätten. So habe die Versammlung gezeigt, dass das Katar-Sponsoring "nicht mehr so ganz in Stein gemeißelt scheint."
Hainer "wollte sich diplomatisch verhalten"
Der aktuelle Bayern-Präsident Herbert Hainer vermied auf Otts Nachfrage eine klare Aussage, ob der Vertrag mit "Qatar Airways" verlängert werden würde oder nicht. "Da die Entscheidung hauptsächlich beim Vorstand gefällt wird, wollte er den Findungsprozess oder die Diskussion nicht durch ein Statement vorbelasten", vermutet Jaud. "Und er ist ja Profi und wollte sich da natürlich auch sehr diplomatisch verhalten, denke ich."
Ob der Vertrag verlängert wird, sei für Jaud "schwierig zu sagen. Ich hoffe, dass der Gegenwind auch über die WM hinaus anhält, weil die Entscheidung wohl erst nach der WM ansteht. Ich hoffe, dass die Stimmen sich durchsetzen, die von einer Partnerschaft abraten."
Generell sei der FC Bayern unter Herbert Hainer kritikfähiger geworden, so Jaud. "Die Jahreshauptversammlung hat gezeigt, dass sich was geändert hat. Man sieht es an den zugelassenen Wortmeldungen, die nicht zeitlich begrenzt wurden", sagte er. Der FC Bayern habe erkannt, "dass der Dialog wichtig ist. Das haben die letzten elf Monate gezeigt."