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Beatles
Als die Fab Four auf der Bühne am Ende waren

Vor 50 Jahren gaben die Beatles in San Francisco ihr letztes Konzert - zumindest das letzte, für das ihre Fans zahlen mussten. Besonders gut soll der Auftritt nicht gewesen sein, erinnerten sich Besucher später. Auf einem Flohmarkt gefundene und nun ausgestellte Bilder zeigen eine müde Gruppe.

Von Nicole Markwald |
    Dave Seabury in seiner Ausstellung in einer Galerie in San Francisco.
    Dave Seabury stellt in San Francisco 72 Schwarz-Weiß-Fotos der Beatles von jenem legendären Abend 1966 aus. (Deutschlandradio / Wolfgang Stuflesser)
    Als am 29. August 1966 die ersten Takte von "Rock And Roll Music" erklangen, ahnte wohl niemand außer den Beatles selbst, dass dies das letzte Konzert der Band sein würde. Gut 30 Minuten dauerte ihr Auftritt im Candlestick Park in San Francisco. Mitten auf dem riesigen Baseballfeld stand eine relativ kleine Bühne, umgeben von einem zwei Meter hohen Drahtzaun – die hässlichste Bühne, die man sich nur vorstellen können, sagt Dave Seabury: "I don't know – it was the ugliest stage I can imagine."
    Seabury war damals 13 Jahre alt und riesiger Beatles-Fan, zum Konzert ließen ihn seine Eltern trotzdem nicht gehen. Die Arena war nur halb gefüllt, gerade mal 25.000 Tickets hatte die Band verkauft. Vor 30 Jahren machte Dave Seabury dann eine Flohmarktentdeckung, die ihn vielleicht ein wenig entschädigte: Für einen Dollar kaufte er einen alten Kontaktabzug. Darauf: 72 Schwarz-Weiß-Fotos der Beatles von jenem legendären Abend 1966.
    Ausstellung in San Francisco
    Bis heute hat Seabury nicht herausfinden können, wer die Bilder geschossen hat. Vielleicht löst sich das Rätsel bald. Zum 50-jährigen Jubiläum des Konzerts hat der Künstler nämlich die Bilder nachbessern und abziehen lassen und stellt diese nun gemeinsam mit seiner Frau in einer Galerie in San Francisco aus. "Beatles: Lost and Found Photos" heißt seine Ausstellung, die er per Crowdfunding finanziert hat. Nein, sagt Seabury, er könne in den Gesichtern von John, Paul, George und Ringo nicht ablesen, dass sie am Ende waren, aber:
    "Ich sehe eine unglaubliche Müdigkeit. Sie waren am Ende einer unglaublich anstrengenden Tour angelangt, auf den Philippinen haben sie um ihr Leben gefürchtet, dann hat John Lennon noch den Spruch rausgelassen, 'Die Beatles seien populärer als Jesus'. Sie waren kaputt. Es gibt Aufnahmen, auf denen sie glücklich aussehen, aber insgesamt wirken sie ausgepowert."
    Nur noch einmal nahm die Band vor Publikum die Instrumente in die Hand
    Der Ausstellungsraum wirkt wie eine Lagerhalle aus Wellblech – eine Vergrößerung des Kontaktabzugs mit den 72 Aufnahmen nimmt fast eine komplette Wand ein. Daneben: wunderbar scharfe Portraitbilder der vier Musiker. Die Beatles zogen ohne viel Federlesen ihre Show durch. Zwischen den insgesamt elf Songs machten sie nur kurze Ansagen, entschuldigten sich zwei Mal für das schlechte Wetter. Dass es diese Tonaufnahmen überhaupt gibt, wenn auch in schlechter Qualität, ist Paul McCartney zu verdanken. Er bat den Pressemann der Band, Tony Barrow, das Konzert mitzuschneiden. Der hielt dann einen Kassettenrekorder in die Luft.
    Als die erste Seite der Kassette nach 30 Minute voll war, reißt die Aufnahme ab. Da hatten die Beatles schon "Long Tall Sally" angestimmt – ohnehin das letzte Lied dieses letzten Auftritts. Über die Jahre hat Dave Seabury mit vielen gesprochen, die an jenem Abend im Candlestick Park dabei waren: "Viele erinnern sich, dass es kein besonders gutes Konzert war. Wegen der Schreie der Mädchen konnte man die Musik schlecht hören, es war sehr kalt und windig. Wer auf den Rängen saß, hat vermutlich ein paar Klänge und darüber viel Geschrei gehört."
    Nach dem Ende des Konzerts fuhr eine Limousine vor, die Beatles stiegen ein und verließen den Candlestick Park. Nur noch einmal nahm die Band vor Publikum die Instrumente in die Hand, 1969 beim legendären Londoner "Rooftop Concert" auf dem Dach der Plattenfirma Apple. Weil das allerdings nicht angekündigt war und kein Eintritt gezahlt werden musste, zählt es offiziell nicht als Konzert.