Richard Wagners Musikdramen sind bekanntlich eine einzige Weltrettungsaktion. Brünhilde bringt den Kosmos wieder ins Gleichgewicht, Hans Sachs versöhnt die Nürnberger, Parsifal erlöst die Gralsritter, Senta rettet den Holländer, Elisabeth den Tannhäuser.
Und Christian Thielemann die Bayreuther Festspiele.
Wenn es knirscht im Gebälk, dann ist Thielemann die feste Burg. Nach dem musikalischen Desaster des neuen "Tannhäuser" im letzten Jahr unter dem Dirigat von Thomas Hengelbrock ist in diesem Jahr Thielemann eingesprungen.
Hengelbrocks Klangbrandung war gegen den Grabendeich nicht angekommen und wie Gischt zerschäumt. Und so hatte er das Zepter geworfen. Thielemann dagegen gelang es wie immer, das Haus mit vielgestaltigen und vielfarbigen Tonmassen zu fluten. Mitunter hatte man sogar den Eindruck, er wolle nach der Tannhäuser-Enttäuschen 2011 jetzt besonders deutlich machen, was rhetorisch alles in dieser Partitur steckt.
Auch zwei Hauptrollen waren nach schwachen Leistungen ausgewechselt worden, die Titelpartie sang in diesem Jahr Torsten Kerl, klar, schlank, wenn auch etwas gepresst und kehlig. Die Venus - Michelle Breedt, leidenschaftlich, dunkel. Zusammen mit dem eindrucksvollen Chor haben die Veränderungen diese Produktion deutlich verbessert. Szenisch hat auch Regisseur Sebastian Baumgarten nachgearbeitet. Schauspielerischen Witz etwa ließ er ins Spiel einfließen, um die konzeptuelle Überfrachtung des Stücks durch Joep van Lieshouts Biogas-Installation etwas zu kompensieren.
Der innere Widerspruch der Inszenierung, der Hauptgrund für ihr Scheitern, wird damit aber nicht beseitigt: einerseits ein sich selbst erhaltendes Hightec-System, in dem aufbereiteter menschlicher Abfall den Menschen ernährt, andererseits der Antagonismus von Archaik und Kultur in Wagners Komposition. Baumgartens Tannhäuser-Deutung lässt sich zu wenig auf Wagner ein. Sie redet selbst zu viel und kaum mit dem Stück.
Auch den neuen "Holländer" machten Thielemann und das geniale Festspielorchester zum Ereignis. Wagners Suche nach dem Wagnerklang ließen sie lebendig werden. Auch, wenn Jan Philipp Glogers szenische Vergegenwärtigung in die globale Geschäftswelt von heute großenteils etwas brav und bieder wirkte.
Nach der szenischen Enttäuschung von Baumgartens "Tannhäuser" war der "Holländer" nun die zweite problematische Produktion. Die Idee der Festspielleitung ist durchaus nachvollziehbar: Nach den Wagnissen mit Hans Neuenfels' "Lohengrin" und Baumgartens "Tannhäuser" sollte vor dem Ring-Abenteuer zum 200. Wagner-Jubliäum 2013 mit Frank Castorf in diesem Sommer ein solider junger Analytiker wie Gloger eine Atempause verschaffen. Leider ist die Luft mit ihm zu dünn geworden.
Klaus Florian Vogt glänzte wieder einmal als Lohengrin. Auch, wenn Annette Dasch als Elsa nach wie vor in seinem Schatten steht, so hat sie an stimmlicher wie szenischer Präsenz gewonnen. Dasch und Vogt sind ein Traumpaar, traumhaft sicher geführt von Hans Neuenfels, dass sich die aseptisch kühle Laborbühne in einen intensiven Gefühlsraum verwandelt.
Daran wirkte Andris Nelsons als Dirigent maßgeblich mit. Wie Thielemann kann Nelsons auf der Klaviatur der Bayreuther Akustik spielen.
All das bleibt Bayreuth für die nächsten Jahre erhalten. Verabschieden muss man sich von Christoph Marthalers als psychotischen Verfallsprozess schmerzhaft und subtil gedeuteten "Tristan". Dirigiert vom grundsoliden Peter Schneider. Verabschieden muss man sich auch vom Jahrhundert-"Parsifal" des Stefan Herheim. Glücklicherweise wird seine Bildersymphonie deutscher Geschichte am 11. August im Fernsehen und Kino noch einmal live übertragen und dann auf DVD gebannt. Bayreuth-Debütant Philippe Jordan dirigiert. Wie jetzt in diesen Minuten auf dem Hügel, der grünt, trotz mancher Unkenrufe.
