Im März findet in Katar das World-Tour-Turnier im Beachvolleyball statt. Erstmals dürfen in diesem Jahr auch Frauen an dem Event in Doha teilnehmen. Das deutsche Beachvolleyball-Duo Karla Borger und Julia Sude hat sich jedoch gegen eine Teilnahme entschieden. Der Grund ist die Kleidervorschrift. Denn die beim Beachvolleyball üblichen Sportbikinis sind in Katar verboten. Stattdessen müssen die Frauen in Shirts und langen Hosen starten – aus Respekt vor den Traditionen und der Kultur in Katar, wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet.
"Wir verrichten dort unsere Arbeit, aber unser Arbeitsoutfit wird uns verwehrt", sagte Karla Borger im Dlf. "Wir spielen bei 30 bis 40 Grad in der Mittagshitze und natürlich sind wir es gewohnt, in einem Bikini zu spielen. Das ist wirklich das einzige Land und das einzige Turnier, wo wir von einer Regierung vorgeschrieben bekommen, wie wir unsere Arbeit auszuüben haben und das kritisieren wir."
"Kann verstehen, dass einige Athletinnen teilnehmen werden"
Die Kritik richte sich auch an den Volleyball-Weltverband. "Wir hinterfragen, ob das nötig ist, dass man dort ein Turnier stattfinden lässt. Es ist definitiv etwas, was man hinterfragen muss." Der Weltverband selbst betonte, noch keine negative Rückmeldung auf das Turnier in Katar erhalten zu haben. "Bis jetzt haben wir aus dem Spielerlager noch keine Rückmeldung erhalten", sagte Borger. "ich weiß, dass einige das von Anfang an kritisch sehen. Man muss betonen, dass bis zu den Olympischen Spielen nur dieses Turnier in Doha stattfindet. Es stehen zwar weitere Turniere auf dem Programm, aber es ist nicht sicher, ob die auch wirklich stattfinden werden. Also kann ich auch verstehen, dass einige Athletinnen in Doha teilnehmen werden, weil sie Punkte für die Olympia-Qualifikation brauchen."
Ob Borger und Sude auch ohne die Kleidervorschriften in Doha teilgenommen hätten, sei eine "gute Frage", so Borger. Schließlich ist es sehr wahrscheinlich, dass sich das Duo auch ohne die Teilnahme am Turnier in Doha für die Olympischen Spielen in Tokio qualifiziert. "Gesagt hätte ich definitiv etwas, das steht fest", so Borger.
Ein Stück werden Athletinnen vor die Wahl gestellt, entweder in einem frauenfeindlichen Land zu spielen, oder die Karriere zu gefährden, findet Borger. "Uns zieht ja Olympia, das normalerweise nur alle vier Jahre stattfindet. Das heißt, wir sind ein Stück weit davon abhängig. Sei es jetzt finanziell. Wir verdienen zwar mit unserem Sport, aber unvergleichbar mit den Gehältern im Fußball. Es geht um unsere Existenz, deshalb kann ich auch nachvollziehen, dass einige Spielerinnen am Turnier in Katar teilnehmen werden."
"Es gibt einem ein komisches Gefühl"
Generell könne man beim Thema Menschenrechte in Ländern wie Katar oder China keine Abstriche machen. "Ich finde es generell als Frau komisch, sich in so Ländern zu bewegen. Es gibt einem ein komisches Gefühl. In China haben wir schon sehr oft gespielt. Zumindest die Frau ist dort vielleicht noch anders angesehen. Aber ich kann mir kein Urteil erlauben, weil ich selbst noch nie in Katar war. Ich kenne das nur aus Presse und aus Erzählungen. Aber da scheint es doch sehr schlecht auszusehen und das bestätigt mich noch einmal darin, an dem Turnier nicht teilzunehmen."
Der deutsche Volleyballverband hat sich auf Anfrage des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" bereits hinter Borger und Sude gestellt und ihre Entscheidung als nachvollziehbar bezeichnet. So ein Signal wünscht sich Borger auch vom Weltverband. "Ich glaube, dass unser Weltverband noch sehr weit hintendran ist, überhaupt auf die Athleten und Athletinnen zu hören. Sie haben ihre eigenen Regeln, wo Spielerinnen und Spieler zwar gehört werden, aber die auch klar äußern, dass es sie nicht sonderlich interessiert. Da ist es auch als Players Association sehr schwer, weiter vorzukommen, wenn man nicht von außen über die Öffentlichkeit Druck entwickelt."