"Der Internationale Volleyballverband ist beunruhigt, dass eine Gruppe von Frauen am Dienstagnachmittag nicht ins Stadion durften": So beantwortet Richard Baker eine Deutschlandfunk-Anfrage zu den Vorkommnissen bei der World Tour auf Kish Island. Damit bestätigt der Pressesprecher des Volleyball-Weltverbandes die Vorwürfe von Menschenrechtsorganisationen: Frauen durften nicht ins Stadion.
Der deutsche Beachvolleyballer Markus Böckermann hat gemeinsam mit seinem Partner Lars Flüggen am Turnier teilgenommen. Sein Eindruck: "Es gab offensichtlich Zwischenfälle oder Kommunikationsprobleme zwischen der Polizei und dem Abkommen der FIVB, dadurch wussten die Polizisten nicht, dass Frauen gestattet sind auf den Tribünen und wurden auch zwischendurch nicht reingelassen."
"Politisch motivierte Aktion"?
Der Welt-Verband geht nun nach eigenen Angaben Gerüchten nach, dass "die Ankunft einer großen Gruppe von Frauen eine politisch motivierte Aktion gewesen sei." Und damit die Sicherheitsbehörden herausfordert? Klingt nach Ausrede. Anderseits: Natürlich ist das Betreten eines Stadions eine politisch motivierte Aktion in einem Land, das aus religiösen Gründen Frauen das Betrachten halbnackter Männerhaut beim Sport verbietet.
Fakt ist: Der Volleyball-Weltverband hat ein Problem. Er hat ein Turnier in den Iran vergeben und dafür im Vorfeld heftige Kritik geerntet. Zu Recht, wie sich jetzt herausstellt. Denn seine Vorgaben wurden - zumindest teilweise - nicht erfüllt.
Keine Benachteiligung aufgrund des Geschlechtes. Das ist Bestandteil der Charta des Internationalen Olympischen Komitees. Auch der Volleyball-Weltverband ist diesem Regelwerk verpflichtet. Das IOC habe von anfänglichen Problemen mit dem Einlass von Frauen ins Volleyballstadion erfahren, so ein Sprecher auf Anfrage des Deutschlandfunks. Auf Nachfrage des IOC beim Internationalen Volleyballverband habe dieser bestätigt, die Probleme seien inzwischen gelöst, erklärte uns der IOC-Sprecher am Donnerstagabend.
"Es waren Frauen im Publikum"
Es waren definitiv Frauen im Publikum, sagt auch Beachvolleyballer Markus Böckermann. Seine Beobachtungen decken sich nicht mit Berichten, gerade zu Beginn des Turniers seien keine Frauen im Stadion gewesen: "Sie waren Montag und Dienstag auch auf den Tribünen, den Rest der Zeit nicht mehr. Im VIP-Bereich waren Frauen in einer Gruppe immer zu sehen. Ich kann nicht beurteilen, ob es sich um Quotenfrauen handelt."
Damit spricht Böckermann einen Punkt an, über den auch ein iranischer Journalist vor Ort berichtet hatte. Er schreibt, nur Frauen mit besonderer Einlasskarte waren im Stadion. Wer wie an diese Karten gekommen sei, bleibe undurchsichtig. Es könnten handverlesene Ehe-Frauen regionaler Politiker gewesen sein, so seine Erklärung.
Fazit: Noch viel zu tun
Eine verworrene Situation auch für den Weltverband. Dessen Offizielle hätten bei der Veranstaltung "unermüdlich mit den lokalen Behörden zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass Frauen ins Stadion dürfen", schreibt uns Pressesprecher Richard Baker.
Was bleibt vom ersten Beachvolleyball-Turnier im Iran, bei dem Frauen Zutritt haben sollten? Erstens: Erneut die weltweite Diskussion über die Gleichbehandlung von Frauen im Sport. Zweitens die Erkenntnis - es wird noch dauern, bis das erreicht ist. Drittens: Mutige Frauen haben das Versprechen des Weltverbandes auf die Probe gestellt, ihre negativen Erfahrungen verbreitet und das Thema ins öffentliche Bewusstsein getragen. Auch in das der Spieler, berichtet Markus Böckermann:
"Viele sind der Meinung, dass es gut ist, hier ein Turnier stattfinden zu lassen, trotz des eingeschränkten Zutritts von Frauen. Vielleicht ist es ein Schritt in die richtige Richtung. Darüber kann man natürlich diskutieren und es wurde auch diskutiert."