Und Christian Thielemann die Bayreuther Festspiele.
Wenn es knirscht im Gebälk, dann ist Thielemann die feste Burg. Nach dem musikalischen Desaster des neuen "Tannhäuser" im letzten Jahr unter dem Dirigat von Thomas Hengelbrock ist in diesem Jahr Thielemann eingesprungen.
Hengelbrocks Klangbrandung war gegen den Grabendeich nicht angekommen und wie Gischt zerschäumt. Und so hatte er das Zepter geworfen. Thielemann dagegen gelang es wie immer, das Haus mit vielgestaltigen und vielfarbigen Tonmassen zu fluten. Mitunter hatte man sogar den Eindruck, er wolle nach der Tannhäuser-Enttäuschen 2011 jetzt besonders deutlich machen, was rhetorisch alles in dieser Partitur steckt.
Auch zwei Hauptrollen waren nach schwachen Leistungen ausgewechselt worden, die Titelpartie sang in diesem Jahr Torsten Kerl, klar, schlank, wenn auch etwas gepresst und kehlig. Die Venus - Michelle Breedt, leidenschaftlich, dunkel. Zusammen mit dem eindrucksvollen Chor haben die Veränderungen diese Produktion deutlich verbessert. Szenisch hat auch Regisseur Sebastian Baumgarten nachgearbeitet. Schauspielerischen Witz etwa ließ er ins Spiel einfließen, um die konzeptuelle Überfrachtung des Stücks durch Joep van Lieshouts Biogas-Installation etwas zu kompensieren.
Der innere Widerspruch der Inszenierung, der Hauptgrund für ihr Scheitern, wird damit aber nicht beseitigt: einerseits ein sich selbst erhaltendes Hightec-System, in dem aufbereiteter menschlicher Abfall den Menschen ernährt, andererseits der Antagonismus von Archaik und Kultur in Wagners Komposition. Baumgartens Tannhäuser-Deutung lässt sich zu wenig auf Wagner ein. Sie redet selbst zu viel und kaum mit dem Stück.
Auch den neuen "Holländer" machten Thielemann und das geniale Festspielorchester zum Ereignis. Wagners Suche nach dem Wagnerklang ließen sie lebendig werden. Auch, wenn Jan Philipp Glogers szenische Vergegenwärtigung in die globale Geschäftswelt von heute großenteils etwas brav und bieder wirkte.
Nach der szenischen Enttäuschung von Baumgartens "Tannhäuser" war der "Holländer" nun die zweite problematische Produktion. Die Idee der Festspielleitung ist durchaus nachvollziehbar: Nach den Wagnissen mit Hans Neuenfels' "Lohengrin" und Baumgartens "Tannhäuser" sollte vor dem Ring-Abenteuer zum 200. Wagner-Jubliäum 2013 mit Frank Castorf in diesem Sommer ein solider junger Analytiker wie Gloger eine Atempause verschaffen. Leider ist die Luft mit ihm zu dünn geworden.
Klaus Florian Vogt glänzte wieder einmal als Lohengrin. Auch, wenn Annette Dasch als Elsa nach wie vor in seinem Schatten steht, so hat sie an stimmlicher wie szenischer Präsenz gewonnen. Dasch und Vogt sind ein Traumpaar, traumhaft sicher geführt von Hans Neuenfels, dass sich die aseptisch kühle Laborbühne in einen intensiven Gefühlsraum verwandelt.
Daran wirkte Andris Nelsons als Dirigent maßgeblich mit. Wie Thielemann kann Nelsons auf der Klaviatur der Bayreuther Akustik spielen.
All das bleibt Bayreuth für die nächsten Jahre erhalten. Verabschieden muss man sich von Christoph Marthalers als psychotischen Verfallsprozess schmerzhaft und subtil gedeuteten "Tristan". Dirigiert vom grundsoliden Peter Schneider. Verabschieden muss man sich auch vom Jahrhundert-"Parsifal" des Stefan Herheim. Glücklicherweise wird seine Bildersymphonie deutscher Geschichte am 11. August im Fernsehen und Kino noch einmal live übertragen und dann auf DVD gebannt. Bayreuth-Debütant Philippe Jordan dirigiert. Wie jetzt in diesen Minuten auf dem Hügel, der grünt, trotz mancher Unkenrufe.