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Bayers Monsanto-Kaufpläne
"Glyphosat ist nicht von zentralem Interesse"

Was hieße es für die geplante Fusion von Bayer und Monsanto, wenn der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat bald keine Zulassung in der EU mehr hätte? Das wäre kein Dealbreaker, sagte der Analyst Thomas Schießle im Dlf. Denn eigentlich interessierten Bayer an Monsanto ganz andere Dinge als Glyphosat.

Thomas Schießle im Gespräch mit Ursula Mense |
    Ein Schmetterling sitzt auf einer Blume vor einer Plastikflasche mit der Aufschrift "Roundup".
    Die EU-Zulassung für das Herbizid Glyphosat (Handelsname Roundup) läuft im Dezember aus. Ob und wie es für das Mittel des US-Herstellers Monsanto danach weitergeht, ist noch nicht klar (imago / Steinach)
    Ursula Mense: Auch ohne eindeutiges Votum der EU heute kann man aber heute wohl sagen: Glyphosat ist angezählt. Sehr lange wird das unter dem Markennamen Roundup bekannte Mittel nicht mehr auf dem europäischen Markt sein. Was bedeutet das eigentlich für den Hersteller Monsanto bzw. für den Bayer-Konzern, der Monsanto ja kaufen will?
    Darüber habe ich mit Thomas Schießle von Equitiy Research gesprochen, einer Firma für Wertpapieranalyse. Ihn habe ich gefragt, ob ein mögliches Glyphosat-Verbot die Pläne des Bayer Konzern durchkreuzen könnte?
    Thomas Schießle: Das wird kein Dealbreaker sein, denn Glyphosat ist nicht von zentralem Interesse für Bayer.
    Bayer wolle nicht Glyphosat, sondern Monsantos Forschung
    Mense: Bayer kauft Monsanto nicht wegen Roundup.
    Schießle: Es kauft Monsanto nicht ausschließlich und vordringlich wegen Roundup, sondern wegen der Forschungsaktivitäten der Amerikaner und den Technologien, die Monsanto-Forscher vorangebracht haben.
    Mense: Das heißt, strategisch gesehen waren da andere Überlegungen entscheidend im Vorhinein für Bayer, und wenn jetzt tatsächlich irgendwann Glyphosat verboten werden sollte, kommt Bayer damit klar?
    Schießle: Das werden sie wohl. Das ist zu meine gegenwärtige Einschätzung. Schließlich will man mit dem Zusammenschluss Nummer Eins in der Agrarchemie-Welt werden, und das heißt, dass man insbesondere bei den großen Absatzgebieten, nämlich Nord- und Südamerika dazukaufen will, und das gelingt mit Monsanto. Dort in den Regionen wird durch den neuen Zusammenschluss eine ganz andere Marktmacht entstehen für Bayer, und das ist von großer Bedeutung. Der europäische Agrarmarkt wird an Bedeutung somit verlieren. Europa hat ungefähr fünf Milliarden in dem Geschäft, Nord- und Südamerika hat ungefähr 12, 13 Milliarden.
    "Es wird in Zukunft resistentere Pflanzen geben"
    Mense: Sie haben eben gesagt, Bayer kauft Monsanto auch wegen dessen großer Forschungseinrichtungen, ihrer Labore. Das heißt, wird da unter Umständen auch schon nach einem Nachfolgeprodukt gesucht, und könnte das sogar von Vorteil sein?
    Schießle: Davon ist auszugehen, dass geforscht wird, und es wird vor allen Dingen in Zukunft Produkte an den Markt kommen, die weniger Unkraut- und Schädlingsbekämpfung zu ihrem Ziel haben, als dass in Zukunft Pflanzen kreiert werden und Pflanzen gestärkt werden, die wegen Unkräuter und widriger Umweltbedingungen resistenter sind. Das heißt, wenn man so will, wird nicht erst gewartet, bis der Schädling die Pflanze befällt, sondern es wird in Zukunft Pflanzen geben, die resistenter sind gegen solche schädlichen Einflüsse.
    Mense: Das bedeutet aber Forschungsaufgaben von mehreren Jahren. Damit wäre ja jetzt keine kurzfristige Lösung gegeben.
    Schießle: Das ist wahr, ja.
    Drohender Entzug der Zulassung beflügelt Forschung
    Mense: Könnte man umgekehrt vielleicht sogar sagen, dass Bayer und in dem Fall ja dann auch BASF vielleicht sogar im Hinblick auf eigene Mittel profitieren, wenn die Zulassung für Glyphosat jetzt doch vielleicht sogar gar nicht verlängert wird oder nur noch für einige Jahre?
    Schießle: Zumindest wird durch die Beendigung der Zulassung der technische Fortschritt in diesem Bereich, nämlich im Pflanzenschutz, sicherlich eher beflügelt. Das heißt, es müssen neue Produkte, die dann nicht mehr zugelassenen Produkte ersetzen, und damit wird der Entwicklungsfortschritt sicherlich beflügelt, will heißen, alle die, die forschen und entwickeln, haben da grundsätzlich erst mal die Nase vorn, während alle die, die auf alte Produkte setzen, typischerweise dann das Nachsehen haben.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.